Osteopathie: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Bezeichnungen '''Osteopathie''' (von griechisch: ὀστέον /ostéon (Knochen) und griechisch πάθος /páthos (Leiden)), ''osteopathische Medizin'' und ''osteopathische Behandlung'' beschreiben im Bereich der [[Alternativmedizin|Alternativmedizin]] verschiedene Krankheits- und Behandlungskonzepte. | Die Bezeichnungen '''Osteopathie''' (von griechisch: ὀστέον /ostéon (Knochen) und griechisch πάθος /páthos (Leiden)), ''osteopathische Medizin'' und ''osteopathische Behandlung'' beschreiben im Bereich der [[Alternativmedizin|Alternativmedizin]] verschiedene Krankheits- und Behandlungskonzepte. | ||
− | In Europa werden darunter unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers, ausgeführt werden. Die Bezeichnungen „Manuelle Medizin“, „Manualtherapie“, „Chirotherapie“ und „Chiropraktik“ werden teils synonym gebraucht. Wirkungsnachweise gibt es nur für wenige der Indikationen, die der Osteopathie zugeschrieben werden. | + | In Europa werden darunter unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers, ausgeführt werden. Die Bezeichnungen „Manuelle Medizin“, „Manualtherapie“, „Chirotherapie“ und „Chiropraktik“ werden teils synonym gebraucht. Wirkungsnachweise gibt es nur für wenige der Indikationen, die der Osteopathie zugeschrieben werden. <ref name="baek1"> |
+ | {{Literatur | Titel=Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren | Sammelwerk=[[Deutsches Ärzteblatt]] | Verlag=[[Deutscher Ärzte-Verlag]] | Band=106 | Nummer=46 | Datum=2009-11-13 | Seiten=A-2325/B-1997/C-1941 | Online=[http://www.aerzteblatt.de/archiv/66809/Wissenschaftliche-Bewertung-osteopathischer-Verfahren Online] | Abruf=2015-02-09}} | ||
+ | </ref><ref>Max Geiser: ''[https://saez.ch/de/resource/jf/journal/file/download/article/saez.2007.12684/2007-17-039.pdf/ Die Rückkehr zur Vernunft im Gesundheitswesen des 21. Jahrhunderts]{{Toter Link|url=https://saez.ch/de/resource/jf/journal/file/download/article/saez.2007.12684/2007-17-039.pdf/ |date=2019-04 |archivebot=2019-04-19 14:28:17 InternetArchiveBot }}'' In: ''Schweizerische Ärztezeitung.'' Band 88, Nummer 17, 2007, S. 758–760 (PDF; 190 kB)</ref> | ||
− | Im angloamerikanischen Sprachraum, speziell in den USA, steht der Begriff {{lang|en|osteopathy}} für ein Diagnose- und Therapiekonzept, das auf den US-amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still zurückgeht. Still prägte 1885 auch den Begriff ''osteopathy''. | + | Im angloamerikanischen Sprachraum, speziell in den USA, steht der Begriff {{lang|en|osteopathy}} für ein Diagnose- und Therapiekonzept, das auf den US-amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still zurückgeht. Still prägte 1885 auch den Begriff ''osteopathy''.<ref name="baek1" /> Stills Konzept beruht zumindest teilweise auf Annahmen, die im Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehen. Die in den USA existierende Ausbildung zum {{lang|en|Doctor of Osteopathic Medicine, D. O'|de=Osteopathischer Arzt}},<ref>{{Webarchiv | url=http://www.dgom.info/osteopath_medizin.html | wayback=20101017125848 | text=Entstehung der Osteopathie}} Deutsche Gesellschaft für Osteopathische Medizin.</ref> orientiert sich allerdings an der wissenschaftlichen Medizin. |
− | Seit dem 1. Januar 2012 übernehmen in Deutschland einige der gesetzlichen Krankenkassen für Pflichtversicherte einen Teil der Behandlungskosten. | + | Seit dem 1. Januar 2012 übernehmen in Deutschland einige der gesetzlichen Krankenkassen für Pflichtversicherte einen Teil der Behandlungskosten.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.test.de/Gesetzliche-Krankenversicherung-Jetzt-zahlt-die-Kasse-mehr-4465036-0/ |titel=Gesetzliche Krankenversicherung – Jetzt zahlt die Kasse mehr |autor=Stiftung Warentest |werk=test.de |datum=2012-11-13 |zugriff=2015-02-09}}</ref> Voraussetzung hierfür ist eine formlose ärztliche Bescheinigung der Notwendigkeit und eine anerkannte berufliche Qualifikation des Behandlers. Die meisten privaten Krankenversicherungen übernehmen die Kosten osteopathischer Leistungen. Der Grund für die Kostenübernahme durch die Krankenkassen liegt jedoch nicht, wie bei evidenzbasierten Behandlungsmethoden, in einem Nachweis der Wirkung der Osteopathie - gerade bei der Behandlung von Säuglingen oder Kindern -, sondern ist als Marketing der Kassen zu betrachten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/berufspolitik/article/834808/marketing-kassen-paediater-lehnen-osteopathie-ab.html |titel='Marketing' der Kassen: Pädiater lehnen [[Osteopathie|Osteopathie]] ab |abruf=2019-08-28}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/berufspolitik/article/863029/osteopathie-kbv-kritisiert-teures-kassen-marketing.html |titel=Osteopathie: KBV kritisiert teures Kassen-Marketing |abruf=2019-08-28}}</ref><ref name=":0">{{Literatur |Autor=Josephina Maier |Titel=Osteopathie: In guten Händen? |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2016-08-21 |ISSN=0044-2070 |Online=https://www.zeit.de/2016/33/osteopathie-babies-orthopaedie-gesundheit-medizin-saeuglinge/komplettansicht |Abruf=2019-11-25}}</ref> |
== Grundlagen nach Andrew Taylor Still und Theorie == | == Grundlagen nach Andrew Taylor Still und Theorie == | ||
− | Die auf den US-amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still zurückgehenden grundlegenden konzeptionellen Annahmen in der Osteopathie entsprechen einem historisch begründeten, philosophischen Gedankengebäude. Die naturwissenschaftliche Ausrichtung ist entsprechend dem Wissenschaftsverständnis seiner Zeit stark mechanistisch geprägt, wobei er versucht, zur Entstehungszeit seines Ansatzes (ca. 1860–1875) damals noch unbekannte physiologische und immunologische Zusammenhänge mit seiner mechanistischen Sprache auszudrücken. Da Stills Sprache einen stark narrativen und philosophischen Charakter hat, ist die ärztliche und naturwissenschaftliche Beurteilung aus heutiger Sicht nur bei guter Kenntnis der soziokulturellen Bedingungen des 19. Jahrhunderts, insbesondere des amerikanischen Grenzlandes, sowie unter primärer Berücksichtigung der von ihm kernhaft aufgeführten philosophischen Aspekte möglich. Eine umfassende Quellenstudie in diesem Kontext steht noch aus, weshalb Aussagen über Stills Ansatz grundsätzlich kritisch zu betrachten sind. | + | Die auf den US-amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still zurückgehenden grundlegenden konzeptionellen Annahmen in der Osteopathie entsprechen einem historisch begründeten, philosophischen Gedankengebäude. Die naturwissenschaftliche Ausrichtung ist entsprechend dem Wissenschaftsverständnis seiner Zeit stark mechanistisch geprägt, wobei er versucht, zur Entstehungszeit seines Ansatzes (ca. 1860–1875) damals noch unbekannte physiologische und immunologische Zusammenhänge mit seiner mechanistischen Sprache auszudrücken. Da Stills Sprache einen stark narrativen und philosophischen Charakter hat, ist die ärztliche und naturwissenschaftliche Beurteilung aus heutiger Sicht nur bei guter Kenntnis der soziokulturellen Bedingungen des 19. Jahrhunderts, insbesondere des amerikanischen Grenzlandes, sowie unter primärer Berücksichtigung der von ihm kernhaft aufgeführten philosophischen Aspekte möglich. Eine umfassende Quellenstudie in diesem Kontext steht noch aus, weshalb Aussagen über Stills Ansatz grundsätzlich kritisch zu betrachten sind.<ref name="Gedanken zu A.T. Stills Philosophie der Osteopathie">Christian Hartmann: ''Gedanken zu A. T. Stills Philosophie der [[Osteopathie|Osteopathie]].'' JOLANDOS, 2016, S. 89–124, ISBN 978-3-936679-95-3</ref> |
− | Zu Stills grundlegenden Annahmen gehören, dass der Körper als Funktionseinheit betrachtet werde und aufgrund einer dem Menschen übergeordneten Intelligenz, die sich im Leben ausdrückt, grundsätzlich zur Selbstregulierung fähig sei, dass sämtliche Körperfunktionen von der Ent- und Versorgung durch das Nerven- und Gefäßsystem abhängen und dass eine Heilung nur durch die Förderung der Selbstheilungskräfte des Körpers möglich sei. Auf abstrakter Ebene sind manche seiner Postulate durchaus kompatibel mit heutigem naturwissenschaftlichem Denken. So ist es auch möglich, Stills ursprüngliche Annahmen im Sinne allgemeiner Grundprinzipien und nicht als eigenständiges Gedankengebäude (wie beispielsweise die anthroposophische oder die traditionelle chinesische Medizin) zu interpretieren. | + | Zu Stills grundlegenden Annahmen gehören, dass der Körper als Funktionseinheit betrachtet werde und aufgrund einer dem Menschen übergeordneten Intelligenz, die sich im Leben ausdrückt, grundsätzlich zur Selbstregulierung fähig sei, dass sämtliche Körperfunktionen von der Ent- und Versorgung durch das Nerven- und Gefäßsystem abhängen und dass eine Heilung nur durch die Förderung der Selbstheilungskräfte des Körpers möglich sei. Auf abstrakter Ebene sind manche seiner Postulate durchaus kompatibel mit heutigem naturwissenschaftlichem Denken. So ist es auch möglich, Stills ursprüngliche Annahmen im Sinne allgemeiner Grundprinzipien und nicht als eigenständiges Gedankengebäude (wie beispielsweise die anthroposophische oder die traditionelle chinesische Medizin) zu interpretieren.<ref name="baek1" /> |
Still hat in seinen Publikationen die Grundlagen der „osteopathischen Theorie“, von ihm auch als Philosophie bezeichnet, formuliert. Er geht davon aus, dass der Körper eine Funktionseinheit bildet. Störungen in einem Bereich wirken sich auch auf andere Bereiche aus; durch die Behandlung des Knochengerüstes und des Bewegungsapparates sollen sich daher Störungen des Organismus beheben lassen. Stills vier wesentliche Grundannahmen sind: | Still hat in seinen Publikationen die Grundlagen der „osteopathischen Theorie“, von ihm auch als Philosophie bezeichnet, formuliert. Er geht davon aus, dass der Körper eine Funktionseinheit bildet. Störungen in einem Bereich wirken sich auch auf andere Bereiche aus; durch die Behandlung des Knochengerüstes und des Bewegungsapparates sollen sich daher Störungen des Organismus beheben lassen. Stills vier wesentliche Grundannahmen sind: | ||
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*Der Körper besitzt die Fähigkeit zur Selbstregulation. | *Der Körper besitzt die Fähigkeit zur Selbstregulation. | ||
− | Nach Still hängen alle Körperfunktionen von der Ver- und Entsorgung durch das Gefäß- und Nervensystem ab. Arterienverkalkung, blockierte Gelenke oder verspannte Muskeln können die Versorgung des Körpers durch den Blutkreislauf und das Lymphsystem behindern und führen zu Symptomen. Bei Störungen der Versorgung wird der Körper laut Still versuchen, dies zu kompensieren. Der Osteopath kann nach seiner Theorie mit den Händen die Grundspannung von Muskeln, Knochen und Gelenken feststellen und so gestörte Funktionen erkennen. Nach Auffassung Stills heilt sich der Körper bei Störungen grundsätzlich selbst, und es ist nicht möglich, ihn von außen zu heilen. Die Osteopathie soll die Selbstheilungskräfte aktivieren und fördern. | + | Nach Still hängen alle Körperfunktionen von der Ver- und Entsorgung durch das Gefäß- und Nervensystem ab. Arterienverkalkung, blockierte Gelenke oder verspannte Muskeln können die Versorgung des Körpers durch den Blutkreislauf und das Lymphsystem behindern und führen zu Symptomen. Bei Störungen der Versorgung wird der Körper laut Still versuchen, dies zu kompensieren. Der Osteopath kann nach seiner Theorie mit den Händen die Grundspannung von Muskeln, Knochen und Gelenken feststellen und so gestörte Funktionen erkennen. Nach Auffassung Stills heilt sich der Körper bei Störungen grundsätzlich selbst, und es ist nicht möglich, ihn von außen zu heilen. Die Osteopathie soll die Selbstheilungskräfte aktivieren und fördern.<ref>{{Internetquelle | autor=K. W. Seifert | url=http://www.paracelsus.de/heilv/natur_46.html | titel=Die [[Osteopathie|Osteopathie]] | zugriff=2013-08-17 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20130527150816/http://www.paracelsus.de/heilv/natur_46.html | archiv-datum=2013-05-27 | offline=ja | archiv-bot=2019-04-19 14:28:17 InternetArchiveBot }}</ref> |
− | Allgemein gehen Osteopathen grundlegend davon aus, dass eine perfekte Ausrichtung des muskuloskelettalen Systems Hindernisse in Blut- und Lymphgefäßen eliminiert und so zu einem optimalen Gesundheitszustand führt. Zum Erreichen der idealen Ausrichtung wurde eine Reihe manipulativer Techniken entwickelt. | + | Allgemein gehen Osteopathen grundlegend davon aus, dass eine perfekte Ausrichtung des muskuloskelettalen Systems Hindernisse in Blut- und Lymphgefäßen eliminiert und so zu einem optimalen Gesundheitszustand führt. Zum Erreichen der idealen Ausrichtung wurde eine Reihe manipulativer Techniken entwickelt.<ref name="books-sqsNNg5d0q0C-84">Edzard Ernst, D. Eisenberg: ''Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin'', S. 84 ({{Google Buch|BuchID=sqsNNg5d0q0C|Seite=84}})</ref><ref>Emil P. Lesho: ''An Overview of Osteopathic Medicine.'' In: ''Arch Fam Med.'' Band 8, 1999, S. 477–484, PMID 10575385</ref> |
