Serielles Intervall

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Serielles Intervall im Prinzip

Das serielle Intervall ist eine statistische Größe, die für eine bestimmte Infektionskrankheit den Mittelwert dessen angibt, wie lange es in einer Infektionskette bis zur nächsten Ansteckung dauert.

Definition

Wie in der Prinzip-Darstellung gezeigt, ergibt sich das serielle Intervall aus den Abständen zwischen dem Einsetzen der Krankheitssymptome der aufeinander folgenden Infektionen. Der Grund dafür ist, dass der Beginn der Infektion in der Praxis nicht nachweisbar ist, wohl aber die Symptome.

Da es sich um einen statistischen Mittelwert handelt, wird eine längere Infektionskette benötigt, um eine größere Anzahl von zeitlichen Abständen zwischen dem Einsetzen der direkt aufeinander folgenden Infektionen zu erhalten. Aus einem einzigen Fall, also des Indexfalles und der Person, die sich beim Indexfall angesteckt hat, kann ein serielles Intervall nicht berechnet werden. Eine Infektionskette, die aus zwei Gliedern besteht, gibt bestenfalls einen ersten Hinweis auf die Größenordnung in der das serielle Intervall liegen könnte.

Problemstellung

Die wissenschaftliche Literatur bezüglich des seriellen Intervalls verschiedener Infektionskrankheiten ist sehr dünn, weil er schwer zu erfassen ist. Für AIDS gibt es keinen solchen Wert, da schon die erste Phase, also von der Ansteckung bis zur Nachweisbarkeit der Ansteckung, bis zu 12 Wochen dauert. Danach vergehen ca. 2 Jahre, bis es zu ersten Krankheitssymptomen kommt. Einerseits könnte sich in dieser Phase jemand angesteckt haben. Andererseits genügt für eine Ansteckung nicht der einfache Kontakt. Es muss schon konkreter Sexueller Verkehr sein oder Austausch von Blut. Das hat man für gewöhnlich nur mit sehr wenigen Menschen. Bei promiskuitivem Verhalten der Person, die sich beim Indexfall möglicherweise angesteckt hat, ist nicht sicher nachweisbar, dass er nicht Kontakt zu einem anderen Indexfall hatte. Es ist gut möglich, dass er sich nicht an die Namen aller erinnert, mit denen er in den letzten zwei Jahren Kontakt hatte, oder dass er diese Namen damals nicht einmal gekannt hatte. So liegen also keine verlässlichen Daten zur Berechnung vor. Je länger diese Intervalle sind, um so schwerer sind sie zu erfassen.

Bedeutung

Angesichts des Ausbruches einer Epidemie ist es sehr wichtig, abschätzen zu können, wie sie sich entwickeln wird. Im Falle eines neuen und daher unbekannten Erregers liegen die dafür notwendigen Kennzahlen noch nicht vor und müssen so schnell wie möglich in Erfahrung gebracht werden. Relativ einfach kann man die Basisreproduktionszahl ermitteln, sobald man eine sichere Diagnose für das Krankheitsbild hat und eine erhebliche Anzahl dokumentierter Fälle. Aber die Letalität lässt sich erst mit guter Genauigkeit ermitteln, wenn der erste Ausbruch abgeklungen ist und fast alle Infizierten entweder sich erholt haben oder tot sind. Bis dahin ist die Letalität eine sehr grobe Schätzung. Bei einer Epidemie, die um ein Mehrfaches des seriellen Intervalls andauert, lässt sich das Intervall während der Ausbreitungsphase ermitteln. Erst wenn man diese drei Werte hat, kann man abschätzen, ob es sich um einen harmlosen Verlauf, eine langsame Epidemie oder um eine potenzielle Pandemie mit vielen Toten handeln wird. Da die Eindämmung einer Epidemie immer mit erheblichem wirtschaftlichen Aufwand, gesellschaftlichen Einschränkungen und politischen Konsequenzen einhergeht, ist die ständig neue Abschätzung der Verhältnismäßigkeit solcher Maßnahmen eine sehr schwierigen und folgenschwere Aufgabe. Betreibt man einen hohen Aufwand bei einer Krankheit, die sich später als harmlos herausstellt Schweinegrippe, verliert man an Glaubwürdigkeit und verschwendet Ressourcen. Tut man zu wenig und zu handelt zu spät bei einer Krankheit, die sich dann als sehr gefährlich herausstellt, verliert man große Teile seine Volkes und steht wirtschaftlich so schlecht da, wie nach einem großen Krieg.