Homöopathie: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Homöopathie''' [ˌhomøopaˈtiː] (von altgriechisch ὅμοιος, ''hómoios'': gleich, gleichartig, ähnlich, sowie πάθος, ''páthos'': Leid, Schmerz, Gefühl; wörtlich also „ähnliches Leiden“)<ref>Weitergehende Überlegungen zur Bedeutung des Begriffs finden Sie hier: http://www.provings.info/blog1?post_id=5&title=homoopathie-und-mitgefuhl-%E2%80%93-eine-Ubersetzung</ref> ist eine medizinische Behandlungsmethode, die ihre geschichtlichen Wurzeln in den ab 1796 veröffentlichten Erkenntnissen des deutschen Arztes [[Samuel_Hahnemann|Samuel Hahnemann]] (1755 – 1843) hat.  
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Die '''Homöopathie'''<ref>Der Begriff Homöopathie [ˌhomøopaˈtiː] von altgriechisch ὅμοιος, ''hómoios'': gleich, gleichartig, ähnlich, sowie πάθος, ''páthos'': Leid, Schmerz, Gefühl; wörtlich also „ähnliches Leiden“. Weitergehende Überlegungen zur Bedeutung des Begriffs finden Sie hier: http://www.provings.info/blog1?post_id=5&title=homoopathie-und-mitgefuhl-%E2%80%93-eine-Ubersetzung</ref> ist eine von der [[Weltgesundheitsorganisation|Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) anerkannte, weltweit ausgeübte medizinische Heilmethode<ref name="“WHO“">Die Homöopathie gehört zu den von der WHO anerkannten medizinischen Methoden und stellt nach der Schulmedizin die weltweit verbreitetste Heilmethode dar. Nach einer Studie der WHO: http://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/43108/9241562862_map.pdf</ref>. Sie hat ihre geschichtlichen Wurzeln in den ab 1796 veröffentlichten Erkenntnissen des deutschen Arztes [[Samuel_Hahnemann|Samuel Hahnemann]] (1755 – 1843).<br/> Weltweit wird die Homöopathie als eine der häufigsten<ref name="“WHO“" /> medizinischen Methoden von hunderttausenden Ärzten und – je nach staatlichen Regelungen – auch anderen Behandlerinnen und Behandlern ausgeübt und täglich von Millionen Menschen angewendet.<ref>Die weiteste Verbreitung hat die Homöopathie heute in Indien, wo sie überall in der medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung angewendet, an Universitäten gelehrt und in eigenen Kliniken ausgeübt wird.</ref><br/> Die Wirkung homöopathischer Arzneien ist inzwischen durch zahlreiche statistisch hochwertige Studien nachgewiesen (siehe dazu die Hauptseite [[Forschungen_und_Studien_zur_Homöopathie|Forschungen und Studien zur Homöopathie]]). Dennoch wird ihr von [[Skeptiker|gut organisierten Kritikergruppen]] immer wieder vorgeworfen, dass sie nur [[Placebo|Placebowirkung]] habe. Diese Behauptung widerspricht jedoch den wissenschaftlichen Erkenntnissen.
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Zu einzelnen Homöopathie-Themen siehe auch das [[Inhaltsverzeichnis_spezieller_Homöopathiethemen|Inhaltsverzeichnis spezieller Homöopathiethemen]].
  
Die Homöopathie gehört heute zu den von der WHO anerkannten medizinischen Methoden und stellt nach der Schulmedizin die weltweit verbreitetste Heilmethode dar.<ref>Nach einer Studie der WHO: http://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/43108/9241562862_map.pdf</ref>
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== Die homöopathischen Prinzipien ==
  
== Die homöopathischen Grundprinzipien ==
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<ref>Die folgenden Abschnitte enthalten einige Passagen aus der Website des [https://www.vkhd.de/patienten/homoeopathie/die-homoeopathischen-grundprinzipien VKHD (Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V.)]. Diese wurden erheblich ergänzt und verändert.</ref>Die Homöopathie ist eine alte und bewährte Form der Erfahrungsmedizin, deren Ursprünge weit über die Zeit ihrer schriftlichen und wissenschaftlichen Fassung durch Hahnemann zurück reichen. Sie folgt dabei klaren und leicht verständlichen Prinzipien, die den modernen Denkgewohnheiten aber manchmal ungewohnt erscheinen. Diese Prinzipien sind die folgenden:
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<li>[[Homöopathie#Das_Ähnlichkeitsprinzip|Ähnlichkeits- oder Simile-Prinzip]]</li>
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<li>[[Homöopathie#Potenzierung,_Befreiung_von_der_Stofflichkeit|Potenzierung]]</li>
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<li>[[Homöopathie#Individualisierung_und_Verordnung_von_homöopathischen_Einzelmitteln|Individualisierung]]</li>
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<li>[[Homöopathie#Der_ganze_Mensch|Ganzheit]]</li>
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</ul>
  
<ref>Dieser Abschnitt ist teilweise der Website des [https://www.vkhd.de/patienten/homoeopathie/die-homoeopathischen-grundprinzipien VKHD (Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V.)] entnommen, ergänzt und verändert worden.</ref>Die Homöopathie basiert auf mehreren, wesentlichen Prinzipien, die sie auszeichnen.
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=== Das Ähnlichkeitsprinzip ===
* das Ähnlichkeits- oder Simile-Prinzip
 
* die Totalität der Symptome
 
* die Potenzierung
 
* die Individualisierung
 
  
=== Das Ähnlichkeitsprinzip ===
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siehe [[Ähnlichkeitsprinzip|Hauptartikel]]<br/> Das therapeutische Leitprinzip der Homöopathen lautet „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“ oder ''„similia similibus curentur“<ref>So heißt es im lateinischen Original.</ref>. Das bedeutet: Eine Krankheit wird mit einem Arzneimittel behandelt, das ähnliche Symptome bei einem Gesunden erzeugen kann.''
  
Das therapeutische Leitprinzip der Homöopathen lautet „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“ oder, wie es im lateinischen Original heißt, similia similibus curentur. Das bedeutet: Eine Krankheit wird mit einem Arzneimittel behandelt, das ähnliche Symptome bei einem Gesunden erzeugen kann.
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[[Samuel_Hahnemann|Samuel Hahnemann]], der Begründer der Homöopathie, stieß auf dieses Gesetz der Ähnlichkeit, als er beim Übersetzen eines medizinischen Werkes eine Behauptung über die Wirkung bezweifelte. Um die Aussage zu überprüfen, nahm er die Substanz einige Tage lang ein und bemerkte zu seiner Überraschung, dass sie bei ihm als Gesundem Symptome hervorrief, die für eine Malaria-Erkrankung typisch waren.<ref>Chinarinde war damals das übliche medizinische Hauptmittel gegen diese schwere Tropenkrankheit, und auch heute noch verwendet die Schulmedizin chemisch modifizierte Extrakte aus der Chinarinde gegen Malaria.</ref> Hahnemann erlebte also an sich Beschwerden, gegen welche die Chinarinde eigentlich eingesetzt wurde – ausgelöst durch das Heilmittel selbst. Er experimentierte weiter, an sich und an Familienmitgliedern, und fand heraus, dass er auf eine Gesetzmäßigkeit gestoßen war, die bereits von Ärzten der Antike, Hippokrates etwa, und Paracelsus, Arzt des späten Mittelalters, formuliert worden war. Als gebildeter und belesener Gelehrter wird Hahnemann von den Ideen seiner Vorgänger über Heilung durch Ähnliches gewusst&nbsp;haben, aber es entsprach dem Geist seiner Zeit, einer Behauptung erst zu vertrauen, wenn sie durch Versuche bestätigt worden ist. Fast fünfzig Jahre forschte Hahnemann weiter, prüfte neue Heilmittel, systematisierte die Ergebnisse, verfeinerte die Regeln seiner Heilweise und die Zubereitungsform der homöopathischen Mittel, damit sie seinen hohen Ansprüchen an eine ''schnell, sanft und dauerhaft wirkende Arznei'' genügten.<ref>Abschnitt aus Wichmann, Jörg: Die andere Wirklichkeit der Homöopathie, Verlag Neue Erde 2001, S.14</ref>
  