Abhängig von den betrachteten anatomischen Strukturen und den postulierten Funktionsmechanismen kann die Osteopathie in drei Bereiche eingeteilt werden: | Abhängig von den betrachteten anatomischen Strukturen und den postulierten Funktionsmechanismen kann die Osteopathie in drei Bereiche eingeteilt werden: | ||
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− | Die parietale Osteopathie geht in ihren Grundzügen auf Andrew Taylor Still (1828–1917), die viszerale auf H. V. Hoover oder M. D. Young in den 1940er-Jahren, die [[Cranio-Sacral-Therapie|Cranio-Sacral-Therapie]] auf William Garner Sutherland (1873–1954, Schüler von Andrew Taylor Still) und John E. Upledger zurück. | + | Die parietale Osteopathie geht in ihren Grundzügen auf Andrew Taylor Still (1828–1917), die viszerale auf H. V. Hoover oder M. D. Young in den 1940er-Jahren, die [[Cranio-Sacral-Therapie|Cranio-Sacral-Therapie]] auf William Garner Sutherland (1873–1954, Schüler von Andrew Taylor Still) und John E. Upledger zurück.<ref name="baek1" /> |
− | Bei der [[Cranio-Sacral-Therapie|Cranio-Sacral-Therapie]], die sich ihrerseits in mehrere Richtungen unterteilt, finden Handgrifftechniken (meist an Schädel und Kreuzbein) Verwendung, mit deren Hilfe eigenständige inhärente Rhythmen des menschlichen Organismus (primärer respiratorischer Mechanismus – PRM) harmonisiert werden sollen. In den 1970er Jahren wurde das ursprüngliche Konzept von Upledger um die Theorie der sogenannten „Energie-Zysten“ erweitert und mit einer alternativen Psychotherapie kombiniert. | + | Bei der [[Cranio-Sacral-Therapie|Cranio-Sacral-Therapie]], die sich ihrerseits in mehrere Richtungen unterteilt, finden Handgrifftechniken (meist an Schädel und Kreuzbein) Verwendung, mit deren Hilfe eigenständige inhärente Rhythmen des menschlichen Organismus (primärer respiratorischer Mechanismus – PRM) harmonisiert werden sollen. In den 1970er Jahren wurde das ursprüngliche Konzept von Upledger um die Theorie der sogenannten „Energie-Zysten“ erweitert und mit einer alternativen Psychotherapie kombiniert.<ref name="baek1" /> |
== Osteopathie bei Tieren == | == Osteopathie bei Tieren == | ||
− | Als Vorreiter und Mitbegründer bei der Osteopathie bei Pferden gelten der belgische Physiotherapeut und Osteopath Pascal Evrard sowie der französische Tierarzt Dominique Giniaux. | + | Als Vorreiter und Mitbegründer bei der Osteopathie bei Pferden gelten der belgische Physiotherapeut und Osteopath Pascal Evrard sowie der französische Tierarzt Dominique Giniaux.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.thieme.de/de/tiermedizin/osteopathie-17140.htm |titel=Osteopathie in der Tiermedizin - Sonntag Verlag - Ganzheitliche Tiermedizin |abruf=2019-12-01 |sprache=de-DE}}</ref> |
− | Seit 1997 gibt es in Dülmen das ''Deutsche Institut für Pferdeosteopathie (DIPO)'', das auch Ausbildungen für Pferdeosteopathen und seit 2005 auch für Hundeosteopathen anbietet. Gegründet wurde das Institut von Beatrix Schulte Wien. | + | Seit 1997 gibt es in Dülmen das ''Deutsche Institut für Pferdeosteopathie (DIPO)'', das auch Ausbildungen für Pferdeosteopathen und seit 2005 auch für Hundeosteopathen anbietet. Gegründet wurde das Institut von Beatrix Schulte Wien.<ref>Deutsches Institut für Pferdeosteopathie [https://www.osteopathiezentrum.de]</ref><ref>Beatrix Schulte Wien und Irina Keller: ''Osteopathie für Pferde'', Kosmos Verlag Stuttgart 2019, ISBN 978-3-440-15595-0 </ref> |
== Behandlung == | == Behandlung == | ||
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== Begriffsabgrenzung/Definition == | == Begriffsabgrenzung/Definition == | ||
− | Die Osteopathie im deutschsprachigen Raum orientiert sich bezüglich des Einsatzes entsprechender Verfahren an den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung in den Bereichen Anatomie und Neurophysiologie, die Osteopathie im US-amerikanischen Sinne am {{"|[…] besonderen Menschenbild der „Osteopathie“ US-amerikanischer Prägung […]}} (Zitat von | + | Die Osteopathie im deutschsprachigen Raum orientiert sich bezüglich des Einsatzes entsprechender Verfahren an den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung in den Bereichen Anatomie und Neurophysiologie, die Osteopathie im US-amerikanischen Sinne am {{"|[…] besonderen Menschenbild der „Osteopathie“ US-amerikanischer Prägung […]}} (Zitat von<ref name="baek1" />). Die Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) unterscheidet in ihrem Positionspapier ebenfalls zwischen wirksamen osteopathischen Techniken, deren Grundlage neurophysiologisch nachvollziehbare Denkmodelle sind (z. B. manuelle Medizin) und solchen, deren Erklärungsansätze im Widerspruch zur modernen naturwissenschaftlichen Forschung stehen.<ref name="q1">{{Webarchiv|url=http://www.dgmm.de/manu.htm |wayback=20071009123953 |text=Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) zur [[Osteopathie|Osteopathie]]. |archiv-bot=2019-04-19 14:28:17 InternetArchiveBot }} 2006.</ref> |
− | Im deutschsprachigen Raum werden heutzutage unter dem Begriff ''Osteopathie'' verschiedene Formen von Diagnose und Therapie reversibler Funktionsstörungen des aktiven und passiven Bewegungsapparates verwendet. Dazu gehören Manuelle Medizin, Chirotherapie, [[Chiropraktik|Chiropraktik]], Manualtherapie, osteopathische Medizin und Manipulationstherapie. Außerhalb der USA stellt die Osteopathie keine eigenständige Behandlungsmethode dar. Als Verfahren beziehungsweise Methode ist sie jedoch in zahlreichen Ländern ohne das historische Konzept verbreitet. | + | Im deutschsprachigen Raum werden heutzutage unter dem Begriff ''Osteopathie'' verschiedene Formen von Diagnose und Therapie reversibler Funktionsstörungen des aktiven und passiven Bewegungsapparates verwendet. Dazu gehören Manuelle Medizin, Chirotherapie, [[Chiropraktik|Chiropraktik]], Manualtherapie, osteopathische Medizin und Manipulationstherapie. Außerhalb der USA stellt die Osteopathie keine eigenständige Behandlungsmethode dar. Als Verfahren beziehungsweise Methode ist sie jedoch in zahlreichen Ländern ohne das historische Konzept verbreitet.<ref name="Springer_Lexikon_Medizin">Peter Reuter: ''Springer Lexikon Medizin.'' Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1, S. 1596.</ref><ref name="baek1" /> |
− | Im angloamerikanischen Sprachraum finden sich die Begriffe ''osteopathic medicine'', | + | Im angloamerikanischen Sprachraum finden sich die Begriffe ''osteopathic medicine'',<ref name="books-sWL76bap44cC-313">Roche Lexikon Medizin, Urban&Fischer Verlag, 2003, S. 1382, ISBN 3-437-15150-9 ({{Google Buch |BuchID=sWL76bap44cC |Seite=313}})</ref> ''chiropractic''<ref name="Roche_Lexikon_Medizin" /> und ''osteopathy''<ref name="Springer_Lexikon_Medizin" /> als mögliche Übersetzungen. |
− | Häufig werden in der Literatur auch weitere Begriffe unter dem Hyperonym „Osteopathie“ subsumiert. Dazu gehört beispielsweise die in den 1930er Jahren entstandene [[Cranio-Sacral-Therapie|Cranio-Sacral-Therapie]], deren Grundlagen im Gegensatz zu den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft stehen, | + | Häufig werden in der Literatur auch weitere Begriffe unter dem Hyperonym „Osteopathie“ subsumiert. Dazu gehört beispielsweise die in den 1930er Jahren entstandene [[Cranio-Sacral-Therapie|Cranio-Sacral-Therapie]], deren Grundlagen im Gegensatz zu den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft stehen,<ref name="books-HiDohruHJwUC-214-64">I. Oepen: ''Lexikon der Parawissenschaften: Astrologie, [[Esoterik|Esoterik]], Okkultismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet.'' Band 3 der Schriftenreihe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, LIT Verlag, Berlin/Hamburg/Münster 1999, S. 64, ISBN 3-8258-4277-0 ({{Google Buch |BuchID=HiDohruHJwUC |Seite=214}})</ref><ref>S. E. Hartman u. a.: ''Craniosacral Therapy Is Not Medicine.'' In: ''PHYS THER'' Band 82, Nummer 11, 2002, S. 1146–1147, {{Webarchiv|url=http://www.ptjournal.org/cgi/content/full/82/11/1146 |wayback=20070703032050 |text=hier online |archiv-bot=2019-04-19 14:28:17 InternetArchiveBot }}</ref> und deren Einsatz als „besondere Art der Körpermassage“ bei spezifischen pädiatrischen Krankheitsbildern wie „Lern- und Entwicklungsstörungen“ von der Gesellschaft für Neuropädiatrie abgelehnt wird.<ref>D. Karch u. a.: ''Kraniosakraltherapie'', Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie, ({{Webarchiv|url=http://www.neuropaediatrie.com/uploads/media/Kranio_lang.pdf |wayback=20111025135357 |text=PDF-Datei |archiv-bot=2019-04-19 14:28:17 InternetArchiveBot }})</ref> |
International ist die Begriffsabgrenzung schwierig, da in verschiedenen Ländern unterschiedliche Berufsgruppen unterschiedliche Behandlungsformen als Osteopathie bezeichnen und darüber hinaus auch die Lehre uneinheitlich ist; es werden verschiedenste Zertifikate und Diplome in diesem Bereich verliehen. Weltweit betrachtet wenden (Fach-)Ärzte (im europäischen Sinne), Doctors of Osteopathy (D. O., USA), nichtärztliche Osteopathen (vergleichbar mit dem deutschen [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]] – z. B. England), [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]], Physiotherapeuten, Masseure, Diplomsportlehrer und andere nichtmedizinische Berufsgruppen Osteopathie an. | International ist die Begriffsabgrenzung schwierig, da in verschiedenen Ländern unterschiedliche Berufsgruppen unterschiedliche Behandlungsformen als Osteopathie bezeichnen und darüber hinaus auch die Lehre uneinheitlich ist; es werden verschiedenste Zertifikate und Diplome in diesem Bereich verliehen. Weltweit betrachtet wenden (Fach-)Ärzte (im europäischen Sinne), Doctors of Osteopathy (D. O., USA), nichtärztliche Osteopathen (vergleichbar mit dem deutschen [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]] – z. B. England), [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]], Physiotherapeuten, Masseure, Diplomsportlehrer und andere nichtmedizinische Berufsgruppen Osteopathie an. | ||
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Die Darstellung in deutschsprachigen Standardwerken ist nicht ganz einheitlich. So beschreibt ein Lexikon (Springer Lexikon Medizin), dass bei der Osteopathie Subluxationen, die Einklemmung von Wurzelfasern bewirken sollen, Gegenstand der Behandlung seien. Diese Subluxationen würden dabei in der Osteopathie ihrerseits für „fassbare Symptome“ wie Schmerz und Fehlhaltung, aber auch für andere Erscheinungen wie Menstruation | Die Darstellung in deutschsprachigen Standardwerken ist nicht ganz einheitlich. So beschreibt ein Lexikon (Springer Lexikon Medizin), dass bei der Osteopathie Subluxationen, die Einklemmung von Wurzelfasern bewirken sollen, Gegenstand der Behandlung seien. Diese Subluxationen würden dabei in der Osteopathie ihrerseits für „fassbare Symptome“ wie Schmerz und Fehlhaltung, aber auch für andere Erscheinungen wie Menstruation | ||
<nowiki>sstörungen</nowiki> | <nowiki>sstörungen</nowiki> | ||
− | oder Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich gemacht. Insbesondere letzteres würde in der Fachliteratur vielfach kritisiert, zumal bei einer Manipulationsbehandlung der Wirbelsäule erhebliche unerwünschte Auswirkungen (z. B. Querschnittslähmung) nicht definitiv ausgeschlossen werden könnten. | + | oder Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich gemacht. Insbesondere letzteres würde in der Fachliteratur vielfach kritisiert, zumal bei einer Manipulationsbehandlung der Wirbelsäule erhebliche unerwünschte Auswirkungen (z. B. Querschnittslähmung) nicht definitiv ausgeschlossen werden könnten.<ref name="Springer_Lexikon_Medizin" /> Ein anderes (Roche Lexikon Medizin) beschreibt darüber hinaus, dass Diagnostik und Therapie der funktionellen Bewegungsstörungen („Schlüsselbegriff Blockierung“) zum Zwecke der Linderung von Schmerzen, Mobilisierung und Entspannung der Muskulatur durch Handgrifftechniken erfolge. Zudem unterscheidet es zwischen „Weichteiltechniken“, sogenannten „osteopathischen Techniken“, aktiven und passiven Mobilisationstechniken (Mobilisationstherapie), sowie Manipulationstechniken (chirotherapeutische Technik). Auch konkrete Kontraindikationen wie destruktive Krankheitsprozesse werden dort genannt.<ref name="Roche_Lexikon_Medizin">Roche Lexikon Medizin, Urban&Fischer Verlag, 2003, S. 313, ISBN 3-437-15150-9 ({{Google Buch |BuchID=sWL76bap44cC |Seite=313}})</ref> Daneben werden im „Lexikon der Parawissenschaften“ Osteopathie und [[Chiropraktik|Chiropraktik]] als nicht-ärztliche Form der Behandlung dargestellt, die zur ärztlichen Behandlungsmethode Chirotherapie ''(Syn. Manuelle Medizin)'' weiterentwickelt worden sei.<ref name="books-HiDohruHJwUC-214-60">I. Oepen: ''Lexikon der Parawissenschaften: Astrologie, [[Esoterik|Esoterik]], Okkultismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet''. Band 3 von Schriftenreihe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 1999, S. 60, ISBN 3-8258-4277-0 ({{Google Buch |BuchID=HiDohruHJwUC |Seite=214}})</ref> |
== Studienlage und Kritik == | == Studienlage und Kritik == | ||
− | Der Nachweis der Effektivität der Behandlung in den einzelnen Teilbereichen ist sehr unterschiedlich. Aussagekräftige Studien (auf konkrete Indikationen bezogen und mit moderaten Evidenzgrad) existieren für die parietale Osteopathie (das Bewegungssystem betreffend) in ausreichender Zahl, sind für die viszerale (das Eingeweide betreffende) Osteopathie spärlich und im Teilbereich der cranio-sacralen (schädel-kreuzbeinbetreffenden) Osteopathie | + | Der Nachweis der Effektivität der Behandlung in den einzelnen Teilbereichen ist sehr unterschiedlich. Aussagekräftige Studien (auf konkrete Indikationen bezogen und mit moderaten Evidenzgrad) existieren für die parietale Osteopathie (das Bewegungssystem betreffend) in ausreichender Zahl, sind für die viszerale (das Eingeweide betreffende) Osteopathie spärlich und im Teilbereich der cranio-sacralen (schädel-kreuzbeinbetreffenden) Osteopathie<ref>{{Literatur |Autor=Albin Guillaud et al. |Titel=Reliability of Diagnosis and Clinical Efficacy of Cranial Osteopathy: A Systematic Review |Sammelwerk=PloS One |Band=11 |Nummer=12 |Datum=2016 |DOI=10.1371/journal.pone.0167823 |PMC=5147986 |PMID=27936211 |Seiten=e0167823}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Edzard Ernst |Titel=Craniosacral therapy: a systematic review of the clinical evidence |Hrsg= |Sammelwerk=Focus on Alternative and Complementary Therapies |Band=17 |Nummer=4 |Auflage= |Datum=2012-10-18 |DOI=10.1111/j.2042-7166.2012.01174.x |Seiten=197–201 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.2042-7166.2012.01174.x |Abruf=2019-11-26}}</ref> nicht bekannt. |
− | Dafür, dass die parietale Osteopathie bei Rückenschmerzen hilfreich sein kann, gibt es einige Hinweise, besonders in akuten und subakuten Stadien. Eine Meta-Analyse von 2014 verglich die Osteopathie der US-amerikanischen Schule mit diversen Behandlungen (inklusive auch ohne Behandlung oder mit scheinbarer Behandlung) bei Patienten mit akuten oder chronischen unspezifischen Rückenschmerzen. Sie kam zu dem Schluss, dass osteopathische Behandlungen nicht nur den Schmerz effektiv verringern, sondern auch die Fähigkeiten des Ausübens täglicher Arbeit verbessern kann. | + | Dafür, dass die parietale Osteopathie bei Rückenschmerzen hilfreich sein kann, gibt es einige Hinweise, besonders in akuten und subakuten Stadien. Eine Meta-Analyse von 2014 verglich die Osteopathie der US-amerikanischen Schule mit diversen Behandlungen (inklusive auch ohne Behandlung oder mit scheinbarer Behandlung) bei Patienten mit akuten oder chronischen unspezifischen Rückenschmerzen. Sie kam zu dem Schluss, dass osteopathische Behandlungen nicht nur den Schmerz effektiv verringern, sondern auch die Fähigkeiten des Ausübens täglicher Arbeit verbessern kann.<ref name="PMID25175885">H. Franke, J. D. Franke, G. Fryer: ''Osteopathic manipulative treatment for nonspecific low back pain: a systematic review and meta-analysis.'' In: ''BMC musculoskeletal disorders.'' Band 15, 2014, {{ISSN|1471-2474}}, S. 286, {{DOI|10.1186/1471-2474-15-286}}, PMID 25175885, {{PMC|4159549}}.</ref> Dies konnte auch bei Rückenschmerzen schwangerer Frauen und bei Frauen nach der Entbindung nachgewiesen werden. Jedoch ging diese Wirkung nicht über 3 Monate hinaus.<ref>{{Literatur |Autor=Ferran CUENCA-MARTÍNEZ, Sara CORTÉS-AMADOR, Gemma Victoria ESPÍ-LÓPEZ |Titel=Effectiveness of classic physical therapy proposals for chronic non-specific low back pain: a literature review |Hrsg= |Sammelwerk=Physical Therapy Research |Band=21 |Nummer=1 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2018-03-20 |ISBN= |DOI=10.1298/ptr.E9937 |PMC=6055602 |PMID=30050749 |Seiten=16–22}}</ref><ref name="PMID25175885" /> Darüber hinaus räumten die Autoren ein, dass es Probleme mit der Verblindung gab, was die Ergebnisse verzerren kann. Außerdem war die Anzahl der untersuchten Patienten gering. Schließlich fehlen große, qualitativ hochwertige randomisierte Studien. Über Nebenwirkungen der osteopathischen Behandlung wurde nicht berichtet. |
− | Der IGeL-Monitor des MDS (Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen) hat 2018 die Studienlage zu „Osteopathie bei unspezifischen Kreuzschmerzen“ analysiert und mit „unklar“ bewertet. Die Wissenschaftler fanden keine Hinweise auf Schäden, aber auch keine auf einen Nutzen. Die Studien zeigten trotz einzelner positiver Ergebnisse nicht, dass die Osteopathie hilfreicher sei als die von den Kassen bezahlten Behandlungen. | + | Der IGeL-Monitor des MDS (Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen) hat 2018 die Studienlage zu „Osteopathie bei unspezifischen Kreuzschmerzen“ analysiert und mit „unklar“ bewertet. Die Wissenschaftler fanden keine Hinweise auf Schäden, aber auch keine auf einen Nutzen. Die Studien zeigten trotz einzelner positiver Ergebnisse nicht, dass die Osteopathie hilfreicher sei als die von den Kassen bezahlten Behandlungen.<ref>IGeL-Monitor, ''[https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/osteopathie-bei-unspezifischen-kreuzschmerzen.html Bewertung der [[Osteopathie|Osteopathie]] bei unspezifischen Kreuzschmerzen]'', abgerufen am 2. November 2018.</ref> |
− | Die Evidenz aus klinischen Studien für andere Indikationen ist nur spärlich vorhanden und nicht zwingend. | + | Die Evidenz aus klinischen Studien für andere Indikationen ist nur spärlich vorhanden und nicht zwingend.<ref name="q1003-4">E. Edzard, D. Eisenberg: ''Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin'', S. 84 f. ({{Google Buch|BuchID=sqsNNg5d0q0C|Seite=84}})</ref> Review-Artikeln zufolge ergaben sich nur wenige Evidenzen auf den Nutzen osteopathischer Therapieformen sowohl bei Kopf- und Rückenschmerz<ref name="q1003-2">G. Bronfort, N. Nilsson u. a.: ''Non-invasive physical treatments for chronic/recurrent headache.'' In: ''The Cochrane database of systematic reviews.'' Nummer 3, 2004, {{ISSN|1469-493X}}, S. CD001878, {{DOI|10.1002/14651858.CD001878.pub2}}, PMID 15266458 (Review).</ref><ref name="q2">W. J. Assendelft, S. C. Morton u. a.: ''Spinal manipulative therapy for low back pain.'' In: ''The Cochrane database of systematic reviews.'' Nummer 1, 2004, {{ISSN|1469-493X}}, S. CD000447, {{DOI|10.1002/14651858.CD000447.pub2}}, PMID 14973958 (Review).</ref> als auch bei Asthma.<ref name="q1003-3">M. A. Hondras, K. Linde, A. P. Jones: ''Manual therapy for asthma.'' In: ''The Cochrane database of systematic reviews.'' Nummer 2, 2005, {{ISSN|1469-493X}}, S. CD001002, {{DOI|10.1002/14651858.CD001002.pub2}}, PMID 15846609 (Review).</ref> |
− | Es bestehen Anhaltspunkte, dass auch bei Erkrankungen infolge ''nicht primär irreversibler Strukturveränderungen'' wie beispielsweise Dreimonatskoliken und rezidivierender Otitis media mittels viszeraler Osteopathie Behandlungserfolge erzielt werden können. | + | Es bestehen Anhaltspunkte, dass auch bei Erkrankungen infolge ''nicht primär irreversibler Strukturveränderungen'' wie beispielsweise Dreimonatskoliken und rezidivierender Otitis media mittels viszeraler Osteopathie Behandlungserfolge erzielt werden können.<ref name="baek1" /> Ein neuerer von 2018 stammender Review kommt dagegen zu dem Schluss, dass es keine Evidenz auf den Nutzen oder die Zugverlässlichkeit der viszeralen Osteopathie gibt.<ref>{{Literatur |Autor=Albin Guillaud et al. |Titel=Reliability of diagnosis and clinical efficacy of visceral osteopathy: a systematic review |Hrsg= |Sammelwerk=BMC Complementary and Alternative Medicine |Band=18 |Nummer= |Datum=2018-02-17 |DOI=10.1186/s12906-018-2098-8 |PMC=5816506 |PMID=29452579 |Seiten=}}</ref> |
− | Osteopathische Behandlungsmethoden sind nicht risikofrei. Insbesondere vorgeschädigte Körperstrukturen können dabei weiter geschädigt werden. Zur möglichst vollständigen Vermeidung von Komplikationen sind daher eine vorausgehende und umfassende ärztliche Untersuchung und Differenzialdiagnose notwendig. | + | Osteopathische Behandlungsmethoden sind nicht risikofrei. Insbesondere vorgeschädigte Körperstrukturen können dabei weiter geschädigt werden. Zur möglichst vollständigen Vermeidung von Komplikationen sind daher eine vorausgehende und umfassende ärztliche Untersuchung und Differenzialdiagnose notwendig.<ref name="q1003-5">K. R. Meltzer, P. R. Standley: ''Modeled repetitive motion strain and indirect osteopathic manipulative techniques in regulation of human fibroblast proliferation and interleukin secretion.'' In: ''The Journal of the American Osteopathic Association.'' Band 107, Nummer 12, Dezember 2007, {{ISSN|1945-1997}}, S. 527–536, PMID 18178762.</ref><ref name="baek1" /> |
− | Die Osteopathie wird insbesondere auch aufgrund des in den USA verbreiteten historischen Konzeptes von medizinischer und wissenschaftlicher Seite kritisiert. | + | Die Osteopathie wird insbesondere auch aufgrund des in den USA verbreiteten historischen Konzeptes von medizinischer und wissenschaftlicher Seite kritisiert.<ref name="nzz-">{{Internetquelle | url=http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/articlee8l0k-1.42230 | titel=Heilen mit den Händen | werk=nzz.ch | datum=2006-06-25 | zugriff=2015-02-09}}</ref> Beispielsweise gibt es für die angenommene Anregung der Selbstheilungskräfte durch eine Stimulation des Bindegewebes bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis.<ref name="Die Andere Medizin">Stiftung Warentest: ''Die Andere Medizin. „Alternative“ Heilmethoden für Sie bewertet'', S. 211 ff. Berlin 2005. ISBN 3-937880-08-9.</ref> |
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=== Vorläufer === | === Vorläufer === | ||
− | Seit Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa die Kunst des ''Bone-Setting'' (Einrichten von Knochen und Gelenken). Seit dieser Zeit war sie Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und wurde meist als Bestandteil der Chirurgie betrachtet. | + | Seit Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa die Kunst des ''Bone-Setting'' (Einrichten von Knochen und Gelenken). Seit dieser Zeit war sie Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und wurde meist als Bestandteil der Chirurgie betrachtet.<ref name="books-erkOAAAAYAAJ-84">E. Moxon: ''Dictionary of dates, and universal reference, relating to all ages and nations:'', Edward Moxon & Co, London, 1851, S. 84 ({{Google Buch|BuchID=erkOAAAAYAAJ|Seite=84}})</ref> Zum damaligen Zeitpunkt waren die heutzutage üblichen bildgebenden Verfahren noch nicht entwickelt, sodass sich die Ärzte allein auf die klinischen Befunde verlassen mussten. Dabei entwickelten sich die klinischen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und das Wissen über die funktionelle Anatomie insbesondere in Bezug auf Knochen, Bänder und Muskulatur. Ein zentrales Thema der „Bone-Setter“ waren tastbare Gelenkfehlstellungen, die sie ursächlich als muskulär ausgelöst betrachteten und auch entsprechend behandelten.<ref name="books-qtYXTjpvUCQC-160">W. Hooker: ''Physician and patient; or, A practical view of the mutual duties, relations and interests of the medical profession and the community'', Baker and Scribner, New York, 1849, S. 146 ff. ({{Google Buch|BuchID=qtYXTjpvUCQC|Seite=160}})</ref> „Bone-Setter“ behandelten nicht nur tatsächliche Luxationen oder Knochenbrüche,<ref name="q1003-1">W. P. Hood: ''On Bone-Setting (so called), and its Relation to the Treatment of Joints Crippled by Injury, Rheumatism, Inflammation, Etc'', Macmillan & Co, London/New York 1871, S. 1 ff., Nachdruck des Verlages READ BOOKS, 2008, ISBN 1-4086-9836-6 ({{Google Buch |BuchID=0K_Plp9r584C}})</ref> sondern verstanden sich historisch betrachtet auch als bessere Alternative zur zeitgenössischen Schulmedizin: {{"-en|The simple and efficient means of setting bones, by relaxing muscles, according to the reformed practise, forms a striking contrast to the barbarous tortures of the regular faculty, with all their horrid implements – saws, pulleys, ropes, &c., &c.}} (Zitat von<ref name="books-XJpaWiiBGRYC-152">J. Hollins: ''The reformed botanic practice, and the nature and cause of disease clearly explained, and expressly arranged for the use of all classes'', T. Simmons, Birmingham, 1852, S. 152 ff. ({{Google Buch|BuchID=XJpaWiiBGRYC|Seite=152}})</ref> – 1852). Wharton P. Hood beschrieb 1871 typische Handgrifftechniken bei Schmerzen der Wirbelsäule oder von Gelenken, sowie deren Indikationen, Kontraindikationen und Risiken, die zum Teil noch in der heutigen Osteopathie Gültigkeit haben.<ref name="q1003-1" /> |
=== Osteopathie === | === Osteopathie === | ||
− | Die Osteopathie geht zurück auf den US-Amerikaner Andrew Taylor Still (1828–1917). Man nimmt an, dass er die Methode des Bone-settings kannte und möglicherweise auch beherrschte. | + | Die Osteopathie geht zurück auf den US-Amerikaner Andrew Taylor Still (1828–1917). Man nimmt an, dass er die Methode des Bone-settings kannte und möglicherweise auch beherrschte.<ref name="q0903-1">Torsten Liem, Tobias K. Dobler: ''Leitfaden [[Osteopathie|Osteopathie]]: parietale Techniken'', Urban&Fischer Verlag, 2005, S. 15, ISBN 3-437-55781-5 ({{Google Buch |BuchID=u0cFQuEtrekC |Seite=15}})</ref> Gleichzeitig gilt er auch als interessiert an anderen wissenschaftlichen Strömungen seiner Zeit, wie der Darwinschen Evolutionstheorie und der Theorie von John M. Neil über die Selbstheilungskräfte des Körpers. |