[[Samuel_Hahnemann|Samuel Hahnemann]], der Begründer der Homöopathie, stieß auf dieses Gesetz der Ähnlichkeiten, als er beim Übersetzen eines medizinischen Buches eine Behauptung über die Wirkungen von Chinarinde überprüfen wollte. Er nahm sie einfach ein paar Tage lang ein und bemerkte zu seiner Überraschung, daß diese Substanz bei ihm als Gesundem sehr typische Malariasymptome hervorrief. Chinarinde war damals das übliche medizinische Hauptmittel gegen diese schwere Tropenkrankheit, und auch heute noch verwendet die Schulmedizin chemisch modifizierte Extrakte aus der Chinarinde gegen Malaria. Hahnemann erlebte also an sich die Symptome, gegen welche die Chinarinde eigentich eingesetzt wurde – ausgelöst durch das Heilmittel selbst. Er experimentierte weiter, an sich und an Familienmitgliedern, und fand heraus, daß er auf eine allgemeine Gesetzmäßigkeit gestoßen war, die auch von Ärzten der Antike, von dem berühmten Hippokrates etwa, und dem wichtigsten Arzt des späten Mittelalters, von Paracelsus, formuliert worden war. Als gebildeter und belesener Gelehrter wird Hahnemann von den Ideen seiner Vorgänger über Heilung durch Ähnliches sicherlich gewußt haben, aber es entsprach dem Geist seiner Zeit, daß er auf eine Behauptung erst vertraute, als er sie durch Versuche selbst bestätigen konnte. Den Rest seines Lebens verbrachte Hahnemann damit, an dieser Idee weiter zu forschen, neue Heilmittel zu prüfen und die Ergebnisse zu systematisieren, die Regeln seiner Heilweise zu verfeinern und eine Zubereitungsform der „homöopathischen“ Mittel (wie er sie dann nannte) zu erarbeiten, die seinen hohen Ansprüchen an eine schnell, sanft und dauerhaft wirkende Arznei genügte.<ref>Abschnitt aus Wichmann, Jörg: Die andere Wirklichkeit der Homöopathie, Verlag Neue Erde 2001, S.14</ref> 
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==== Homöopathische Arzneimittelprüfung ====
  
====Homöopathische Arzneimittelprüfung ====
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siehe [[Arzneimittelprüfung|Hauptartikel]]<br/> Am Anfang von Hahnemanns homöopathischer Forschung stand die [[Arzneimittelprüfung|Arzneimittelprüfung]] am Gesunden. In seinem ersten berühmt gewordenen Selbstversuch nahm Hahnemann als Gesunder Chinarinde ein. Er beobachtete und dokumentierte dann akribisch seine Reaktion auf die Einnahme dieses Mittels. Dabei stellte er fest, dass er Symptome der Wechselfieberkrankheit (Malaria) entwickelte, gegen die zu seiner Zeit Chinarinde als Arznei eingesetzt wurde. In der Folge begann Hahnemann weitere Stoffe zu prüfen. Unterstützt wurde er dabei von Studenten, ärztlichen Kollegen und Mitgliedern seiner Familie.
  
Am Anfang von Hahnemanns homöopathischer Forschung stand die Arzneimittelprüfung am Gesunden. In seinem ersten berühmt gewordenen Selbstversuch nahm Hahnemann als Gesunder Chinarinde ein. Er beobachtete und dokumentierte dann akribisch seine Reaktion auf die Einnahme dieses Mittels. Dabei stellte er fest, dass er Symptome der Wechselfieberkrankheit (Malaria) entwickelte, gegen die zu seiner Zeit Chinarinde als Arznei eingesetzt wurde. In der Folge begann Hahnemann weitere Stoffe zu prüfen. Unterstützt wurde er dabei von Studenten, ärztlichen Kollegen und Mitgliedern seiner Familie.
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Bei Arzneimittelprüfungen nehmen also gesunde Probanden eine Substanz in geringen Dosen ein und beobachten, wie sie darauf reagieren. Alle körperlichen und psychischen Veränderungen, Wahrnehmungen&nbsp;oder Reaktionen werden als Prüfungssymptome notiert und systematisch dokumentiert. So entstehen die homöopathischen „Arzneimittellehren“ als umfassende Sammlungen der Wirkungsweise homöopathischer Arzneimittel.
  
Bei Arzneimittelprüfungen nehmen also gesunde Probanden eine Substanz in geringen Dosen ein und beobachten, wie sie darauf reagieren. Alle körperlichen und psychischen Veränderungen oder Reaktionen werden als Prüfungssymptome notiert und systematisch dokumentiert. So entstehen die homöopathischen „Arzneimittellehren“ als umfassende Sammlungen der Wirkungsweise homöopathischer Arzneimittel.
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=== Potenzierung ===
  
=== Totalität der Symptome===
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siehe [[Potenzierung|Hauptartikel]]<br/> Einige der Substanzen, die Hahnemann prüfte, waren sehr giftig. Deshalb ging er dazu über, sie stark zu verdünnen, zu verreiben und zu verschütteln. Entgegen seiner Erwartung stellte er dabei fest, dass die Wirkung der Arzneien dadurch nicht geschwächt, sondern vielmehr verstärkt wurde. Deshalb nannte er den Vorgang des Verdünnens, Verreibens und Verschüttelns schließlich [[Potenzierung|Potenzieren]] oder Dynamisieren, was so viel bedeutet wie Steigern der Kraft des Arzneimittels.
  
Das zweite Prinzip, die Totalität, bedeutet, das gesamte Symptomenbild zu betrachten, zu dem auch die mentalen, emotionalen und physischen Symptome gehören. Der Behandler/ die Behandlerin nimmt das Muster wahr, das allen Symptomen zugrunde liegt, und kombiniert sie zu einem aussagekräftigen Gesamtbild. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Systemen oder Hilfsmitteln, die den Behandelnden dabei helfen können, die Gesamtheit, die Totalität der Symptome wahrzunehmen.  
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Der Herstellungsprozess homöopathischer Mittel ist heute im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) geregelt. Er besteht aus einer stufenweisen Verreibung, Verdünnung und Verschüttelung der Ausgangssubstanzen. Je häufiger dieser Vorgang durchgeführt wird, desto höher ist die Potenz der fertigen Arznei.
  
=== Potenzierung, Befreiung von der Stofflichkeit ===
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Allgemein bekannt ist, dass im Zuge des Dynamisierungsprozesses oft die Grenze der sogenannten Avogadro'schen Zahl überschritten wird und keine Moleküle der Ausgangssubstanz mehr in der Arznei zu finden sind. Die Homöopathie hat nie die Vorstellung einer chemischen Wirksamkeit ihrer Mittel verfolgt, sondern beobachtet die Übertragung einer Information des Ausgangsstoffes mit Hilfe der verwendeten Trägersubstanz (Wasser, Milchzucker, Alkohol). Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich noch nicht vollständig erforscht, aber es gibt bereits gute [[Forschungen_und_Studien_zur_Homöopathie|Ansätze zu seiner Klärung]].
  
Siehe auch [[Potenzierung|eigener Artikel]].
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=== Individualisierung und Einzelmittel ===
  
Einige der Substanzen, die Hahnemann prüfte, waren sehr giftig. Deshalb ging er dazu über, sie stark zu verdünnen, zu verreiben und zu verschütteln. Entgegen seiner Erwartung stellte er dabei fest, dass die Wirkung der Arzneien dadurch nicht geschwächt, sondern vielmehr verstärkt wurde. Deshalb nannte er den Vorgang des Verdünnens, Verreibens und Verschüttelns schließlich Potenzieren, was so viel bedeutet wie Steigern der Kraft des Arzneimittels.
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Das dritte Prinzip, Individualität, besagt, dass jede Person, unabhängig vom Namen oder der Art der Erkrankung, ein Heilmittel benötigt, das ihren eigenen, spezifischen Symptomen gerecht wird. So können zehn Migränekranke in Abhängigkeit von den individuellen Kopfschmerzen und Allgemeinsymptomen zehn verschiedene Heilmittel erhalten. Ein Patient kann Kopfschmerzen auf der linken oder rechten Seite, um 6.00 Uhr oder 15.00 Uhr, brennende oder scharfe Schmerzen, mit oder ohne Sehstörung, usw. haben. Jeder von ihnen erhält eine andere homöopathische Arznei.
  
Der Herstellungsprozess homöopathischer Mittel ist heute im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) geregelt. Er besteht aus einer stufenweisen Verreibung, Verdünnung und Verschüttelung der Ausgangssubstanzen. Je häufiger dieser Vorgang durchgeführt wird, desto höher ist die Potenz der fertigen Arznei.
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Klassisch arbeitende HomöopathInnen verordnen gewöhnlich Einzelmittel (aus einer einzigen Ausgangssubstanz hergestellt) und nicht ein aus mehreren Inhaltsstoffen gemischtes homöopathisches Komplexmittel. Grund dafür ist, dass die Arzneimittelprüfungen an gesunden Testpersonen fast immer mit Einzelmitteln durchgeführt wurden. Somit existieren kaum Symptomensammlungen dieser Komplexmittel, die man mit den Symptomen des Patienten vergleichen könnte.<br/> Dennoch gibt es eine weit verbreitete Praxis der Verordnung von [[Komplexmittel-Homöopathie|Komplexmitteln]], die nach Diagnosestellungen verordnet werden.
  
===Individualisierung und  Verordnung von homöopathischen Einzelmitteln ===
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Die unabdingbare Voraussetzung für eine individuelle Verordnung einer homöopathischen Arznei ist eine gründliche [[Anamnese|Anamnese]],<ref>Eine solche Anamnese kann bis zu zwei Stunden dauern.</ref> in der alle Eigenheiten der Symptomatik, der Biographie und der Persönlichkeit erfasst werden, um ein ganzheitliches Bild des Patienten zu bekommen.
  
Das dritte Prinzip, Individualität, besagt, dass jede Person, unabhängig vom Namen oder der Art der Erkrankung, ein Medikament oder ein Heilmittel benötigt, das ihren eigenen, spezifischen Symptomen gerecht wird. So können zehn Migränekranke in Abhängigkeit von den individuellen Kopfschmerzen und Allgemeinsymptomen zehn verschiedene Heilmittel erhalten. Ein Patient kann Kopfschmerzen auf der linken oder rechten Seite, um 6.00 Uhr oder 15.00 Uhr, brennende oder scharfe Schmerzen, mit oder ohne Sehstörung usw. haben. Jeder von ihnen erhält ein anderes Heilmittel.
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=== Der ganze Mensch ===
  
Klassisch arbeitende HomöopathInnen verordnen gewöhnlich homöopathische Einzelmittel (aus einer einzigen Ausgangssubstanz hergestellt) und nicht ein aus mehreren Inhaltsstoffen gemischtes homöopathisches Komplexmittel. Grund dafür ist, dass die Arzneimittelprüfungen an gesunden Testpersonen immer mit Einzelmitteln durchgeführt wurden. Es liegen keine Arzneimittelprüfungen mit Gemischen vor. Somit existieren auch keine Symptomensammlungen dieser Komplexmittel, die man mit den Symptomen des Patienten vergleichen kann.
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Alle Symptome und Beschwerden eines Menschen in seinem Kranksein werden für die Suche nach seiner homöopathischen Arznei berücksichtigt. In der Homöopathie nennt man dieses zweite Prinzip die ''„Totalität der Symptome“''. Es bedeutet, dass nicht einzelne Symptome des Menschen therapiert werden, sondern die gesamte körperliche und seelische Verfassung die Grundlage für die Behandlung bildet.
  
==Erklärungsmodelle zur homöopathischen Wirkung ==
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== Wirkungsweise ==
  
Es gibt unterschiedliche Ansätze, die Wirksamkeit der Homöopathie zu erklären, die sich auf unterschiedliche Weltbilder und wissenschaftliche Ansätze beziehen.<br/>
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Auf welchen Wegen die homöopathischen Arzneien ihre Wirkung entfalten, ist nicht restlos geklärt. Es gibt unterschiedliche Ansätze, die Wirkungsweise der Homöopathie zu erklären. Sie gehen von unterschiedlichen Weltbildern und wissenschaftlichen Ansätzen aus.<br/> Genaueres siehe im Artikel [[Wirkungsmodelle_zur_Homöopathie|Wirkungsmodelle zur Homöopathie]].
Auf naturwissenschaftlicher Basis ist bisher noch kein abschließendes Wirkungsmodell entwickelt worden.
 
  
Genaueres siehe im Artikel [[Wirkungsmodelle_zur_Homöopathie|Wirkungsmodelle zur Homöopathie]]
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== Forschungen zur Homöopathie ==
  
== Forschungen und Studien zur Homöopathie ==
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siehe Hauptartikel [[Forschungen_und_Studien_zur_Homöopathie|Forschungen und Studien zur Homöopathie]]<br/> Im Gegensatz zu wiederholten Äußerungen gibt es zur Homöopathie inzwischen eine Fülle an Studien, die ihre Wirksamkeit nach aktuellen wissenschaftlichen Kriterien untermauern. Die [https://www.wisshom.de/wisshom.de/index.html Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie] (WissHom) hat [https://www.homoeopathie-online.info/wp-content/uploads/Der-aktuelle-Stand-der-Forschung-zur-Homöopathie-2016-WissHom.pdf einen umfangreichen Bericht] verfasst, der den Forschungsstand auf Basis der Daten aus internationalen Fachzeitschriften mit Peer-Review-Verfahren zusammenfasst. Die wichtigsten Ergebnisse sind:
  
Im Gegensatz zu wiederholten Äußerungen gibt es zur Homöopathie inzwischen eine Fülle an Studien, die ihre Wirksamkeit nach aktuellen wissenschaftlichen Kriterien untermauern.
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*Homöopathische Behandlung ist unter ärztlichen Alltagsbedingungen (Praxis) klinisch nützlich (Perspektive Versorgungsforschung).
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*Hochwertige randomisierte klinische Studien zeigen spezifische Effekte, in denen Homöopathie dem Placebo überlegen ist (Perspektive Randomisierte Klinische Studien).
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*Vier von fünf Metaanalysen zeigen eine statistische Überlegenheit der homöopathischen Arznei im Vergleich zu Placebo, allerdings ist die Anzahl hochwertiger Studien gering (Perspektive Metaanalysen).
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*In Experimenten mit Zellkulturen, Tieren und Pflanzen gibt es, mittlerweile reproduziert, Effekte, die eine spezifische Wirkung von Hochpotenzen zeigen (Perspektive Grundlagenforschung).
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*Die Studienlage ist insgesamt nicht eindeutig beweisend, belegt aber hinreichend einen therapeutischen Nutzen. Mehr hochqualitative Forschung ist nötig, insbesondere Replikationen von positiven Studien.  
  
 
Sie können auf folgenden Websites ausführliches Material dazu finden:
 
Sie können auf folgenden Websites ausführliches Material dazu finden:
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[https://www.carstens-stiftung.de/studien-kurz-und-knapp.html https://www.carstens-stiftung.de/studien-kurz-und-knapp.html]
 
[https://www.carstens-stiftung.de/studien-kurz-und-knapp.html https://www.carstens-stiftung.de/studien-kurz-und-knapp.html]
  
[http://harald-walach.de/ http://harald-walach.de/]  
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[http://harald-walach.de/ http://harald-walach.de/]
  
[https://www.homoeopathie-online.info/wp-content/uploads/Der-aktuelle-Stand-der-Forschung-zur-Homöopathie-2016-WissHom.pdf https://www.homoeopathie-online.info/wp-content/uploads/Der-aktuelle-Stand-der-Forschung-zur-Hom%C3%B6opathie-2016-WissHom.pdf]
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== Geschichte der Homöopathie ==
  
Genaueres siehe im Artikel [[Forschungen_und_Studien_zur_Homöopathie| Forschungen und Studien zur Homöopathie]]
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=== '''––> Hauptartikel:''' [[Geschichte_der_Homöopathie]] ===
  
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Betrachtet man die Entstehung der Homöopathie im Kontext der damaligen Medizin, erweist sich Dr. Samuel Hahnemann als ein außerordentlicher Pionier in der Medizingeschichte.
  
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== Zahlen zur Homöopathie ==
  
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=== Arzneimittelmarkt in Deutschland ===
  
== Homöopathie in der Geschichte der Medizin ==
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Der Arzneimittelmarkt mit rezeptpflichtigen (inkl. Impfstoffe) und rezeptfreien Arzneimitteln inklusive Apothekenversandhandel verzeichnet im Jahr 2016 in Deutschland einen Gesamtumsatz von 51,7 Milliarden Euro.<br/> Der Kostenanteil homöopathischer Arzneimittel am pharmazeutischen Gesamtumsatz beträgt in Deutschland in den Jahren 2016/2017 nur 0,03&nbsp;%. Zur Kostenanalyse der Homöopathie in Deutschland im Vergleich zur Schulmedizin siehe [https://www.naturundmedizin.de/homoeopathie-und-die-gesetzliche-krankenversicherung.html die Übersicht von Behnke].
  
=== <span class="tm5">Die Entstehung der Homöopathie</span> ===
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=== Anzahl praktizierender HomöopathInnen in Deutschland ===
  
Die Entstehung der Homöopathie muss im Kontext mit der zeitgenössischen Wissenschaft gesehen werden, damit sie aus heutiger Sicht nachvollzogen werden kann. Da Wissenschaftler des 18. und 19. Jahrhunderts die noch fehlenden Grundlagenkenntnisse unter einfachsten Bedingungen erst noch finden mussten, kann man verstehen, dass Dr. Samuel Hahnemann ein außerordentlicher Pionier in der Medizingeschichte war.
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Ärzte/Ärztinnen und HeilpraktikerInnen dürfen in Deutschland homöopathisch behandeln, im Rahmen einer Geburtsbegleitung auch Hebammen.
  
==== <span class="tm5">Die Entstehung der modernen Chemie</span> ====
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Genaue Zahlen liegen für die Ärzte mit Zusatzbezeichnung Homöopathie vor.<ref name="“VKHD“">Zahlen nach der Website des [https://www.vkhd.de/presse/zahlen-zur-homoeopathie VKHD (Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V.)].</ref><br/> Von 2212 Ärztinnen und Ärzten (968 davon weiblich) im Jahr 1993 hat sich die Zahl bis 2015 auf 7038 ÄrztInnen (4392 davon weiblich) erhöht und blieb bis 2016 etwa gleich.
  