− | Still präsentierte am 22. Juni 1874 die Osteopathie als „neue Wissenschaft“ der Allgemeinheit. Einen Bezug auf bereits bestehendes Wissen vermied er bewusst, als Referenz bezog er sich auf Gott und seine eigene Erfahrung. | + | Still präsentierte am 22. Juni 1874 die Osteopathie als „neue Wissenschaft“ der Allgemeinheit. Einen Bezug auf bereits bestehendes Wissen vermied er bewusst, als Referenz bezog er sich auf Gott und seine eigene Erfahrung.<ref name="books-VGwyl4Xrt0IC-">A. T. Still: ''Philosophy of Osteopathy'', BiblioBazaar, LLC, 2009, S. 12, ISBN 1-103-35112-5 ({{Google Buch |BuchID=VGwyl4Xrt0IC |Seite=12}})</ref> Man vermutet, dass er es bewusst vermied, europäische Quellen zu benennen, um die „intellektuelle Unabhängigkeit“ der Vereinigten Staaten (vom damals noch aristokratisch dominierten Europa) zu betonen.<ref name="q0903-1" /> |
− | Der aus Schottland stammende Mediziner John Martin Littlejohn (1867–1947) übertrug Andrew Taylor Stills vorwiegend anatomisch begründetes Konzept auf die Physiologie und förderte die wissenschaftliche Anerkennung der Osteopathie. Nach seiner Rückkehr nach Europa gründete er 1917 die „British School of Osteopathy“ (BSO) in London. | + | Der aus Schottland stammende Mediziner John Martin Littlejohn (1867–1947) übertrug Andrew Taylor Stills vorwiegend anatomisch begründetes Konzept auf die Physiologie und förderte die wissenschaftliche Anerkennung der Osteopathie. Nach seiner Rückkehr nach Europa gründete er 1917 die „British School of Osteopathy“ (BSO) in London.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.jolandos.com/de/geschichte/littlejohn.htm | wayback=20070816211000 | text=John Martin Littlejohn (1866–1947)}} In: ''jolandos.com''</ref> |
William Garner Sutherland (1873–1954), ein Student Stills, erweiterte das osteopathische Konzept auch auf den Bereich des Schädels und begründete damit die craniale bzw. craniosacrale Osteopathie, die später vor allem von dem amerikanischen Osteopathen John Upledger aus der Osteopathie ausgekoppelt und als eigenständige [[Cranio-Sacral-Therapie|Cranio-Sacral-Therapie]] weiterentwickelt wurde. | William Garner Sutherland (1873–1954), ein Student Stills, erweiterte das osteopathische Konzept auch auf den Bereich des Schädels und begründete damit die craniale bzw. craniosacrale Osteopathie, die später vor allem von dem amerikanischen Osteopathen John Upledger aus der Osteopathie ausgekoppelt und als eigenständige [[Cranio-Sacral-Therapie|Cranio-Sacral-Therapie]] weiterentwickelt wurde. | ||
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==== Europa ==== | ==== Europa ==== | ||
− | Osteopathie verbreitete sich nach den USA zunächst in Großbritannien. Die Osteopathie in England wurde nach Littlejohn durch den Arzt und Osteopathen Alan Stoddard geprägt, der das anspruchsvolle und aufgrund der ganzheitlichen Aspekte schwer zu integrierende System ähnlich wie Palmer modifizierte. Nach diesem Schritt erhöhte sich die Verbreitung der Osteopathie in England erheblich. | + | Osteopathie verbreitete sich nach den USA zunächst in Großbritannien. Die Osteopathie in England wurde nach Littlejohn durch den Arzt und Osteopathen Alan Stoddard geprägt, der das anspruchsvolle und aufgrund der ganzheitlichen Aspekte schwer zu integrierende System ähnlich wie Palmer modifizierte. Nach diesem Schritt erhöhte sich die Verbreitung der Osteopathie in England erheblich.<ref name="PMID1998760">K. J. Thomas, J. Carr u. a.: ''Use of non-orthodox and conventional health care in Great Britain.'' In: ''BMJ (Clinical research ed.).'' Band 302, Nummer 6770, Januar 1991, {{ISSN|0959-8138}}, S. 207–210, PMID 1998760, {{PMC|1669035}}.</ref> Die US-amerikanische Bezeichnung D. O. gab es zunächst auch dort; heute werden nur noch Bachelor (B. Sc.)-Zertifikate verliehen. |
− | Nach Deutschland gelangte der Begriff Osteopathie möglicherweise durch den am 22. Dezember 1869 in Kraschen, Landkreis Guhrau in der Provinz Schlesien geborenen, vorübergehend in den USA lebenden Pastor Gustav A. Zimmer, der nach Rückkehr im Jahre 1927 in Dresden eine Ausbildungsstätte für [[Chiropraktik|Chiropraktik]] („chiropractic college“) betrieb, die vor allem von Heilpraktikern besucht wurde | + | Nach Deutschland gelangte der Begriff Osteopathie möglicherweise durch den am 22. Dezember 1869 in Kraschen, Landkreis Guhrau in der Provinz Schlesien geborenen, vorübergehend in den USA lebenden Pastor Gustav A. Zimmer, der nach Rückkehr im Jahre 1927 in Dresden eine Ausbildungsstätte für [[Chiropraktik|Chiropraktik]] („chiropractic college“) betrieb, die vor allem von Heilpraktikern besucht wurde<ref>Eine ausführliche Familienbiographie Zimmers (mit zahlreichen historischen Abbildungen) findet sich unter [http://www.struckmeyer-family.com/histories/gustav_zimmer.htm]. Zimmer veröffentlichte in Deutschland auch einige Bücher im Selbstverlag und edierte die Schrift ''Das ist Chiropraktik!'' von J. S. Riley mit folgender Empfehlung unter Angabe seiner Dresdner Adresse: </ref> Zimmer beendete seine berufliche Tätigkeit im Jahre 1938 und starb am 17. Dezember 1939. Drei der von Zimmer veröffentlichten Bücher standen auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ und wurden von den Nationalsozialisten verboten.<ref name="berlin-Berlin.d">Die Titel der Bücher waren: ''Der kürzeste Weg zur Gesundheit'' (1933), ''Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit'' (1934) und ''Chiropraktik'' (1935) {{Internetquelle|url=http://www.berlin.de/rubrik/hauptstadt/verbannte_buecher/suche.php?orderby=autor_nachname&order=desc&s_ort=Dresden |titel=Berlin.de – Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Literatur |autor= |werk=berlin.de |zugriff=2015-02-09}}</ref> Im Jahre 1927 erschien als Band 2 der ''Bibliothek der neuen Heilmethoden''<ref>Herausgeber: Karl Erhard Weiss und Walther Kröner</ref> das Buch ''Osteopathische Massage – Leichtfassliche und praktische Anleitung für jedermann, nebst Anleitung zur diätetischen und milden Wasserbehandlung. Nach Dr. Charles E. Murray’s 4. amerik. Ausgabe frei bearbeitet von Dr. Medicus''<ref>Pyramidenverlag Dr. Schwarz & Co. Berlin 1927.</ref><ref>Die osteopathischen Techniken sind in einer Serie von 27 Bildern illustriert. Dazu heißt es: {{Zitat|Entsprechend den hier vorgetragenen grundsätzlichen Ausführungen wollen wir nun darangehen, in ganz einfacher allgemein verständlicher Weise die Technik der osteopathischen Massage darzulegen, und wir bedienen uns hierzu einer Anzahl gezeichneter Bilder, die nach Aufnahmen nach der Natur gezeichnet sind, und die es zusammen mit der beigegebenen Beschreibung ermöglichen, dass jeder Mensch von normalem Verstand und genügender Aufmerksamkeit die osteopathische Massage nach diesen Bildern vollständig erlernen kann.}}</ref><ref>Das vorliegende Exemplar des Buchs von Dr. Medicus ist dem Buch ''Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit'' von Gustav Adolf Zimmer (Im Selbstverlag des Verfassers) beigebunden. Ursprünglich dürfte es als eigenständige Schrift erschienen sein.</ref> Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Legalisierung einer bereinigten Fassung des Heilpraktikergesetzes vom 17. Februar 1939 nahm der Nürnberger [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]] Willi Schmidt seine im Jahre 1938 begonnene kollegiale Fachfortbildung wieder auf, darunter von 1951 an auch in [[Chiropraktik|Chiropraktik]]. Im Jahre 1959 übernahm Schmidt die Leitung der ''Arbeitsgemeinschaft für [[Chiropraktik|Chiropraktik]] und Osteopathie in der DH'' mit Arbeitskreisen in allen Landesverbänden, einem jährlichen zentralen Fachfortbildungskongress in Bad Homburg und der Herausgabe von insgesamt 92 Ausgaben der ''Fortbildungsblätter der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chiropraktoren und Osteopathen in der DH'', die von 1959 bis 1971 erschienen.<ref>Alle in diesen ''Fortbildungsblättern'' erschienenen Fachbeiträge sind veröffentlicht in dem Buch von Willi Schmitdt: ''Die Kunst der [[Chiropraktik|Chiropraktik]] und [[Osteopathie|Osteopathie]] – Aufsätze und Vorträge zu Theorie und Erfahrung einer manuellen Ganzheitstherapie'', Marczell-Verlag München 1984, ISBN 3-88015-093-1, das der Berufsverband ''Deutsche [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]] Landesverband Bayern e. V.'' (heute ''Heilpraktikerverband Bayern e. V.'') zum zehnten Todestag von Willi Schmidt herausgab. Darin enthalten ist ein biographischer Aufsatz des Heilpraktikers Norbert Seidl (eines Schülers von Willi Schmidt) unter dem Titel ''Der [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]] Willi Schmidt zum 10. Todestag''.</ref> Auf dem [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]]-Kongress am 21./22. September 1957 in Bad Kissingen hielt Schmidt ein Referat mit dem Titel ''Osteopathie in ganzheitlicher Schau'', das auch im Druck erschienen ist.<ref>''Kongress-Schrift [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]]-Kongress 1957 Bad Kissingen'', Herausgeber: Deutsche Heilpraktikerschaft e. V. München 1957 (Redaktion Albert Baginsky)</ref> |
In Deutschland begannen Ärzte in den 1950er Jahren, stark geprägt durch den Austausch mit US-amerikanischen Chirotherapeuten, die „manuelle Medizin/Therapie“ zu nutzen. In Deutschland kann man Osteopathie derzeit nur an privaten Ausbildungsinstituten erlernen. Einzelne Privatuniversitäten bieten Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor (B. sc.) und Master (M.sc.) an. 1994 wurde der erste Berufsverband der Osteopathen in Deutschland gegründet, der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e. V. Um einen einheitlichen Ausbildungsstandard bemühen sich nach eigenen Angaben verschiedene osteopathische Berufsverbände in der sogenannten Konsensgruppe Osteopathie. | In Deutschland begannen Ärzte in den 1950er Jahren, stark geprägt durch den Austausch mit US-amerikanischen Chirotherapeuten, die „manuelle Medizin/Therapie“ zu nutzen. In Deutschland kann man Osteopathie derzeit nur an privaten Ausbildungsinstituten erlernen. Einzelne Privatuniversitäten bieten Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor (B. sc.) und Master (M.sc.) an. 1994 wurde der erste Berufsverband der Osteopathen in Deutschland gegründet, der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e. V. Um einen einheitlichen Ausbildungsstandard bemühen sich nach eigenen Angaben verschiedene osteopathische Berufsverbände in der sogenannten Konsensgruppe Osteopathie. | ||
− | Im Jahre 2011 wurde erstmals in Deutschland eine Professur im Fachgebiet der Osteopathie an Dietmar Daichendt, den Präsidenten der DGCO, verliehen | + | Im Jahre 2011 wurde erstmals in Deutschland eine Professur im Fachgebiet der Osteopathie an Dietmar Daichendt, den Präsidenten der DGCO, verliehen<ref>[http://www.praxisklinik-isar.de/deutsch/presse/osteopathische-medizin.pdf elsevier.de: Dietmar Daichendt zum ersten Professor für [[Osteopathie|Osteopathie]] ernannt]</ref> sowie 2015 von der Steinbeis-Hochschule Berlin erstmals eine Universitäts-Professur für „Osteopathische Medizin“ eingerichtet und ebenfalls Dietmar Daichendt ernannt.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.steinbeis.de/de/experten/steinbeis-hochschule-berlin.html |wayback=20150518075317 |text=steinbeis.de: Ernennung zum Professor für Osteopathische- und Manuelle Medizin |archiv-bot=2019-04-19 14:28:17 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://www.aerzteblatt.de/archiv/170811/Aufgaben-und-Aemter?s=daichendt Deutsches Ärzteblatt]</ref> |
==== Vereinigte Staaten von Amerika ==== | ==== Vereinigte Staaten von Amerika ==== | ||
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== Rechtslage == | == Rechtslage == | ||
− | Die berufs- oder gewerbsmäßige Heilkunde ist nur approbierten Ärzten erlaubt, in Deutschland nach {{§|1|heilprg|juris}} Heilpraktikergesetz auch Heilpraktikern. Das gilt auch für alternative Heilmethoden wie die Osteopathie. Die Anwendung delegierbarer manual-therapeutischer Leistungen ist in Deutschland im Sozialgesetzbuch und in der Schweiz im Heilmittelgesetz festgelegt. | + | Die berufs- oder gewerbsmäßige Heilkunde ist nur approbierten Ärzten erlaubt, in Deutschland nach {{§|1|heilprg|juris}} Heilpraktikergesetz auch Heilpraktikern. Das gilt auch für alternative Heilmethoden wie die Osteopathie. Die Anwendung delegierbarer manual-therapeutischer Leistungen ist in Deutschland im Sozialgesetzbuch und in der Schweiz im Heilmittelgesetz festgelegt.<ref name="q1" /> |
− | Da „Osteopathie“ in Deutschland kein Begriff der Umgangssprache ist, muss die Bedeutung bei seiner Verwendung in der Werbung im Gesundheitswesen erklärt werden. In Hessen gibt es befristet eine Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie (WPO-Osteo). | + | Da „Osteopathie“ in Deutschland kein Begriff der Umgangssprache ist, muss die Bedeutung bei seiner Verwendung in der Werbung im Gesundheitswesen erklärt werden. In Hessen gibt es befristet eine Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie (WPO-Osteo).<ref>Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen – 14. August 2013, S. 526.</ref> Ansonsten ist die Berufsbezeichnung „Osteopath“ im deutschen Gesundheitswesen rechtlich nicht zulässig; die Verwendung als Berufsbezeichnung wird in der Regel abgemahnt. Auch weitere Zusatzbezeichnungen mit Buchstabenkombinationen wie D. C., C. O., D. O. sind nicht zulässig, sofern es sich nicht um erworbene und eingetragene Titel von Hochschulen handelt. Ein Urteil des Landgerichtes Düsseldorf vom 24. Juli 2006 liegt vor.<ref>[http://www.justiz.nrw.de/nrwe/lgs/duesseldorf/lg_duesseldorf/j2006/12_O_66_05urteil20060724.html LG Düsseldorf Urteil vom 24. Juli 2006], Az. 12 O 66/05, Volltext.</ref> |