<span class="tm5">Bis zu den Entdeckungen Lavoisiers waren die Lehren von Joh. Joach. Becher (1635 - 1682) und G. E. Stahl (1660 - 1734) bedeutend, besonders in der Lehre des Phlogiston. Nach Prof. Neumann war das Phlogiston das brennbare Prinzip, ohne das nichts auf der Welt brennen kann. Schwefel z. B. bestand also aus Schwefelsäure und Phlogiston. Auch schreibt Neumann: „Das Wasser ist nichts als eine von der Wärme flüssig gemachte durchsichtige Erde, die man Eis nennet.</span><span class="tm5">Es besteht aus vier Elementen: terra vitrescens, terra mercurialis, terra sulfurea und inflammabilis.“<ref>Prof. Caspar Neumann in ‘Chymia Medica Dogmatico-Experimentalis [Gründliche und mit Experimenten erwiesene Medizinische Chemie], 2. Auflage, 1756</ref></span>
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Zahlen zu klassisch homöopathisch arbeitenden [[Heilpraktiker|Heilpraktikern]] liegen teilweise vor.<ref name="“VKHD“" /><br/> Die Mitgliederzahlen vom [https://www.vkhd.de/ Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands VKHD] sowie vom Bund Klassischer Homöopathen Deutschlands e.V. (BKHD), ebenfalls ein Zusammenschluss homöopathisch arbeitender Heilpraktiker, mögen hier einen ersten Anhaltspunkt bieten. Allerdings werden dabei die Kolleginnen und Kollegen, die nicht oder in anderen Heilpraktikerverbänden organisiert sind, nicht berücksichtigt.
  
<span class="tm5">Neumann wurde zu Hahnemanns Zeiten noch oft als Autorität genannt. Es gab auch noch Alchimisten.<br/> Bei den chemischen Untersuchungen jener Zeit gab es die große Schwierigkeit, dass man keine oder nur wenige ‘einfache’ Körper, die Elemente, kannte. Man suchte nach dem „Grundwesen“ der Körper.</span>
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2018 hat der [https://www.vkhd.de/ Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands VKHD] rund 1.400 Mitglieder. Das [http://www.bkhd-zweckbetrieb.de/therapeuten Therapeuten-Verzeichnis des BKHD] weist 700 Homöopathen aus.
  
<span class="tm5">1791 schreibt Prof. Gren über chemische Verwandtschaften: Feuer mit Luft = Phlogisierte Luft; Luft mit Wasser = Durchdringung; Feuer mit Gummi = Kohle.<br/> Lavoisier machte diesen Annahmen gegen heftigsten Widerstand und langer Gegenwehr ein Ende. In diese Zeiten fallen auch Hahnemanns chemische Arbeiten. 1770 zeigte Lavoisier, dass sich Wasser nicht in Erde verwandelt, sondern aus Wasserstoff und Sauerstoff zusammengesetzt ist. 1774 beweist er, dass die Zunahme des Gewichts, welche Metalle beim ‘Verkalken’ (Oxidieren) erfahren, von dem „Einschlucken“ von Luft herrühre.</span>
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=== Anzahl der Nutzer homöopathischer Arzneimittel ===
  
<span class="tm5">In Crell’s Chemischen Annalen <ref></span>https://en.wikipedia.org/wiki/Crell%27s_Annalen</ref><span class="tm5">veröffentlichte Hahnemann einige seiner frühen Schriften. 1790 lädt er zu Untersuchungen zur Entscheidung über die Frage zum Phlogiston ein. Leider kam es wegen des Ausbruchs der Französischen Revolution nicht mehr dazu, in deren Verlauf Lavoisier unter der Guillotine endete (1794).</span></span>
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Laut mehrerer Umfragen hat etwa jeder zweite Bundesbürger in den letzten Jahren schon einmal homöopathische Arzneien benutzt. 1970 war es nur jeder vierte. Dabei wenden deutlich mehr Frauen (60–73% je nach Umfrage) homöopathische Arzneimittel an. Die Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2014 hat zudem gezeigt, dass die Homöopathie im Westen (64%) verbreiteter ist als im Osten (44%) Deutschlands.
  
<span class="tm5">1799 konstatiert Gmelin, dass das System Lavoisiers von dem größeren Teil der ‘Scheidekünstler’ angenommen sei. <ref>Geschichte der Chemie III. S.278</ref></span>
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Drei von vier der 2017 Befragten gaben an, mit der Wirksamkeit und Verträglichkeit homöopathischer Arzneimittel zufrieden oder sehr zufrieden zu sein (Forsa 2017, Forsa 2014).<ref>Auch von den 2014 vom Institut Allensbach befragten Nutzern gaben 78% an, die Arzneien seien nebenwirkungsfrei gewesen. 63% betonen die gute Verträglichkeit und 58% sind der Meinung, die Arzneien seien gut für Kinder geeignet.</br>Quellen: Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Jahr 2014, Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Homöopathie-Union aus dem Jahr 2014, Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) aus dem Jahr 2017.</ref>
  
===== Hahnemann als Chemiker =====
+
Eine aktuelle von der DHU in Auftrag gegebene Studie aus 2018<ref> https://www.homöopathie-forschung.info/umfrage/</ref> zeigt ähnliche Ergebnisse sowohl für die Anzahl an Nutzern wie auch für die Zufriedenheit mit der Homöopathie und den Anspruch, die Wahlfreiheit der medizinischen Methode weiterhin erhalten zu wissen, für Behandler, Apotheker und Patienten.
  
<span class="tm5">Hahnemann trat als Chemiker auf, ohne dass er einen besonderen Unterricht gegenüber anderen Ärzten genossen oder vorher Assistent in einem Laboratorium gewesen wäre - er war Autodidakt. 1784 übersetzt er Demachys „Laborant im Grossen oder Kunst, die chemischen Produkte fabrikmäßig zu verfertigen“. 2 Bände. Hahnemann verbesserte und ergänzte das Werk durch eigene Anmerkungen bedeutend. Demachy war Mitglied der Akademien zu Paris und Berlin. Hahnemann zeigte in seinen Anmerkungen eine erstaunliche Kenntnis in allen Fragen, die irgendwie mit dem Inhalt des Buches zusammenhängen. Erschöpfend ist seine Literaturkenntnis, die er an zahlreichen Stellen durch Auskunft zum besseren Verständnis des Vorgetragenen zeigt. Oft erklärt er chemische Vorgänge genauer. Oft verbessert Hahnemann Irrtümer und Fehler, die Wilhelm Ameke in seinem Werk „Die Entstehung und Bekämpfung der Homöopathie“ durch einige Beispiele belegt.</span>
+
== Kritik an der Homöopathie ==
  
<span class="tm5">1786 gibt Hahnemann das Buch „Über die Arsenikvergiftung, ihre Hülfe und gerichtliche Ausmittelung“ heraus. Der besonders um die Pharmazie verdiente Arzt Bergrath Dr. Buchholtz in Weimar schreibt: ... Die für jene Zeit klassische Schrift Samuel Hahnemanns über den Arsenik, wodurch die damals besten Arsenikanalysen in die gerichtliche Medizin eingeführt wurden.</span>
+
Dass homöopathische Behandlungen wirksam sind, ist erwiesen. Nicht restlos geklärt ist die Frage, wie die Arzneien ihre Wirkung entfalten. Manche nehmen dies zum Anlass, die Homöopathie als Heilmethode insgesamt infrage zu stellen.<br/> Es gibt viele Ansätze, die Antwort auf die Frage zu finden, wie Arzneien wirken. Sie gehen von unterschiedlichen Weltbildern und wissenschaftlichen Ansätzen aus. (Siehe die Hauptseite [[Wirkungsmodelle_zur_Homöopathie|Wirkungsmodelle zur Homöopathie]].)<ref>Es gibt eine Reihe von Internetseiten (Wikipedia, [http://www.Psiram.com Psiram], [https://rationalwiki.org/wiki/RationalWiki RationalWiki], [https://www.gwup.org/ GWUP]), die eigens dazu betrieben werden, unter anderem die Homöopathie, zusammen mit anderen alternativen und natürlichen Heilmethoden zu diffamieren und nachgewiesenermaßen falsche Behauptungen durch ständige Wiederholung zu verbreiten.
 +
Siehe dazu die Seiten [[Skeptikerbewegung|Skeptikerbewegung]] und [[WikiWatch|WikiWatch]].</ref>
  
====== Veröffentlichungen Hahnemanns in Crell's Chemischen Annalen ======
+
=== Stellungnahmen und Richtigstellungen ===
  
<span class="tm5">1787 (II. 387-396): „Ueber die Schwierigkeit der Minerallaugensalzbereitung durch Potasche und Kochsalz“.</span>
+
'''Eine ausführliche Beantwortung der häufigsten kritischen Fragen zur Homöopathie finden Sie auf der Seite des [https://www.hri-research.org/de/quellen/homeopathy-faqs/ Homeopathy Research Institute].'''
  