− | Da es außer in Hessen keine staatliche Regelung der Ausbildung und Berufsbezeichnung gibt, hat ein in Deutschland erworbener/vergebener Titel D. O. keine rechtliche Bedeutung. Allerdings ist „D. O.“ eine geschützte Wortmarke des Verbands der Osteopathen Deutschland (VOD) e. V., der dadurch die Vergabe des Titels kontrollieren kann. In einem Urteil vom 18. Juni 2009 hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof | + | Da es außer in Hessen keine staatliche Regelung der Ausbildung und Berufsbezeichnung gibt, hat ein in Deutschland erworbener/vergebener Titel D. O. keine rechtliche Bedeutung. Allerdings ist „D. O.“ eine geschützte Wortmarke des Verbands der Osteopathen Deutschland (VOD) e. V., der dadurch die Vergabe des Titels kontrollieren kann. In einem Urteil vom 18. Juni 2009 hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof<ref>[http://www.lareda.hessenrecht.hessen.de/jportal/portal/t/s15/page/bslaredaprod.psml?&doc.id=MWRE090002727%3Ajuris-r01&showdoccase=1&doc.part=L VGH Hessen, Urteil vom 18. Juni 2009], Az. 3 C 2604/08.N, Volltext.</ref> die Rechtmäßigkeit der hessischen Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie bestätigt und dabei u. A. ausgeführt: {{Zitat |
| Text=Durch die WPO-Osteo wird […] kein eigenständiger Beruf des ‚Osteopathen‘ geschaffen. Mit dem Erlass der WPO-Osteo hat der Verordnungsgeber dieses Ziel schon nicht verfolgt. Die Regelungen der WPO-Osteo bewirken auch nicht, dass ein eigenständiger Beruf ‚Osteopath‘ entsteht. Die WPO-Osteo ist eine Verordnung der Landesministerin, die die Weiterbildung in der [[Osteopathie|Osteopathie]], die durch eine Prüfung abgeschlossen wird, regelt. Nach Bestehen der Prüfung erhält der Prüfling die staatliche Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung ‚Osteopath‘ (§ 17 Abs. 1 WPO-Osteo). Die damalige hessische Sozialministerin wollte somit keinen neuen eigenständigen Gesundheitsberuf des ‚Osteopathen‘ schaffen, sondern lediglich die Weiterbildung in der [[Osteopathie|Osteopathie]] regeln. Eine Weiterbildungsbezeichnung kann auch mit einer Berufsbezeichnung nicht gleichgesetzt werden. Der Antragsteller legt auch nicht näher dar, warum Physiotherapeuten, Masseure und medizinische Bademeister oder [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]], die die Weiterbildung in der [[Osteopathie|Osteopathie]] erfolgreich abgeschlossen haben, durch die Führung der Weiterbildungserlaubnis ‚Osteopath‘ einen eigenständigen Beruf ausüben sollen. Ihr Beruf bleibt der eines Physiotherapeuten, eines Masseurs und medizinischen Bademeisters oder eines Heilpraktikers, auch wenn sie sich zusätzlich als ‚Osteopath‘ bezeichnen. | | Text=Durch die WPO-Osteo wird […] kein eigenständiger Beruf des ‚Osteopathen‘ geschaffen. Mit dem Erlass der WPO-Osteo hat der Verordnungsgeber dieses Ziel schon nicht verfolgt. Die Regelungen der WPO-Osteo bewirken auch nicht, dass ein eigenständiger Beruf ‚Osteopath‘ entsteht. Die WPO-Osteo ist eine Verordnung der Landesministerin, die die Weiterbildung in der [[Osteopathie|Osteopathie]], die durch eine Prüfung abgeschlossen wird, regelt. Nach Bestehen der Prüfung erhält der Prüfling die staatliche Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung ‚Osteopath‘ (§ 17 Abs. 1 WPO-Osteo). Die damalige hessische Sozialministerin wollte somit keinen neuen eigenständigen Gesundheitsberuf des ‚Osteopathen‘ schaffen, sondern lediglich die Weiterbildung in der [[Osteopathie|Osteopathie]] regeln. Eine Weiterbildungsbezeichnung kann auch mit einer Berufsbezeichnung nicht gleichgesetzt werden. Der Antragsteller legt auch nicht näher dar, warum Physiotherapeuten, Masseure und medizinische Bademeister oder [[Heilpraktiker|Heilpraktiker]], die die Weiterbildung in der [[Osteopathie|Osteopathie]] erfolgreich abgeschlossen haben, durch die Führung der Weiterbildungserlaubnis ‚Osteopath‘ einen eigenständigen Beruf ausüben sollen. Ihr Beruf bleibt der eines Physiotherapeuten, eines Masseurs und medizinischen Bademeisters oder eines Heilpraktikers, auch wenn sie sich zusätzlich als ‚Osteopath‘ bezeichnen. | ||
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− | Eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision gegen dieses Urteil hat das Bundesverwaltungsgericht mit Beschluss vom 20. November 2009 | + | Eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision gegen dieses Urteil hat das Bundesverwaltungsgericht mit Beschluss vom 20. November 2009<ref>[https://www.bverwg.de/de/201109B3BN1.09.0 BVerwG, BVerwG, Beschluss vom 20. November 2009 – 3 BN 1.09], Volltext.</ref> zurückgewiesen und das Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs u. a. wie folgt interpretiert: {{Zitat |
| Text=Der Verwaltungsgerichtshof hat gerade nicht angenommen, dass Physiotherapeuten durch eine Weiterbildung zum Osteopathen zu einer eigenverantwortlichen Ausübung der Heilkunde ermächtigt werden. Vielmehr hat er die Weiterbildungsordnung, namentlich die Regelung in § 1 Abs. 2 WPO-Osteo, dahin ausgelegt, dass dadurch die bundesrechtlich vorgegebene Aufgabenteilung zwischen den Heilberufen einerseits und den Heilhilfsberufen andererseits nicht verändert werden solle und ein Physiotherapeut ungeachtet einer ihm erteilten Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung Osteopath Heilbehandlungen nur aufgrund ärztlicher Verordnung durchführen dürfe. | | Text=Der Verwaltungsgerichtshof hat gerade nicht angenommen, dass Physiotherapeuten durch eine Weiterbildung zum Osteopathen zu einer eigenverantwortlichen Ausübung der Heilkunde ermächtigt werden. Vielmehr hat er die Weiterbildungsordnung, namentlich die Regelung in § 1 Abs. 2 WPO-Osteo, dahin ausgelegt, dass dadurch die bundesrechtlich vorgegebene Aufgabenteilung zwischen den Heilberufen einerseits und den Heilhilfsberufen andererseits nicht verändert werden solle und ein Physiotherapeut ungeachtet einer ihm erteilten Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung Osteopath Heilbehandlungen nur aufgrund ärztlicher Verordnung durchführen dürfe. | ||
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− | Außerhalb Deutschlands gibt es Universitäten, an denen man einen ''Master of Science'' oder einen Doktorgrad in Osteopathie erwerben kann. Aufgrund des Bologna-Abkommens und zwischenstaatlicher Abkommen dürfen diese Bezeichnungen auch in Deutschland geführt werden. Eine Berufszulassung als Osteopath ist im deutschen Gesundheitswesen damit jedoch nicht verbunden. Die Verwendung von Abschlusstiteln der deutschen und ausländischen Colleges, Fachhochschulen, Universitäten und Hochschulen unterliegt dem Hochschulrahmengesetz (HRG) bzw. den Hochschulgesetzen der Bundesländer. Die Verwendung des Begriffs „Diplom“ ist in Deutschland nur für die Abschlüsse an Fachhochschulen und Universitäten erlaubt. Ausländische Titel müssen von den Regierungspräsidien anerkannt werden. Dies gilt auch für den ''professional degree'' (Fachabschluss-Titel) des US-amerikanischen D. O. Einige Osteopathie-Schulen bieten, zum Teil in Zusammenarbeit mit Universitäten, einen Abschluss als Bachelor of Science an. | + | Außerhalb Deutschlands gibt es Universitäten, an denen man einen ''Master of Science'' oder einen Doktorgrad in Osteopathie erwerben kann. Aufgrund des Bologna-Abkommens und zwischenstaatlicher Abkommen dürfen diese Bezeichnungen auch in Deutschland geführt werden. Eine Berufszulassung als Osteopath ist im deutschen Gesundheitswesen damit jedoch nicht verbunden. Die Verwendung von Abschlusstiteln der deutschen und ausländischen Colleges, Fachhochschulen, Universitäten und Hochschulen unterliegt dem Hochschulrahmengesetz (HRG) bzw. den Hochschulgesetzen der Bundesländer. Die Verwendung des Begriffs „Diplom“ ist in Deutschland nur für die Abschlüsse an Fachhochschulen und Universitäten erlaubt. Ausländische Titel müssen von den Regierungspräsidien anerkannt werden. Dies gilt auch für den ''professional degree'' (Fachabschluss-Titel) des US-amerikanischen D. O. Einige Osteopathie-Schulen bieten, zum Teil in Zusammenarbeit mit Universitäten, einen Abschluss als Bachelor of Science an.<ref>[http://www.elsevier-data.de/journals/portal/ostmed/Umfrage_online_A3.pdf [[Osteopathie|Osteopathie]]-Schulen in Deutschland] Stand: April 2011 (PDF-Datei)</ref> Auch einige private Universitäten wie die Dresden International University bieten Studiengänge in Osteopathie mit Abschluss als Master of Science an. |
== Weiterführende Literatur == | == Weiterführende Literatur == |
Version vom 6. Februar 2020, 21:01 Uhr
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Die Bezeichnungen Osteopathie (von griechisch: ὀστέον /ostéon (Knochen) und griechisch πάθος /páthos (Leiden)), osteopathische Medizin und osteopathische Behandlung beschreiben im Bereich der Alternativmedizin verschiedene Krankheits- und Behandlungskonzepte.
In Europa werden darunter unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers, ausgeführt werden. Die Bezeichnungen „Manuelle Medizin“, „Manualtherapie“, „Chirotherapie“ und „Chiropraktik“ werden teils synonym gebraucht. Wirkungsnachweise gibt es nur für wenige der Indikationen, die der Osteopathie zugeschrieben werden. [1][2]
Im angloamerikanischen Sprachraum, speziell in den USA, steht der Begriff osteopathy für ein Diagnose- und Therapiekonzept, das auf den US-amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still zurückgeht. Still prägte 1885 auch den Begriff osteopathy.[1] Stills Konzept beruht zumindest teilweise auf Annahmen, die im Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehen. Die in den USA existierende Ausbildung zum Doctor of Osteopathic Medicine, D. O',[3] orientiert sich allerdings an der wissenschaftlichen Medizin.
Seit dem 1. Januar 2012 übernehmen in Deutschland einige der gesetzlichen Krankenkassen für Pflichtversicherte einen Teil der Behandlungskosten.[4] Voraussetzung hierfür ist eine formlose ärztliche Bescheinigung der Notwendigkeit und eine anerkannte berufliche Qualifikation des Behandlers. Die meisten privaten Krankenversicherungen übernehmen die Kosten osteopathischer Leistungen. Der Grund für die Kostenübernahme durch die Krankenkassen liegt jedoch nicht, wie bei evidenzbasierten Behandlungsmethoden, in einem Nachweis der Wirkung der Osteopathie - gerade bei der Behandlung von Säuglingen oder Kindern -, sondern ist als Marketing der Kassen zu betrachten.[5][6][7]
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen nach Andrew Taylor Still und Theorie
Die auf den US-amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still zurückgehenden grundlegenden konzeptionellen Annahmen in der Osteopathie entsprechen einem historisch begründeten, philosophischen Gedankengebäude. Die naturwissenschaftliche Ausrichtung ist entsprechend dem Wissenschaftsverständnis seiner Zeit stark mechanistisch geprägt, wobei er versucht, zur Entstehungszeit seines Ansatzes (ca. 1860–1875) damals noch unbekannte physiologische und immunologische Zusammenhänge mit seiner mechanistischen Sprache auszudrücken. Da Stills Sprache einen stark narrativen und philosophischen Charakter hat, ist die ärztliche und naturwissenschaftliche Beurteilung aus heutiger Sicht nur bei guter Kenntnis der soziokulturellen Bedingungen des 19. Jahrhunderts, insbesondere des amerikanischen Grenzlandes, sowie unter primärer Berücksichtigung der von ihm kernhaft aufgeführten philosophischen Aspekte möglich. Eine umfassende Quellenstudie in diesem Kontext steht noch aus, weshalb Aussagen über Stills Ansatz grundsätzlich kritisch zu betrachten sind.[8]
Zu Stills grundlegenden Annahmen gehören, dass der Körper als Funktionseinheit betrachtet werde und aufgrund einer dem Menschen übergeordneten Intelligenz, die sich im Leben ausdrückt, grundsätzlich zur Selbstregulierung fähig sei, dass sämtliche Körperfunktionen von der Ent- und Versorgung durch das Nerven- und Gefäßsystem abhängen und dass eine Heilung nur durch die Förderung der Selbstheilungskräfte des Körpers möglich sei. Auf abstrakter Ebene sind manche seiner Postulate durchaus kompatibel mit heutigem naturwissenschaftlichem Denken. So ist es auch möglich, Stills ursprüngliche Annahmen im Sinne allgemeiner Grundprinzipien und nicht als eigenständiges Gedankengebäude (wie beispielsweise die anthroposophische oder die traditionelle chinesische Medizin) zu interpretieren.[1]
Still hat in seinen Publikationen die Grundlagen der „osteopathischen Theorie“, von ihm auch als Philosophie bezeichnet, formuliert. Er geht davon aus, dass der Körper eine Funktionseinheit bildet. Störungen in einem Bereich wirken sich auch auf andere Bereiche aus; durch die Behandlung des Knochengerüstes und des Bewegungsapparates sollen sich daher Störungen des Organismus beheben lassen. Stills vier wesentliche Grundannahmen sind:
- Die Rolle der Arterie ist essentiell.
- Der Körper ist eine Funktionseinheit.
- Die Funktion bestimmt die Körperstruktur und umgekehrt.
- Der Körper besitzt die Fähigkeit zur Selbstregulation.
Nach Still hängen alle Körperfunktionen von der Ver- und Entsorgung durch das Gefäß- und Nervensystem ab. Arterienverkalkung, blockierte Gelenke oder verspannte Muskeln können die Versorgung des Körpers durch den Blutkreislauf und das Lymphsystem behindern und führen zu Symptomen. Bei Störungen der Versorgung wird der Körper laut Still versuchen, dies zu kompensieren. Der Osteopath kann nach seiner Theorie mit den Händen die Grundspannung von Muskeln, Knochen und Gelenken feststellen und so gestörte Funktionen erkennen. Nach Auffassung Stills heilt sich der Körper bei Störungen grundsätzlich selbst, und es ist nicht möglich, ihn von außen zu heilen. Die Osteopathie soll die Selbstheilungskräfte aktivieren und fördern.[9]
Allgemein gehen Osteopathen grundlegend davon aus, dass eine perfekte Ausrichtung des muskuloskelettalen Systems Hindernisse in Blut- und Lymphgefäßen eliminiert und so zu einem optimalen Gesundheitszustand führt. Zum Erreichen der idealen Ausrichtung wurde eine Reihe manipulativer Techniken entwickelt.[10][11]
Abhängig von den betrachteten anatomischen Strukturen und den postulierten Funktionsmechanismen kann die Osteopathie in drei Bereiche eingeteilt werden:
Struktur | Bereich |
---|---|
Bindegewebe, Muskulatur und Gelenke | parietale Osteopathie |
innere Organe und deren bindegewebige Aufhängung | viszerale Osteopathie |
inhärente „Rhythmen“ des Organismus | cranio-sacrale Osteopathie (auch innerhalb der Osteopathie stark umstritten) |
Befunderhebung und Therapie erfolgen in der Regel palpatorisch und orientieren sich ebenfalls an den anatomisch existenten oder von der Osteopathie postulierten Körperfunktionen und -strukturen. Die osteopathische Befunderhebung ist nicht gleichzusetzen mit einer (ärztlichen) Differenzialdiagnose.
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Die parietale Osteopathie geht in ihren Grundzügen auf Andrew Taylor Still (1828–1917), die viszerale auf H. V. Hoover oder M. D. Young in den 1940er-Jahren, die Cranio-Sacral-Therapie auf William Garner Sutherland (1873–1954, Schüler von Andrew Taylor Still) und John E. Upledger zurück.[1]
Bei der Cranio-Sacral-Therapie, die sich ihrerseits in mehrere Richtungen unterteilt, finden Handgrifftechniken (meist an Schädel und Kreuzbein) Verwendung, mit deren Hilfe eigenständige inhärente Rhythmen des menschlichen Organismus (primärer respiratorischer Mechanismus – PRM) harmonisiert werden sollen. In den 1970er Jahren wurde das ursprüngliche Konzept von Upledger um die Theorie der sogenannten „Energie-Zysten“ erweitert und mit einer alternativen Psychotherapie kombiniert.[1]
Osteopathie bei Tieren
Als Vorreiter und Mitbegründer bei der Osteopathie bei Pferden gelten der belgische Physiotherapeut und Osteopath Pascal Evrard sowie der französische Tierarzt Dominique Giniaux.[12]
Seit 1997 gibt es in Dülmen das Deutsche Institut für Pferdeosteopathie (DIPO), das auch Ausbildungen für Pferdeosteopathen und seit 2005 auch für Hundeosteopathen anbietet. Gegründet wurde das Institut von Beatrix Schulte Wien.[13][14]
Behandlung
Der Osteopath ertastet Verspannungen und Bewegungseinschränkungen und versucht, Muskeln und Gelenke zu mobilisieren. Dazu verwendet er unter Berücksichtigung der osteopathischen Prinzipien u. a. folgende Techniken:
- General Osteopathic Treatment (GOT)
- Strain/Counterstrain – positional release
- Muskel-Energie-Techniken (MET) (siehe zum Prinzip einiger MET auch: Postisometrische Relaxation)
- Faszien-Release-Techniken
- HVLA-Techniken („high velocity, low amplitude“, also kleine schnelle Bewegungen; Syn: Thrust, Impulstechnik, Manipulation)
- Viszerale Techniken (zur Behandlung u. a. von Gleitbewegungen innerer Organe).
- Osteopathie im Kopfbereich (Cranio-Sacral-Therapie). Diese Methode geht auf Stills Schüler W. G. Sutherland zurück, der das Konzept in den 1930er und 1940er Jahren entwickelte. Die Ausbildungsrichtlinien hierin und die offiziellen Arbeitshypothesen hierzu werden innerhalb der American Osteopathic Association (AOA) durch die Sutherland Cranial Teaching Foundation (SCTF) definiert.
Begriffsabgrenzung/Definition
Die Osteopathie im deutschsprachigen Raum orientiert sich bezüglich des Einsatzes entsprechender Verfahren an den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung in den Bereichen Anatomie und Neurophysiologie, die Osteopathie im US-amerikanischen Sinne am „[…] besonderen Menschenbild der „Osteopathie“ US-amerikanischer Prägung […]“ (Zitat von[1]). Die Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) unterscheidet in ihrem Positionspapier ebenfalls zwischen wirksamen osteopathischen Techniken, deren Grundlage neurophysiologisch nachvollziehbare Denkmodelle sind (z. B. manuelle Medizin) und solchen, deren Erklärungsansätze im Widerspruch zur modernen naturwissenschaftlichen Forschung stehen.[15]
Im deutschsprachigen Raum werden heutzutage unter dem Begriff Osteopathie verschiedene Formen von Diagnose und Therapie reversibler Funktionsstörungen des aktiven und passiven Bewegungsapparates verwendet. Dazu gehören Manuelle Medizin, Chirotherapie, Chiropraktik, Manualtherapie, osteopathische Medizin und Manipulationstherapie. Außerhalb der USA stellt die Osteopathie keine eigenständige Behandlungsmethode dar. Als Verfahren beziehungsweise Methode ist sie jedoch in zahlreichen Ländern ohne das historische Konzept verbreitet.[16][1]
Im angloamerikanischen Sprachraum finden sich die Begriffe osteopathic medicine,[17] chiropractic[18] und osteopathy[16] als mögliche Übersetzungen.
Häufig werden in der Literatur auch weitere Begriffe unter dem Hyperonym „Osteopathie“ subsumiert. Dazu gehört beispielsweise die in den 1930er Jahren entstandene Cranio-Sacral-Therapie, deren Grundlagen im Gegensatz zu den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft stehen,[19][20] und deren Einsatz als „besondere Art der Körpermassage“ bei spezifischen pädiatrischen Krankheitsbildern wie „Lern- und Entwicklungsstörungen“ von der Gesellschaft für Neuropädiatrie abgelehnt wird.[21]
International ist die Begriffsabgrenzung schwierig, da in verschiedenen Ländern unterschiedliche Berufsgruppen unterschiedliche Behandlungsformen als Osteopathie bezeichnen und darüber hinaus auch die Lehre uneinheitlich ist; es werden verschiedenste Zertifikate und Diplome in diesem Bereich verliehen. Weltweit betrachtet wenden (Fach-)Ärzte (im europäischen Sinne), Doctors of Osteopathy (D. O., USA), nichtärztliche Osteopathen (vergleichbar mit dem deutschen Heilpraktiker – z. B. England), Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Masseure, Diplomsportlehrer und andere nichtmedizinische Berufsgruppen Osteopathie an.
In Europa und Nordamerika werden verschiedene Definitionen von Osteopathie verwendet. In Nordamerika wird die Osteopathie als eigenständiges Behandlungskonzept gesehen, welches auch auf eigenständigen, im Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehenden Theorien basiert. Trotz dieser Unterschiede sind die wichtigsten manuellen Techniken identisch, werden jedoch nach unterschiedlichen Prämissen angewendet.
Die Darstellung in deutschsprachigen Standardwerken ist nicht ganz einheitlich. So beschreibt ein Lexikon (Springer Lexikon Medizin), dass bei der Osteopathie Subluxationen, die Einklemmung von Wurzelfasern bewirken sollen, Gegenstand der Behandlung seien. Diese Subluxationen würden dabei in der Osteopathie ihrerseits für „fassbare Symptome“ wie Schmerz und Fehlhaltung, aber auch für andere Erscheinungen wie Menstruation sstörungen oder Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich gemacht. Insbesondere letzteres würde in der Fachliteratur vielfach kritisiert, zumal bei einer Manipulationsbehandlung der Wirbelsäule erhebliche unerwünschte Auswirkungen (z. B. Querschnittslähmung) nicht definitiv ausgeschlossen werden könnten.[16] Ein anderes (Roche Lexikon Medizin) beschreibt darüber hinaus, dass Diagnostik und Therapie der funktionellen Bewegungsstörungen („Schlüsselbegriff Blockierung“) zum Zwecke der Linderung von Schmerzen, Mobilisierung und Entspannung der Muskulatur durch Handgrifftechniken erfolge. Zudem unterscheidet es zwischen „Weichteiltechniken“, sogenannten „osteopathischen Techniken“, aktiven und passiven Mobilisationstechniken (Mobilisationstherapie), sowie Manipulationstechniken (chirotherapeutische Technik). Auch konkrete Kontraindikationen wie destruktive Krankheitsprozesse werden dort genannt.[18] Daneben werden im „Lexikon der Parawissenschaften“ Osteopathie und Chiropraktik als nicht-ärztliche Form der Behandlung dargestellt, die zur ärztlichen Behandlungsmethode Chirotherapie (Syn. Manuelle Medizin) weiterentwickelt worden sei.[22]
Studienlage und Kritik
Der Nachweis der Effektivität der Behandlung in den einzelnen Teilbereichen ist sehr unterschiedlich. Aussagekräftige Studien (auf konkrete Indikationen bezogen und mit moderaten Evidenzgrad) existieren für die parietale Osteopathie (das Bewegungssystem betreffend) in ausreichender Zahl, sind für die viszerale (das Eingeweide betreffende) Osteopathie spärlich und im Teilbereich der cranio-sacralen (schädel-kreuzbeinbetreffenden) Osteopathie[23][24] nicht bekannt.
Dafür, dass die parietale Osteopathie bei Rückenschmerzen hilfreich sein kann, gibt es einige Hinweise, besonders in akuten und subakuten Stadien. Eine Meta-Analyse von 2014 verglich die Osteopathie der US-amerikanischen Schule mit diversen Behandlungen (inklusive auch ohne Behandlung oder mit scheinbarer Behandlung) bei Patienten mit akuten oder chronischen unspezifischen Rückenschmerzen. Sie kam zu dem Schluss, dass osteopathische Behandlungen nicht nur den Schmerz effektiv verringern, sondern auch die Fähigkeiten des Ausübens täglicher Arbeit verbessern kann.[25] Dies konnte auch bei Rückenschmerzen schwangerer Frauen und bei Frauen nach der Entbindung nachgewiesen werden. Jedoch ging diese Wirkung nicht über 3 Monate hinaus.[26][25] Darüber hinaus räumten die Autoren ein, dass es Probleme mit der Verblindung gab, was die Ergebnisse verzerren kann. Außerdem war die Anzahl der untersuchten Patienten gering. Schließlich fehlen große, qualitativ hochwertige randomisierte Studien. Über Nebenwirkungen der osteopathischen Behandlung wurde nicht berichtet.