<span class="tm5">1788 (I. 141 - 142): „Ueber den Einfluss einiger Luftarten auf die Gärung des Weines“.</span>
+
'''Fragen zur aktuellen Forschungslage beantwortet die Seite der [http://www.wisshom.de/index.php?menuid=348 Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie WissHom].'''
  
<span class="tm5">1788 (I. 291 - 305): „Ueber die Weinprobe auf Eisen und Bley“</span>
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Auf einzelne aktuelle Diskussionen in Presse und Medien über die Homöopathie geht Jens Behnke von der Carstens-Stiftung mit seinem [https://www.naturundmedizin.de/faktencheck.html Faktencheck] ein.
  
<span class="tm5">1788 (III. 296 - 299): „Etwas über die Galle und Gallensteine“</span>
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== Weitere Quellen ==
  
<span class="tm5">1788 (III. 485f): „Ueber ein ungemein kräftiges, die Fäulniß hemmendes Mittel“</span>
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*Im [https://anthrowiki.at AnthroWiki] findet sich ein ausgezeichneter Artikel über [https://anthrowiki.at/Homöopathie Homöopathie], der insbesondere ein ausführliches Kapitel über die Aussagen Rudolf Steiners zur Homöopathie enthält.
 +
*Ein Beispiel für die seitens der [[Skeptiker|organisierten Homöopathiegegner]] vertretene diffamierende Darstellungsweise ist die entsprechende [https://de.wikipedia.org/wiki/Homöopathie Seite in der Wikipedia]. Diese Seite wird gegen jede sachliche Richtigstellung gesperrt, obwohl sie zahlreiche sachliche und wissenschaftliche Falschaussagen enthält und in ihrer offen tendenziösen Darstellungsweise gegen das innerhalb der [https://de.wikipedia.org/ Wikipedia] geltende [https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Grundprinzipien Neutralitätsgebot] verstößt.
  
<span class="tm5">1789 (I. 202 - 207): „Mißglückte Versuche bey einigen angegebenen neueren Entdeckungen“</span>
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<span class="tm5">1789 (III. 291 - 298): „Entdeckung eines neuen Bestandtheils im Reißbley“<br/> 1790 (II. 22 - 28): „Vollständige Bereitungsart des auflöslichen Quecksilbers“</span>
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== Einzelnachweise ==
  
<span class="tm5">1791 (II. 117 - 123): „Unauflöslichkeit einiger Metalle und ihrer Kalke im ätzenden Salmiakgeiste“</span>
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<references />
  
<span class="tm5">1792 (I. 22 - 33): „Ueber die Glaubersalz-Erzeugung nach Ballen'scher Art“</span>
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[[Category:Homöopathie]]
 
 
<span class="tm5">1794 (I. 104 - 111): „Ueber die neuere Weinprobe und den neuen Liquor probatorius fortior“</span>
 
 
 
<span class="tm5">1800 (I. 392 - 395): „Pneumlaugensalz, entdeckt von Hrn. D. Samuel Hahnemann“</span><sup><span class="tm5"><ref>Josef M. Schmid in ‘Die Publikationen Samuel Hahnemanns, S. 27</ref></span></sup>
 
 
 
==== <span class="tm5">Die Chemie hält Einzug in die Medizin</span> ====
 
 
 
<span class="tm5">Hierbei ist Hahnemann unter den Vorreitern und zeigt bei vielen Gelegenheiten das Bestreben, die Chemie im Dienste der Medizin zu verwerten.</span>
 
<blockquote><p style="text-align: justify"><span style="color:#7f8c8d"><span class="tm5">Das Werk J. B. van den Sandes „Die Kennzeichen der Güte und Verfälschung der Arzneymittel“ stammt im chemischen Teil aus Hahnemanns Feder, wie auch die genauen Angaben der Bestandteile der einzelnen Drogen. Die Prüfungsmittel für die Arzneimittel gibt Hahnemann bisweilen so gedrängt, treffend und erschöpfend, dass man an die heutigen Pharmakopöen erinnert wird. Hahnemann zeigt in dieser Schrift bereits sein Bestreben, </span>''<span class="tm6">die Grenzen der Wirksamkeit der Stoffe</span>''<span class="tm5">und ihre Löslichkeit kennenzulernen.<br/> Genauigkeit herrscht in allen Punkten. Er gibt die Schmelzpunkte der Metalle, die spezifischen Gewichte derselben und ihrer Präparate an, die Löslichkeit der Salze oft bei verschiedenen Wärmegraden, bei wichtigen, wie z. B. dem Salmiak, auch noch in Weingeist von verschiedener Temperatur. Besonders wichtig scheint ihm mit Recht die Bestimmung des spezifischen Gewichtes bei den </span>Säuren; er führte für die arzneiliche Verwendung verdünnte Säuren ein, wie es noch heute Gebrauch ist. Er setzt sogar die Verdünnungen nach dem spezifischen Gewichte fest, wobei er den heutigen Vorschriften sehr nahe kommt. Beim Essig soll die Stärke durch Sättigung mit einem Alkali bestimmt werden, wie es noch lange geschah.</span></p> <p style="text-align: justify"><span style="color:#7f8c8d">An verschiedenen Stellen klagt Hahnemann über die ‘Unzuverlässigkeit der pharmaceutischen Präparate’ z. B. S 317, „die nie ein Arzt mit Gewissen verschreiben kann" oder S. 316 „worauf soll der Arzt sich verlassen?"</span></p> <p style="text-align: justify"><span style="color:#7f8c8d">Bei der Exaktheit in seinen Arbeiten hat Hahnemann manches Neue gefunden und hier veröffentlicht.</span></p> <p style="text-align: justify"><span style="color:#7f8c8d">Schon 1784<ref>Demachy’s Laborant II. S. 118f</ref>'''sprach Hahnemann für das Kristallisieren des Brechweinsteins, „damit wir doch endlich einmal in der Heilkunst von den Kräften dieses Mittels eine zuverlässige Norm bekommen mögen." Hätte man 1784 nach seinem Drängen kristallisiert, so wären die späteren Klagen nicht erfolgt. Später wurde dieses Mittel aus Algarothpulver und mittels Kristallisirens hergestellt, wie es Hahnemann empfohlen hatte. Auch an andern Stellen macht er auf die Wichtigkeit des Kristallisirens aufmerksam und mahnt die Apotheker, wo möglich nur kristallisierte, und nicht, wie so häufig, gepulverte Salze zu kaufen - wegen der leichteren Entdeckung der Verfälschungen.'''</span></p> <p style="text-align: justify">'''<span style="color:#7f8c8d">Für die Selbstbereitung tritt Hahnemann überall da ein, wo Verunreinigungen nicht leicht zu entdecken waren.</span>'''</p> <p style="text-align: justify">'''<span style="color:#7f8c8d">Damalige Kritik von Prof. Baldinger <ref>Medicinisches Journal, 1789, St. 21, S.33</ref>&nbsp;: „Dieses Buch ist äusserst wichtig und jedem praktischen Ärzte schon unentbehrlich, noch mehr aber jedem Physico,' dessen Pflicht es ist, Apotheken zu untersuchen ... Viel Gutes ist in diesem wichtigen und unentbehrlichen Buche gelehrt worden, das ich nicht genug empfehlen kann.“</span>'''</p> <p style="text-align: justify">'''<span style="color:#7f8c8d">In diesem Buch lehrte Hahnemann zum ersten mal seine sogenannte Weinprobe, die er später in Crells Chemischen Annalen noch genauer beschrieben hat. Hahnemann konnte so mit Bleizucker gepanschten Wein identifizieren, der zu ‘Koliken und „Kontrakturen“, auch zu Abzehrung und langsamen Tod führte’. Diese weittragende Entdeckung auf chemischem Gebiet führte zu weiter Verbreitung von Hahnemanns Namen. Übrigens wurde diese ‘Weinprobe’ später als ‘Hahnemanns Metallprobe’ verstanden.</span>'''</p> </blockquote>
 
===== <span class="tm5">Mercurius solubilis Hahnemanni</span> =====
 
 
 
<span class="tm5">Chemiker waren auf der Suche nach einem Quecksilberpräparat, welches weniger ätzend und „giftig“ sei, als Sublimat, also salzsaures Quecksilber und Turpethum minerale, basisch schwefelsaures Quecksilber. <ref>Vergl. Demachy, ‘Laborant im Grossen’ II. S. 163; ferner Gren, ‘Handbuch der Pharmacologie, Halle, 1792, II. S. 840</ref></span>
 