Der IGeL-Monitor des MDS (Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen) hat 2018 die Studienlage zu „Osteopathie bei unspezifischen Kreuzschmerzen“ analysiert und mit „unklar“ bewertet. Die Wissenschaftler fanden keine Hinweise auf Schäden, aber auch keine auf einen Nutzen. Die Studien zeigten trotz einzelner positiver Ergebnisse nicht, dass die Osteopathie hilfreicher sei als die von den Kassen bezahlten Behandlungen.[27]
Die Evidenz aus klinischen Studien für andere Indikationen ist nur spärlich vorhanden und nicht zwingend.[28] Review-Artikeln zufolge ergaben sich nur wenige Evidenzen auf den Nutzen osteopathischer Therapieformen sowohl bei Kopf- und Rückenschmerz[29][30] als auch bei Asthma.[31]
Es bestehen Anhaltspunkte, dass auch bei Erkrankungen infolge nicht primär irreversibler Strukturveränderungen wie beispielsweise Dreimonatskoliken und rezidivierender Otitis media mittels viszeraler Osteopathie Behandlungserfolge erzielt werden können.[1] Ein neuerer von 2018 stammender Review kommt dagegen zu dem Schluss, dass es keine Evidenz auf den Nutzen oder die Zugverlässlichkeit der viszeralen Osteopathie gibt.[32]
Osteopathische Behandlungsmethoden sind nicht risikofrei. Insbesondere vorgeschädigte Körperstrukturen können dabei weiter geschädigt werden. Zur möglichst vollständigen Vermeidung von Komplikationen sind daher eine vorausgehende und umfassende ärztliche Untersuchung und Differenzialdiagnose notwendig.[33][1]
Die Osteopathie wird insbesondere auch aufgrund des in den USA verbreiteten historischen Konzeptes von medizinischer und wissenschaftlicher Seite kritisiert.[34] Beispielsweise gibt es für die angenommene Anregung der Selbstheilungskräfte durch eine Stimulation des Bindegewebes bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis.[35]
Geschichte und Entwicklung
Vorläufer
Seit Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa die Kunst des Bone-Setting (Einrichten von Knochen und Gelenken). Seit dieser Zeit war sie Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und wurde meist als Bestandteil der Chirurgie betrachtet.[36] Zum damaligen Zeitpunkt waren die heutzutage üblichen bildgebenden Verfahren noch nicht entwickelt, sodass sich die Ärzte allein auf die klinischen Befunde verlassen mussten. Dabei entwickelten sich die klinischen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und das Wissen über die funktionelle Anatomie insbesondere in Bezug auf Knochen, Bänder und Muskulatur. Ein zentrales Thema der „Bone-Setter“ waren tastbare Gelenkfehlstellungen, die sie ursächlich als muskulär ausgelöst betrachteten und auch entsprechend behandelten.[37] „Bone-Setter“ behandelten nicht nur tatsächliche Luxationen oder Knochenbrüche,[38] sondern verstanden sich historisch betrachtet auch als bessere Alternative zur zeitgenössischen Schulmedizin: “The simple and efficient means of setting bones, by relaxing muscles, according to the reformed practise, forms a striking contrast to the barbarous tortures of the regular faculty, with all their horrid implements – saws, pulleys, ropes, &c., &c.” (Zitat von[39] – 1852). Wharton P. Hood beschrieb 1871 typische Handgrifftechniken bei Schmerzen der Wirbelsäule oder von Gelenken, sowie deren Indikationen, Kontraindikationen und Risiken, die zum Teil noch in der heutigen Osteopathie Gültigkeit haben.[38]
Osteopathie
Die Osteopathie geht zurück auf den US-Amerikaner Andrew Taylor Still (1828–1917). Man nimmt an, dass er die Methode des Bone-settings kannte und möglicherweise auch beherrschte.[40] Gleichzeitig gilt er auch als interessiert an anderen wissenschaftlichen Strömungen seiner Zeit, wie der Darwinschen Evolutionstheorie und der Theorie von John M. Neil über die Selbstheilungskräfte des Körpers.
Still präsentierte am 22. Juni 1874 die Osteopathie als „neue Wissenschaft“ der Allgemeinheit. Einen Bezug auf bereits bestehendes Wissen vermied er bewusst, als Referenz bezog er sich auf Gott und seine eigene Erfahrung.[41] Man vermutet, dass er es bewusst vermied, europäische Quellen zu benennen, um die „intellektuelle Unabhängigkeit“ der Vereinigten Staaten (vom damals noch aristokratisch dominierten Europa) zu betonen.[40]
Der aus Schottland stammende Mediziner John Martin Littlejohn (1867–1947) übertrug Andrew Taylor Stills vorwiegend anatomisch begründetes Konzept auf die Physiologie und förderte die wissenschaftliche Anerkennung der Osteopathie. Nach seiner Rückkehr nach Europa gründete er 1917 die „British School of Osteopathy“ (BSO) in London.[42]
William Garner Sutherland (1873–1954), ein Student Stills, erweiterte das osteopathische Konzept auch auf den Bereich des Schädels und begründete damit die craniale bzw. craniosacrale Osteopathie, die später vor allem von dem amerikanischen Osteopathen John Upledger aus der Osteopathie ausgekoppelt und als eigenständige Cranio-Sacral-Therapie weiterentwickelt wurde.
D. D. Palmer (1845–1913) kam auf Empfehlung eines Studenten der ASO 1893 zu Besuch nach Kirksville, war zwei Wochen lang Gast in Stills Haus und machte sich mit den neuartigen manuellen Techniken der Osteopathie vertraut. Ein befreundeter Arzt, der ebenfalls an der ASO studiert hatte, vertiefte Palmers manuelles Repertoire. 1898 benannte er seine 1887 gegründete Ausbildungsstätte „Palmer Cure & Infirmary“ in „Palmer School and Infirmary of Chiropractic“ um. Dort lehrte er die osteopathischen Griffe z. T. in modifizierter Form, allerdings ohne Vermittlung des ganzheitlichen Konzepts. Er reduzierte die Osteopathie demnach in seiner sogenannten Chiropraktik auf ein rein symptomorientiertes Behandlungssystem.
Heute ist Osteopathie in den USA eine Arztausbildung an Colleges mit dem Abschluss D. O. (Doctor of Osteopathic Medicine). Amerikanische Absolventen der Osteopathic Medicine haben alle Rechte eines ordentlichen Arztes. Aufgrund geschichtlicher Entwicklungen arbeiten aber nur noch etwa drei bis fünf Prozent überwiegend mit manuellen Techniken am Patienten, und der ganzheitliche Ansatz ist in der Ausbildung nur noch in Ansätzen zu erkennen.
Entwicklung der Osteopathie
Europa
Osteopathie verbreitete sich nach den USA zunächst in Großbritannien. Die Osteopathie in England wurde nach Littlejohn durch den Arzt und Osteopathen Alan Stoddard geprägt, der das anspruchsvolle und aufgrund der ganzheitlichen Aspekte schwer zu integrierende System ähnlich wie Palmer modifizierte. Nach diesem Schritt erhöhte sich die Verbreitung der Osteopathie in England erheblich.[43] Die US-amerikanische Bezeichnung D. O. gab es zunächst auch dort; heute werden nur noch Bachelor (B. Sc.)-Zertifikate verliehen.
Nach Deutschland gelangte der Begriff Osteopathie möglicherweise durch den am 22. Dezember 1869 in Kraschen, Landkreis Guhrau in der Provinz Schlesien geborenen, vorübergehend in den USA lebenden Pastor Gustav A. Zimmer, der nach Rückkehr im Jahre 1927 in Dresden eine Ausbildungsstätte für Chiropraktik („chiropractic college“) betrieb, die vor allem von Heilpraktikern besucht wurde[44] Zimmer beendete seine berufliche Tätigkeit im Jahre 1938 und starb am 17. Dezember 1939. Drei der von Zimmer veröffentlichten Bücher standen auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ und wurden von den Nationalsozialisten verboten.[45] Im Jahre 1927 erschien als Band 2 der Bibliothek der neuen Heilmethoden[46] das Buch Osteopathische Massage – Leichtfassliche und praktische Anleitung für jedermann, nebst Anleitung zur diätetischen und milden Wasserbehandlung. Nach Dr. Charles E. Murray’s 4. amerik. Ausgabe frei bearbeitet von Dr. Medicus[47][48][49] Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Legalisierung einer bereinigten Fassung des Heilpraktikergesetzes vom 17. Februar 1939 nahm der Nürnberger Heilpraktiker Willi Schmidt seine im Jahre 1938 begonnene kollegiale Fachfortbildung wieder auf, darunter von 1951 an auch in Chiropraktik. Im Jahre 1959 übernahm Schmidt die Leitung der Arbeitsgemeinschaft für Chiropraktik und Osteopathie in der DH mit Arbeitskreisen in allen Landesverbänden, einem jährlichen zentralen Fachfortbildungskongress in Bad Homburg und der Herausgabe von insgesamt 92 Ausgaben der Fortbildungsblätter der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chiropraktoren und Osteopathen in der DH, die von 1959 bis 1971 erschienen.[50] Auf dem Heilpraktiker-Kongress am 21./22. September 1957 in Bad Kissingen hielt Schmidt ein Referat mit dem Titel Osteopathie in ganzheitlicher Schau, das auch im Druck erschienen ist.[51]
In Deutschland begannen Ärzte in den 1950er Jahren, stark geprägt durch den Austausch mit US-amerikanischen Chirotherapeuten, die „manuelle Medizin/Therapie“ zu nutzen. In Deutschland kann man Osteopathie derzeit nur an privaten Ausbildungsinstituten erlernen. Einzelne Privatuniversitäten bieten Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor (B. sc.) und Master (M.sc.) an. 1994 wurde der erste Berufsverband der Osteopathen in Deutschland gegründet, der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e. V. Um einen einheitlichen Ausbildungsstandard bemühen sich nach eigenen Angaben verschiedene osteopathische Berufsverbände in der sogenannten Konsensgruppe Osteopathie.
Im Jahre 2011 wurde erstmals in Deutschland eine Professur im Fachgebiet der Osteopathie an Dietmar Daichendt, den Präsidenten der DGCO, verliehen[52] sowie 2015 von der Steinbeis-Hochschule Berlin erstmals eine Universitäts-Professur für „Osteopathische Medizin“ eingerichtet und ebenfalls Dietmar Daichendt ernannt.[53][54]
Vereinigte Staaten von Amerika
Osteopathie (englisch osteopathic medicine) bezeichnet in den USA eine Form der Arztausbildung an Colleges mit dem Abschluss Doctor of Osteopathic Medicine (D. O.). Diese Colleges sind teilweise an Universitäten angeschlossen. Diese Ausbildung orientiert sich an der naturwissenschaftlichen Medizin und beinhaltet beispielsweise Kurse über Pharmazie und Chirurgie. Während des Studiums ist das unter diesem Namen auch in Europa bekanntgewordene manuelle alternativmedizinische Diagnose- und Behandlungskonzept nur einer der vielen Fachbereiche während der primär medizinischen Ausbildung. Die Bezeichnung dieses Fachbereichs lautet dort Osteopathic Manipulative Treatment for Physicians (OMT).
Im Alltag der klinischen Praxis in den USA sind Ärzte mit dem Titel D. O. gleichgestellt mit den Kollegen, die den Titel M. D. (lat. Medicinae Doctor, Lehrer der Medizin) erworben haben.
Die Ausbildung kann bei entsprechenden Ausbildungsnachweisen durch Regierungspräsidien in Deutschland als Arztausbildung anerkannt werden. Dabei handelt es sich um eine Ermessensentscheidung, die insbesondere davon abhängt, ob die Dauer der Ausbildung und die wesentlichen Ausbildungsinhalte dem deutschen Medizinstudium entsprechen. Der D. O. kann bei einer positiven Entscheidung eine Berufserlaubnis als Arzt nach § 10 der Bundesärzteordnung erhalten. Alternativ dazu kann er als Heilpraktiker arbeiten. Historisch ist interessant, dass viele US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Überfüllung der Universitäten keinen Studienplatz in Medizin bekamen und deshalb auf die Facharztstudiengänge der Osteopathy Colleges auswichen.
Nichtärztliche Osteopathen werden in den USA als non-physician osteopaths bezeichnet. Vertreter der europäischen, alternativmedizinischen Osteopathen bezeichnet man in den USA auch als European osteopathic manipulators.
Rechtslage
Die berufs- oder gewerbsmäßige Heilkunde ist nur approbierten Ärzten erlaubt, in Deutschland nach § 1 Heilpraktikergesetz auch Heilpraktikern. Das gilt auch für alternative Heilmethoden wie die Osteopathie. Die Anwendung delegierbarer manual-therapeutischer Leistungen ist in Deutschland im Sozialgesetzbuch und in der Schweiz im Heilmittelgesetz festgelegt.[15]
Da „Osteopathie“ in Deutschland kein Begriff der Umgangssprache ist, muss die Bedeutung bei seiner Verwendung in der Werbung im Gesundheitswesen erklärt werden. In Hessen gibt es befristet eine Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie (WPO-Osteo).[55] Ansonsten ist die Berufsbezeichnung „Osteopath“ im deutschen Gesundheitswesen rechtlich nicht zulässig; die Verwendung als Berufsbezeichnung wird in der Regel abgemahnt. Auch weitere Zusatzbezeichnungen mit Buchstabenkombinationen wie D. C., C. O., D. O. sind nicht zulässig, sofern es sich nicht um erworbene und eingetragene Titel von Hochschulen handelt. Ein Urteil des Landgerichtes Düsseldorf vom 24. Juli 2006 liegt vor.[56]
Da es außer in Hessen keine staatliche Regelung der Ausbildung und Berufsbezeichnung gibt, hat ein in Deutschland erworbener/vergebener Titel D. O. keine rechtliche Bedeutung. Allerdings ist „D. O.“ eine geschützte Wortmarke des Verbands der Osteopathen Deutschland (VOD) e. V., der dadurch die Vergabe des Titels kontrollieren kann. In einem Urteil vom 18. Juni 2009 hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof[57] die Rechtmäßigkeit der hessischen Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie bestätigt und dabei u. A. ausgeführt:
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Eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision gegen dieses Urteil hat das Bundesverwaltungsgericht mit Beschluss vom 20. November 2009[58] zurückgewiesen und das Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs u. a. wie folgt interpretiert:
„“
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Außerhalb Deutschlands gibt es Universitäten, an denen man einen Master of Science oder einen Doktorgrad in Osteopathie erwerben kann. Aufgrund des Bologna-Abkommens und zwischenstaatlicher Abkommen dürfen diese Bezeichnungen auch in Deutschland geführt werden. Eine Berufszulassung als Osteopath ist im deutschen Gesundheitswesen damit jedoch nicht verbunden. Die Verwendung von Abschlusstiteln der deutschen und ausländischen Colleges, Fachhochschulen, Universitäten und Hochschulen unterliegt dem Hochschulrahmengesetz (HRG) bzw. den Hochschulgesetzen der Bundesländer. Die Verwendung des Begriffs „Diplom“ ist in Deutschland nur für die Abschlüsse an Fachhochschulen und Universitäten erlaubt. Ausländische Titel müssen von den Regierungspräsidien anerkannt werden. Dies gilt auch für den professional degree (Fachabschluss-Titel) des US-amerikanischen D. O. Einige Osteopathie-Schulen bieten, zum Teil in Zusammenarbeit mit Universitäten, einen Abschluss als Bachelor of Science an.[59] Auch einige private Universitäten wie die Dresden International University bieten Studiengänge in Osteopathie mit Abschluss als Master of Science an.
Weiterführende Literatur
Deutsch
- Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 106, Nr. 46. Deutscher Ärzte-Verlag, 13. November 2009, S. A-2325/B-1997/C-1941 (aerzteblatt.de [abgerufen am 9. Februar 2015]).