<blockquote>
 
<span style="color:#7f8c8d"><span class="tm5">Hahnemann löste zunächst Quecksilber unter Verwendung von Salpetersäure in der Kälte. Das entstehende Salz ließ er kristallisieren, spülte die Kristalle mit sehr wenig Wasser ab und trocknete sie auf Fließpapier. Auf diese Weise erhielt er reines salpetersaures Quecksilberoxydul.</span><ref>Hg<sub>2</sub>O, NO<sub>5</sub>, kristallisiert mit 2 Äquivalenten<span class=</ref> Schon damit hatte er ein lange gebräuchliches Salz geschaffen. Selbst das Hahnemannsche Mengenverhältnis, der stete Überschuss an Quecksilber, das Lösen in der Kälte, das Abspülen der Kristalle mit nur wenig Wasser, das Trocknen auf Fließpapier ohne Wärme wurde beibehalten, weil alle diese Vorschriften als wesentlich erkannt waren.<br/> Diese Kristalle behandelte er mit einer bestimmten Menge Wasser und schlug die Lösung durch eigens bereiteten kohlensäurefreien Salmiakgeist nieder, zu dem er nochbesonders die Vorschrift gibt. Der Niederschlag bildet, nach 6-stündigem Stehen, einen schwarzen Teig, der auf einem Filtrum von weißem Fließpapier ohne alle Hitze getrocknet wird.</span>
 
</blockquote>
 
<span class="tm5">Die Ärzte urteilten: „Eines der allerwirksamsten gelinden Mercurialpräparate verdankt die Kunst dem bekannten und dadurch unsterblichen Hahnemann“<sup>.</sup><ref>Aus: ‘Recepte und Kurarten der besten Aerzte aller Zeiten’, Leipzig, 1814, 2. Auflage, IV. 24.</ref> Mit den Anerkennungen, die Hahnemann wegen seines Quecksilbers im Laufe der Jahre von nichthomöopathischen Ärzten gezollt wurden, können viele Seiten gefüllt werden.</span>
 
 
 
===== <span class="tm5">Samuel Hahnemanns Apothekerlexikon</span> =====
 
 
 
Verfasst 1793 - 1799
 
 
 
Der Stoff ist alphabetisch geordnet und bespricht alle Gegenstände, welche den Apotheker bei seinen Arbeiten interessieren. Die Darstellung ist kurz, lebendig und anregend. Man findet eine genaue Beschreibung der zweckmäßigsten Einrichtung einer Apotheke und deren Räume, z. B. unter den Wörtern „Apotheke", Keller, Trockenboden, Laboratorium etc. Ebenso sind die einzelnen erforderlichen Utensilien genau und mit großem Sachverständnis beschrieben. Jeder von diesen Artikeln zeigt, wie speziell Hahnemann mit den Arbeiten vertraut ist, und doch zeigt jeder andere Artikel es nicht minder. Häufig führt er neue, von ihm erfundene oder verbesserte Apparate an, nicht ohne das Verständnis durch Abbildungen zu unterstützen.
 
<blockquote>
 
<span style="color:#7f8c8d">Mit großer Genauigkeit und in fesselnder Weise werden die einzelnen Arbeiten des Apothekers bei der Rezeptur und im Laboratorium besprochen. Man vergleiche die Ausführungen unter „Rezept", wobei Hahnemann vielerlei Anweisungen erteilt, die heute zur gesetzlichen Vorschrift geworden sind. Wie reichhaltig sind bearbeitet: Abdampfen, Abgießen, Abklären, Auflösen, Auslaugen, Auspressen u. a. allein im Buchstaben A. Es ist in den einschlägigen Dingen ein eingehender Unterricht für Apotheker gegeben, man lese nur „Emulsion", die verschiedenen Arten derselben aus Samen, Fetten, Harzen, Kampfer mittelst Gummi, Tragant, Ei etc., oder man schlage nach „Destillation" oder „Krystallisirung", um zu sehen, mit welchem Eifer Hahnemann praktisch gearbeitet haben muss, und wie er seine Erfahrungen geistig zu verarbeiten verstand.<br/> Dass er durch und durch Sachkenner war, zeigt auch das Interesse, das er am scheinbar Unbedeutendsten nahm, das nur dem Selbstarbeitenden wichtig wird, so beim Beschlag der Öfen (I. 111), bei der Destillation, bei der Anleitung zum Selbstverfertigen nicht käuflicher Apparate, bei dem verschiedenen Feuerungsmaterial für verschiedene Zwecke (I. 294), beim Pulvern der verschiedenartigsten schwer zu behandelnden Stoffe (II 1.246), bei den einzelnen Schmelztiegeln zu verschiedenen Arbeiten (II. 2.-161), bei den verschiedenen Öfen je nach dem Zweck (II. 1. 145-150) etc.<br/> Eine Reihe von Hahnemann's Forderungen für die Apothekenverwaltung sind jetzt allgemein angenommen.<br/> In diesem Lexikon hat Dr. Hahnemann Literatur aus über 100 Werke von den ersten Biologen und Zoologen eingearbeitet.<br/> Kraus sagte in seinem „medicinischen Lexicon" 1826 <ref>Vg. B. Hirschel, Geschichte des Brown’schen Systems, Dresden und Leipzig, 1846, S.37</ref> </span>: Hahnemann ist ein anerkannt guter Pharmazeut und hatte sich als solcher durch Darstellung seines sogenannten Mercurius solubilis und zum Theil durch seine Abhandlung über Arsenikvergiftung, wenn gleich nach ihm diese Lehre um ein Bedeutendes vervollkommnet ist, unverwelkliche Lorbeeren erworben."
 
</blockquote>
 
So hat also Hahnemann's Forschergeist und eiserner Fleiss direkt und indirekt wichtige Beiträge zur Verbesserung der ärztlichen Heilwerkzeuge geliefert, Grundlagen der ärztlichen Kunst.
 
 
 
==== Arzneikunde ====
 
 
 
===== <span class="tm5">Die Arzneikunde beim Auftreten Hahnemanns</span> =====
 
 
 
Die Begriffe von den Erscheinungen im gesunden und kranken Menschen wurden in Systeme gezwängt, welche von einzelnen Köpfen auf Grund vereinzelter Beobachtungen ausgedacht und den jeweiligen Ansichten und neuen Entdeckungen angepasst waren.
 