- Forum zum Artikel: Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren. In: Osteopathische Medizin Heft 1/2010
- Karl-Ludwig Resch: Gutachten zur Fragestellung „Osteopathie und Evidenz“, Gutachten zur Fragestellung „Osteopathie und Evidenz“
- Andrew Taylor Still: Das große Still-Kompendium. Pähl, 2005
- William Garner Sutherland: Das große Sutherland-Kompendium. Pähl, 2004
- C. Trowbridge: Andrew Taylor Still 1828–1917. Pähl, 2005
- N. Handoll: Die Anatomie der Potency. Pähl, 2004
- J. Stark: Stills Faszienkonzepte. Pähl, 2007
Englisch
- J. M. Hoag, W. V. Cole, S. G. Bradford (Hrsg.): Osteopathic Medicine. McGraw-Hill Book Company, New York 1969; Library of Congress 68-20990
- D. K. Clawson (Hrsg): Osteopathic Medicine: Past, Present, and Future. Conference proceedings, Josiah Macy, Jr. Foundation, New York 1996
- Andrew Taylor Still: The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy. Kansas City 1902 epubli 2010 auf books.google
- Andrew Taylor Still: Osteopathy, Research and Practice. Kirksville 1910
- William Garner Sutherland: The Cranial Bowl. 1939
- William Garner Sutherland: Contributions of Thought. The collected Writings of William Garner Sutherland. 1971
- William Garner Sutherland, Editor: Ann Wales: Teachings in the Science of Osteopathy. 1990
- Rebecca Lippincott Conrow, Howard A. Lippincott: A Manual of Cranial Technique. 1943
- John Wernham: The Fundamentals of Osteopathic Technique. Maidstone (Kompilation aus Unterrichtsskripten von J. M. Littlejohn)
- John Wernham: The Pathology of the Osteopathic Lesion. Maidstone (Kompilation aus Unterrichtsskripten von J. M. Littlejohn)
- John Wernham: Principles. Maidstone (Kompilation aus Unterrichtsskripten von J. M. Littlejohn)
- John Wernham: Lesionology. Maidstone (Kompilation aus Unterrichtsskripten von J. M. Littlejohn)
- Harold Ives Magoun: Osteopathy in the Cranial Field. Denver 1951
- Charles Owens: An Endocrine Interpretation of Chapman Reflexes. Newark, Ohio 1963
- Irvin M. Korr: The Neurobiologic Mechanisms in Manipulative Therapy. Michigan State University, 1977
- Irvin M. Korr, Hrsg.: Barbara Peterson: The Collected Papers of Irvin M Korr. Indianapolis 1979
Weblinks
- Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie e.V. (BAO)
- Bundesverband Osteopathie e.V – BVO
- Deutsche Gesellschaft für Chirotherapie und Osteopathie: http://www.dgco.de
- Schweizerischer Verband der Osteopathen (SVO-FSO)
- Verband der Osteopathen Deutschland: http://www.osteopathie.de
- Vereinigung akademischer OsteopathInnen Schweiz (VaOS)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 106, Nr. 46. Deutscher Ärzte-Verlag, 13. November 2009, S. A-2325/B-1997/C-1941 (Online [abgerufen am 9. Februar 2015]).
- ↑ Max Geiser: Die Rückkehr zur Vernunft im Gesundheitswesen des 21. Jahrhunderts (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) i Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Schweizerische Ärztezeitung. Band 88, Nummer 17, 2007, S. 758–760 (PDF; 190 kB)
- ↑ Entstehung der Osteopathie (Memento vom 17. Oktober 2010 im Internet Archive) Deutsche Gesellschaft für Osteopathische Medizin.
- ↑ Stiftung Warentest: Gesetzliche Krankenversicherung – Jetzt zahlt die Kasse mehr. In: test.de. 13. November 2012, abgerufen am 9. Februar 2015.
- ↑ 'Marketing' der Kassen: Pädiater lehnen [[Osteopathie|Osteopathie]] ab. Abgerufen am 28. August 2019.
- ↑ Osteopathie: KBV kritisiert teures Kassen-Marketing. Abgerufen am 28. August 2019.
- ↑ Josephina Maier: Osteopathie: In guten Händen? In: Die Zeit. 21. August 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 25. November 2019]).
- ↑ Christian Hartmann: Gedanken zu A. T. Stills Philosophie der Osteopathie. JOLANDOS, 2016, S. 89–124, ISBN 978-3-936679-95-3
- ↑ K. W. Seifert: Die Osteopathie. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 27. Mai 2013; abgerufen am 17. August 2013. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Edzard Ernst, D. Eisenberg: Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin, S. 84 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Emil P. Lesho: An Overview of Osteopathic Medicine. In: Arch Fam Med. Band 8, 1999, S. 477–484, PMID 10575385
- ↑ Osteopathie in der Tiermedizin - Sonntag Verlag - Ganzheitliche Tiermedizin. Abgerufen am 1. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ Deutsches Institut für Pferdeosteopathie [1]
- ↑ Beatrix Schulte Wien und Irina Keller: Osteopathie für Pferde, Kosmos Verlag Stuttgart 2019, ISBN 978-3-440-15595-0
- ↑ 15,0 15,1 Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) zur [[Osteopathie|Osteopathie]]. (Memento des Originals vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 2006.
- ↑ 16,0 16,1 16,2 Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1, S. 1596.
- ↑ Roche Lexikon Medizin, Urban&Fischer Verlag, 2003, S. 1382, ISBN 3-437-15150-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ 18,0 18,1 Roche Lexikon Medizin, Urban&Fischer Verlag, 2003, S. 313, ISBN 3-437-15150-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ I. Oepen: Lexikon der Parawissenschaften: Astrologie, Esoterik, Okkultismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet. Band 3 der Schriftenreihe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, LIT Verlag, Berlin/Hamburg/Münster 1999, S. 64, ISBN 3-8258-4277-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ S. E. Hartman u. a.: Craniosacral Therapy Is Not Medicine. In: PHYS THER Band 82, Nummer 11, 2002, S. 1146–1147, hier online (Memento des Originals vom 3. Juli 2007 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ D. Karch u. a.: Kraniosakraltherapie, Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie, (PDF-Datei (Memento des Originals vom 25. Oktober 2011 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. )
- ↑ I. Oepen: Lexikon der Parawissenschaften: Astrologie, Esoterik, Okkultismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet. Band 3 von Schriftenreihe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 1999, S. 60, ISBN 3-8258-4277-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Albin Guillaud et al.: Reliability of Diagnosis and Clinical Efficacy of Cranial Osteopathy: A Systematic Review. In: PloS One. Band 11, Nr. 12, 2016, S. e0167823, doi:10.1371/journal.pone.0167823, PMID 27936211, PMC 5147986 (freier Volltext).
- ↑ Edzard Ernst: Craniosacral therapy: a systematic review of the clinical evidence. In: Focus on Alternative and Complementary Therapies. Band 17, Nr. 4, 18. Oktober 2012, S. 197–201, doi:10.1111/j.2042-7166.2012.01174.x (wiley.com [abgerufen am 26. November 2019]).
- ↑ 25,0 25,1 H. Franke, J. D. Franke, G. Fryer: Osteopathic manipulative treatment for nonspecific low back pain: a systematic review and meta-analysis. In: BMC musculoskeletal disorders. Band 15, 2014, ISSN 1471-2474, S. 286, doi:10.1186/1471-2474-15-286, PMID 25175885, PMC 4159549 (freier Volltext).
- ↑ Ferran CUENCA-MARTÍNEZ, Sara CORTÉS-AMADOR, Gemma Victoria ESPÍ-LÓPEZ: Effectiveness of classic physical therapy proposals for chronic non-specific low back pain: a literature review. In: Physical Therapy Research. Band 21, Nr. 1, 20. März 2018, S. 16–22, doi:10.1298/ptr.E9937, PMID 30050749, PMC 6055602 (freier Volltext).
- ↑ IGeL-Monitor, Bewertung der Osteopathie bei unspezifischen Kreuzschmerzen, abgerufen am 2. November 2018.
- ↑ E. Edzard, D. Eisenberg: Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin, S. 84 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ G. Bronfort, N. Nilsson u. a.: Non-invasive physical treatments for chronic/recurrent headache. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 3, 2004, ISSN 1469-493X, S. CD001878, doi:10.1002/14651858.CD001878.pub2, PMID 15266458 (Review).
- ↑ W. J. Assendelft, S. C. Morton u. a.: Spinal manipulative therapy for low back pain. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 1, 2004, ISSN 1469-493X, S. CD000447, doi:10.1002/14651858.CD000447.pub2, PMID 14973958 (Review).
- ↑ M. A. Hondras, K. Linde, A. P. Jones: Manual therapy for asthma. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 2, 2005, ISSN 1469-493X, S. CD001002, doi:10.1002/14651858.CD001002.pub2, PMID 15846609 (Review).
- ↑ Albin Guillaud et al.: Reliability of diagnosis and clinical efficacy of visceral osteopathy: a systematic review. In: BMC Complementary and Alternative Medicine. Band 18, 17. Februar 2018, doi:10.1186/s12906-018-2098-8, PMID 29452579, PMC 5816506 (freier Volltext).
- ↑ K. R. Meltzer, P. R. Standley: Modeled repetitive motion strain and indirect osteopathic manipulative techniques in regulation of human fibroblast proliferation and interleukin secretion. In: The Journal of the American Osteopathic Association. Band 107, Nummer 12, Dezember 2007, ISSN 1945-1997, S. 527–536, PMID 18178762.
- ↑ Heilen mit den Händen. In: nzz.ch. 25. Juni 2006, abgerufen am 9. Februar 2015.
- ↑ Stiftung Warentest: Die Andere Medizin. „Alternative“ Heilmethoden für Sie bewertet, S. 211 ff. Berlin 2005. ISBN 3-937880-08-9.
- ↑ E. Moxon: Dictionary of dates, and universal reference, relating to all ages and nations:, Edward Moxon & Co, London, 1851, S. 84 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ W. Hooker: Physician and patient; or, A practical view of the mutual duties, relations and interests of the medical profession and the community, Baker and Scribner, New York, 1849, S. 146 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ 38,0 38,1 W. P. Hood: On Bone-Setting (so called), and its Relation to the Treatment of Joints Crippled by Injury, Rheumatism, Inflammation, Etc, Macmillan & Co, London/New York 1871, S. 1 ff., Nachdruck des Verlages READ BOOKS, 2008, ISBN 1-4086-9836-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ J. Hollins: The reformed botanic practice, and the nature and cause of disease clearly explained, and expressly arranged for the use of all classes, T. Simmons, Birmingham, 1852, S. 152 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ 40,0 40,1 Torsten Liem, Tobias K. Dobler: Leitfaden Osteopathie: parietale Techniken, Urban&Fischer Verlag, 2005, S. 15, ISBN 3-437-55781-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ A. T. Still: Philosophy of Osteopathy, BiblioBazaar, LLC, 2009, S. 12, ISBN 1-103-35112-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ John Martin Littlejohn (1866–1947) (Memento vom 16. August 2007 im Internet Archive) In: jolandos.com
- ↑ K. J. Thomas, J. Carr u. a.: Use of non-orthodox and conventional health care in Great Britain. In: BMJ (Clinical research ed.). Band 302, Nummer 6770, Januar 1991, ISSN 0959-8138, S. 207–210, PMID 1998760, PMC 1669035 (freier Volltext).
- ↑ Eine ausführliche Familienbiographie Zimmers (mit zahlreichen historischen Abbildungen) findet sich unter [2]. Zimmer veröffentlichte in Deutschland auch einige Bücher im Selbstverlag und edierte die Schrift Das ist Chiropraktik! von J. S. Riley mit folgender Empfehlung unter Angabe seiner Dresdner Adresse:
- ↑ Die Titel der Bücher waren: Der kürzeste Weg zur Gesundheit (1933), Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit (1934) und Chiropraktik (1935) Berlin.de – Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Literatur. In: berlin.de. Abgerufen am 9. Februar 2015.
- ↑ Herausgeber: Karl Erhard Weiss und Walther Kröner
- ↑ Pyramidenverlag Dr. Schwarz & Co. Berlin 1927.
- ↑ Die osteopathischen Techniken sind in einer Serie von 27 Bildern illustriert. Dazu heißt es:
„Entsprechend den hier vorgetragenen grundsätzlichen Ausführungen wollen wir nun darangehen, in ganz einfacher allgemein verständlicher Weise die Technik der osteopathischen Massage darzulegen, und wir bedienen uns hierzu einer Anzahl gezeichneter Bilder, die nach Aufnahmen nach der Natur gezeichnet sind, und die es zusammen mit der beigegebenen Beschreibung ermöglichen, dass jeder Mensch von normalem Verstand und genügender Aufmerksamkeit die osteopathische Massage nach diesen Bildern vollständig erlernen kann.“
– - ↑ Das vorliegende Exemplar des Buchs von Dr. Medicus ist dem Buch Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit von Gustav Adolf Zimmer (Im Selbstverlag des Verfassers) beigebunden. Ursprünglich dürfte es als eigenständige Schrift erschienen sein.
- ↑ Alle in diesen Fortbildungsblättern erschienenen Fachbeiträge sind veröffentlicht in dem Buch von Willi Schmitdt: Die Kunst der Chiropraktik und Osteopathie – Aufsätze und Vorträge zu Theorie und Erfahrung einer manuellen Ganzheitstherapie, Marczell-Verlag München 1984, ISBN 3-88015-093-1, das der Berufsverband Deutsche Heilpraktiker Landesverband Bayern e. V. (heute Heilpraktikerverband Bayern e. V.) zum zehnten Todestag von Willi Schmidt herausgab. Darin enthalten ist ein biographischer Aufsatz des Heilpraktikers Norbert Seidl (eines Schülers von Willi Schmidt) unter dem Titel Der Heilpraktiker Willi Schmidt zum 10. Todestag.
- ↑ Kongress-Schrift Heilpraktiker-Kongress 1957 Bad Kissingen, Herausgeber: Deutsche Heilpraktikerschaft e. V. München 1957 (Redaktion Albert Baginsky)
- ↑ elsevier.de: Dietmar Daichendt zum ersten Professor für Osteopathie ernannt
- ↑ steinbeis.de: Ernennung zum Professor für Osteopathische- und Manuelle Medizin (Memento des Originals vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Deutsches Ärzteblatt
- ↑ Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen – 14. August 2013, S. 526.
- ↑ LG Düsseldorf Urteil vom 24. Juli 2006, Az. 12 O 66/05, Volltext.
- ↑ VGH Hessen, Urteil vom 18. Juni 2009, Az. 3 C 2604/08.N, Volltext.
- ↑ BVerwG, BVerwG, Beschluss vom 20. November 2009 – 3 BN 1.09, Volltext.
- ↑ Osteopathie-Schulen in Deutschland Stand: April 2011 (PDF-Datei)
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