<blockquote>
 
<span style="color:#7f8c8d">L. Hoffmann (1721-1807) fand, dass die meisten Krankheiten durch faule und durch saure Säfte entstanden, welche aus dem Körper entfernt oder mit „antiseptischen" und <span class="tm5">„</span>versüßenden" Mitteln verbessert wurden.<br/> Stoll (1742-1788) lehrte, dass die Krankheiten unter dem Einfluss einer herrschenden Konstitution ständen, welche „durch die stehenden Witterungs- und epidemischen Fieber" bestimmt würde.<br/> Kämpf (1726-1787) zeigte, dass die meisten Krankheiten ihren Sitz im Unterleibe hätten und durch „Infarkte" veranlasst würden.<br/> Ende der 90er Jahre begann ausserdem noch das System des Schotten John Brown (1736 —1788) sich über Deutschland zu verbreiten. Brown trat mit großer Sicherheit auf. Nach seiner eigenen Ansicht hatte er als erster die Arzneikunst zu einer echten Wissenschaft erhoben, welche bald den Namen „Lehre der Natur" erhalten werde. Nach derselben besitzt jeder Mensch einen mehr oder weniger hohen Grad von Erregbarkeit. Auf dem richtigen Maße <span class="tm6">von </span>Erregung beruht die Gesundheit. Krankheit entsteht entweder durch ein Übermaß von Erregung (Sthenie) oder durch Mangel an Erregung (Asthenie). Die Aufgabe des Arztes bestand einfach darin, die zu starke Erregung zu mäßigen, oder die zu schwache Erregung zu stärken. So wurden alle Krankheiten in zwei entsprechende Klassen eingeteilt, und ebenso die Heilmittel; es gab „sthenische" und „asthenische." Bei den auf übermässiger Kraft beruhenden Affektionen wandte man „reizentziehende" Mittel an, welche nach der Reihenfolge ihrer Wirkung diese waren: Aderlass, Kälte, Erbrechen, Purgieren, Schwitzen. Bei den asthenischen Krankheitsformen wurden sthenische Mittel verordnet, der Reihenfolge ihrer Heilkraft nach: Fleisch, Wärme, Verhinderung des Erbrechens, Purgirens, Schwitzens durch Fleischkost, Gewürze, Wein, Bewegung; ferner im höheren Grade des Leidens flüchtige Reize: Moschus, flüchtiges Alkali, Kampfer, Aether, Opium.<Rev><span class="tm5">Vg. B. Hirschel, Geschichte des Brown’schen Systems, Dresden und Leipzig, 1846, S.37</ref> </span>China wurde erst von den Anhängern Browns hinzugefügt. Die Kenntnis des Baues und der Verrichtungen des Organismus war nur von untergeordneter <span class="tm7">Bedeutung, da alles auf die Reize und den Grad der Erregbarkeit ankam. „So groß," sagte Brown, „ist die Einfachheit, auf welche die Arzneikunde zurückgebracht ist, dass ein Arzt, wenn er ans Krankenbett kommt, nur drei Dinge ins Reine zu bringen hat. Erstens ob die Krankheit allgemein oder örtlich sei, zweitens, wenn allgemein, ob sthenisch oder asthenisch, drittens von</span>welchem Grade <span class="tm5">der Erregung sie sei. Hat er über diese drei Punkte sich Aufschluss verschafft, so bleibt ihm nichts übrig, als seine Heilanzeigen und seinen Kurplan festzusetzen und ihn durch die dienlichen Mittel auszuführen."<ref>K. Sprengel, Geschichte der Heilkunde, Halle, 1828, V. 1. S. 455</span></ref><br/> <span class="tm7">Die Diagnose war Nebensache.<br/> Zugleich mit Brown kam die von Schelling begründete&nbsp; <ref>Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie, Jena und Leipzig, 1799</ref> Naturphilosophie auf. „Aechte Naturphilosophie," sagt Steffens, „hebt als solche jeden Gegensatz, jeden Streit der Meinungen und Hypothesen gegen andere Meinungen und Hypothesen auf, kann also keinen Gegner haben." „Ein wahres Wort" bemerkt dazu ein Rezensent. <ref>Heckers, Annalen, Bd. II., S. 444</ref> Echte Naturphilosophie wusste alles, erklärte alles: „Die Naturphilosophie hat für das Erkennen die Priorität, denn sie ist das Erkennen des Erkennens, oder als das potenzierte Erkennen zu betrachten."</span><ref>Steffens, I. c. S. 16</ref><br/> Bewunderungswürdig war die Bestimmtheit, mit welcher jede Erscheinung ohne Bedenken erklärt wurde. „Magnetismus ist Verwandlung des Sauerstoffs und Wasserstoffs in Kohlenstoff und Stick</span>stoff," sagt Steffens S. 91, und Schelling wusste <ref>I., c., S. 248</ref>&nbsp;: Sauerstoff ist Prinzip der Elektrizität.<br/> Der Wirbel der Naturphilosophie erfasste die Köpfe der größten Anzahl deutscher Gelehrten und der hervorragendstenÄrzte. Nur wenige entgingen demselben, wie Hufeland, A. v. Humboldt, Blumenbach, Treviranus, Sömmering, Wedekind.<br/> Allgemein fehlte der Plan, nach welchem gearbeitet werden sollte.<br/> Um die Mitte des 18. Jahrhundertes beschrieb Haller das Blut so: „Das Blut besteht obenhin betrachtet aus gleichen Theilen, ist gerinnbar, um so röther, je besser genährt das Thier ist; in einem schwächlichen, hungrigen Thiere ist es gelblicht. Die zuweilen beigemischte Weisse kommt meistens vom Chylus."<br/> 1789, circa 30 Jahre später lehrt J. Fr. Blumenbach, der berühmte Göttinger Professor<ref>Anfangsgründe der Physiologie, Wien 1789, §6</ref>&nbsp;: „Das Blut ist eine Flüssigkeit seiner Art, von bekannter, bald stärkerer, bald schwächerer Farbe, welche beim Befühlen klebricht, warm, und da es durch die Kunst nicht nachgeahmt werden kann, unter die Geheimnisse der Natur zu rechnen ist." Hier war also in der langen Zeit kein Fortschritt zu erkennen.<br/> 1803 lehrte man schon <ref>F. Kapp, Systematische Darstellung der durch die neuere Chemie in der Heilkunde bewirkten Veränderungen und Verbesserungen; Hof; 1805; S.31f</ref>&nbsp;: „Das Blut ist aus 9 Theilen gemischt: dem riechbaren Stoff, dem fadenartigen Theile, Eiweissstoff, Schwefel, Gallerte, Eisen, Laugensalz, Natrum und endlich aus Wasser . . . Die Grundstoffe des Blutes sind: Wasserstoff, Kohlenstoff, Salpeterstoff, Grundstoff der Salzsäure, Phosphor, Schwefel, Oxygene, Kalkerde und Eisen."<br/> Die physiologische Chemie hatte also große Fortschritte gemacht, von denen man überrascht war, und die Ansicht hatte, sie praktisch verwerten zu können.<br/> Reich hielt den Sauerstoff für das einzig sichere Mittel<span class="tm7">gegen </span>Fieber, welches in der übermäßigen Entwicklung und Anhäufung von Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff, Schwefel und Phosphor bestand. Er war Professor der medizinischen Fakultät in Erlangen und Berlin, und pries in öffentlichen Blättern und einer besonderen Schrift <ref>G. Ch. Reich, Beschreibung der mit seinen neuen Mitteln behandelten Krankheitsfälle; Nürnberg; 1800</ref> ein Geheimmittel gegen Fieber an, welches er nur gegen pekuniäre Vergütung bekannt geben wollte. Das Mittel sollte in kurzer Zeit, oft plötzlich das Fieber abschneiden. Eine Kommission von vier Ärzten stellte Versuche in der Berliner Charite damit an, und fand es probat in einer Anzahl von Fällen. Auf das Gutachten dieser Kommission hin wurde dem Professor für Veröffentlichung seines Geheimnisses vom Könige von Preussen bewilligt „eine jährliche Pension von 500 Thaler mit Befreiung von Tax- und Stempelgebühren;" im Falle seines Todes ging die Hälfte davon auf seine Wittwe über. <ref>Medic. chirurg. Zeitg.; Salzburg; 1800, III. 315</ref><br/> Dieses war bekannt, bevor die Veröffentlichung des großen Fiebermittels erschien, worauf man nun mit großer Spannung wartete. Endlich wurde die Wissbegierde befriedigt, im Herbst 1800. Das merkwürdige Fiebermittel bestand in Schwefelsäure und Salzsäure; Salpetersäure war unter Verhältnissen auch gut. <ref>ib 1799, IV. 189, 1800, I. 25 u. 1800, IV. 292</ref><br/> Die „für Studirende und Aerzte" geschriebenen Lehrbücher der Therapie waren so buntscheckig wie die Landkarten. Die Ontologie, die Idee, dass Krankheit ein fremdartiges, im Körper sein Unwesen treibendes Ding ist, war von Galen her noch in großen Ehren. Deshalb stand die „ausleerende Methode" obenan. Weiter gab es eine exzitierende Methode, eine stärkende, eine schwächende Methode, eine besänftigende — antagonistische — restaurierende (nicht zu verwechseln mit der stärkenden) — eine adstringierende Methode, welche die Kohäsion vermehrte — eine relaxierende, welche die Kohäsion verminderte — eine derivierende, deobstruierende, resolvierende Methode, ferner eine specifische, antimiasmatische, antiseptische und antigastrische Methode. <ref>cf. Hufeland, System der practischen Heilkunde, Jena, 1818 u. Andere</ref></span>
 
</blockquote>
 
===== Arzneimittel beim Auftreten Hahnemanns =====
 
 
 
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&nbsp;
 
 
 
== Zahlen und Fakten zur Homöopathie ==
 
 
 
<ref>Dieser Abschnitt ist der Website des [https://www.vkhd.de/presse/zahlen-zur-homoeopathie VKHD (Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V.)] entnommen und ergänzt worden.</ref>
 
 
 
=== Arzneimittelmarkt in Deutschland* ===
 
 
 
Der Apothekenmarkt mit rezeptpflichtigen (inkl. Impfstoffe) und rezeptfreien Arzneimitteln inklusive Apothekenversandhandel verzeichnet im Jahr 2016 in Deutschland einen Gesamtumsatz von 51,7 Milliarden Euro. Das bedeutet eine Steigerung von 2,9% gegenüber dem Vorjahr. Dabei entfallen 6,6 Milliarden Euro auf rezeptfreie Arzneimittel ( 2,6% gegenüber Vorjahr). Der größte Umsatzanteil (45,1 Milliarden Euro) entfällt auf die Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln ( 2,9% gegenüber Vorjahr).
 
 
 
=== Selbstmedikation ===
 
 
 
Der OTC/OTX-Markt hatte 2016 ein Umsatzvolumen von 6.582 Mio. Euro. Für homöopathische Arzneien gaben Patienten 2016 in Apotheken 622 Mio. Euro aus ( 4,3% gegenüber Vorjahr). Der Absatz der Packungen homöopathischer Arzneien stieg im selben Zeitraum nur um 0,7%. Homöopathie macht also nur einen Bruchteil der Kosten aus.
 
 
 
Grundsätzlich muss angemerkt werden, dass diese Zahlen jedoch auch die Ausgaben für Anthroposophika, Spagyrika und Gemmotherapeutika sowie Mittel der Biochemie nach Dr. Schüssler (Schüssler-Salze) berücksichtigen, da bei der Auswertung der Zahlen zugrunde gelegt wird, ob die Arzneien nach dem HAB (Homöopathisches Arzneibuch) hergestellt werden. Dies trifft für alle oben genannten Verfahren zu. Damit spiegeln die ermittelten Zahlen zu homöopathischen Arzneimitteln ein verzerrtes Bild wider.
 
 
 
Aber selbst bei Einbeziehung dieses Konglomerats von Arzneimitteln, die statistisch als Homöopathika gewertet werden, machen die ermittelten Zahlen für „Homöopathika“ lediglich 1,2&nbsp;% der gesamten jährlichen Ausgaben für Arzneimittel aus. Im Kontext der OTC/OTX-Arzneien sind es 9,5%.<ref>Quelle: Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (Hrsg.): Der Arzneimittelmarkt in Deutschland 2016. [https://www.bah-bonn.de/bah/?type=565&file=redakteur_filesystem/public/BAH_Zahlenbroschuere_2016_web.pdf Zahlen und Fakten]</ref>
 
 
 
=== Anzahl praktizierender HomöopathInnen ===
 
 
 
Sowohl Ärzte/Ärztinnen als auch HeilpraktikerInnen dürfen homöopathisch behandeln. Genaue Zahlen liegen nur für die Ärzte mit Zusatzbezeichnung Homöopathie vor.
 
 
 
Ärzte mit Zusatzbezeichnung Homöopathie:
 
 
 
{| style="width: 396px;  height: 88px"
 
|-
 
| Jahr
 
| style="text-align: right" | 1993
 
| style="text-align: right" | 1995
 
| style="text-align: right" | 2000
 
| style="text-align: right" | 2005
 
| style="text-align: right" | 2010
 
| style="text-align: right" | 2015
 
| style="text-align: right" | 2016
 
|-
 
| Gesamt
 
| style="text-align: right" | 2.212
 
| style="text-align: right" | 2.842
 
| style="text-align: right" | 4.491
 
| style="text-align: right" | 5.901
 
| style="text-align: right" | 6.809
 
| style="text-align: right" | 7.038
 
| style="text-align: right" | 7.038
 
|-
 
| Weiblich
 
| style="text-align: right" | 968
 
| style="text-align: right" | 1.321
 
| style="text-align: right" | 2.379
 
| style="text-align: right" | 3.382
 
| style="text-align: right" | 4.111
 
| style="text-align: right" | 4.380
 
| style="text-align: right" | 4.392
 
|}
 
 
 
=== homöopathisch therapierende Heilpraktiker ===
 
 
 
Zahlen zu klassisch homöopathisch arbeitenden [[Heilpraktiker|Heilpraktikern]] liegen nicht vor. Die Mitgliederzahlen des [https://www.vkhd.de/ Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands VKHD] sowie des Bund Klassischer Homöopathen Deutschlands e.V. (BKHD), ebenfalls ein Zusammenschluss homöopathisch arbeitender Heilpraktiker, mögen hier einen ersten Anhaltspunkt bieten. Allerding werden dabei die Kollegen, die nicht oder in anderen Heilpraktikerverbänden organisiert sind, nicht berücksichtigt.
 
 
 
Derzeit hat der [https://www.vkhd.de/ Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands VKHD] rund 1.400 Mitglieder. Das [http://www.bkhd-zweckbetrieb.de/therapeuten Therapeuten-Verzeichnis des BKHD] weist 700 Homöopathen aus.
 
 
 
=== Anzahl Nutzer homöopathischer Arzneimittel ===
 
 
 
Laut verschiedenen Umfragen haben zwischen 50–60% der Bundesbürger in den letzten Jahren schon einmal homöopathische Arzneien benutzt. 1970 waren das gerade einmal 24%. Dabei wenden deutlich mehr Frauen (60–73% je nach Umfrage) homöopathische Arzneimittel an. Die Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2014 hat zudem gezeigt, dass die Homöopathie im Westen (64%) verbreiteter ist als im Osten (44%) Deutschlands.
 
 
 
72%–76% der 2017 Befragten gaben an, mit der Wirksamkeit und Verträglichkeit homöopathischer Arzneimittel zufrieden oder sehr zufrieden zu sein (Forsa 2017, Forsa 2014). Auch von den 2014 vom Institut Allensbach befragten Nutzern gaben 78% an, die Arzneien seien nebenwirkungsfrei gewesen. 63% betonen die gute Verträglichkeit und 58% sind der Meinung, die Arzneien seien gut für Kinder geeignet.
 
 
 
Quellen: Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Jahr 2014, Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Homöopathie-Union aus dem Jahr 2014, Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) aus dem Jahr 2017.
 
 
 
Eine aktuelle von der DHU in Auftrag gegebene Studie aus 2018<ref> https://www.homöopathie-forschung.info/umfrage/</ref> zeigt noch einmal ähnliche Ergebnisse sowohl für die Anzahl an Nutzern wie auch für die Zufriedenheit mit der Homöopathie und den Anspruch, die Wahlfreiheit der medizinischen Methode weiterhin erhalten zu wissen, für Behandler wie für Apother und Patienten.
 
 
 
== Kritik an der Homöopathie ==
 
 
 
Da die Wirkung homöopathischer Behandlungen zwar gut belegt werden kann, aber bisher noch nicht vollständig naturwissenschaftlich erklärt wurde, gibt es immer wieder die Behauptung, sie sei unwirksam.
 
 
 
Es gibt eine Reihe von Internetseiten (Wikipedia, [http://www.Psiram.com Psiram], [https://rationalwiki.org/wiki/RationalWiki RationalWiki], [https://www.gwup.org/ GWUP]), die eigens dazu betrieben werden, unter anderem die Homöopathie, zusammen mit allen anderen alternativen und natürlichen Heilmethoden zu diffamieren und nachgewiesenermaßen falsche Behauptungen durch ständige Wiederholung zu verbreiten.
 
 
 
Siehe dazu die Seiten&nbsp;[[Skeptikerbewegung|Skeptikerbewegung]]&nbsp; und [[WikiWatch|WikiWatch]].
 
 
 
===Stellungnahmen:===
 
'''Eine ausführliche und sachliche Beantwortung der häufigsten kritischen Fragen zur Homöopathie finden Sie auf der Seite des [https://www.hri-research.org/de/quellen/homeopathy-faqs/ Homeopathy Research Institute]. '''</br>
 
'''Und Fragen zur aktuellen Forschungslage beantwortet die Seite der [http://www.wisshom.de/index.php?menuid=348 Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie WissHom]. '''
 
&nbsp;
 
 
 
------
 
 
 
== Fußnoten: ==
 
 
 
<references />
 

Version vom 26. Januar 2021, 01:40 Uhr

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in English language: Homeopathy

Die Homöopathie[1] ist eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannte, weltweit ausgeübte medizinische Heilmethode[2]. Sie hat ihre geschichtlichen Wurzeln in den ab 1796 veröffentlichten Erkenntnissen des deutschen Arztes Samuel Hahnemann (1755 – 1843).
Weltweit wird die Homöopathie als eine der häufigsten[2] medizinischen Methoden von hunderttausenden Ärzten und – je nach staatlichen Regelungen – auch anderen Behandlerinnen und Behandlern ausgeübt und täglich von Millionen Menschen angewendet.[3]
Die Wirkung homöopathischer Arzneien ist inzwischen durch zahlreiche statistisch hochwertige Studien nachgewiesen (siehe dazu die Hauptseite Forschungen und Studien zur Homöopathie). Dennoch wird ihr von gut organisierten Kritikergruppen immer wieder vorgeworfen, dass sie nur Placebowirkung habe. Diese Behauptung widerspricht jedoch den wissenschaftlichen Erkenntnissen.

 

Zu einzelnen Homöopathie-Themen siehe auch das Inhaltsverzeichnis spezieller Homöopathiethemen.

Die homöopathischen Prinzipien

[4]Die Homöopathie ist eine alte und bewährte Form der Erfahrungsmedizin, deren Ursprünge weit über die Zeit ihrer schriftlichen und wissenschaftlichen Fassung durch Hahnemann zurück reichen. Sie folgt dabei klaren und leicht verständlichen Prinzipien, die den modernen Denkgewohnheiten aber manchmal ungewohnt erscheinen. Diese Prinzipien sind die folgenden:

Das Ähnlichkeitsprinzip

siehe Hauptartikel
Das therapeutische Leitprinzip der Homöopathen lautet „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“ oder „similia similibus curentur“[5]. Das bedeutet: Eine Krankheit wird mit einem Arzneimittel behandelt, das ähnliche Symptome bei einem Gesunden erzeugen kann.

Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, stieß auf dieses Gesetz der Ähnlichkeit, als er beim Übersetzen eines medizinischen Werkes eine Behauptung über die Wirkung bezweifelte. Um die Aussage zu überprüfen, nahm er die Substanz einige Tage lang ein und bemerkte zu seiner Überraschung, dass sie bei ihm als Gesundem Symptome hervorrief, die für eine Malaria-Erkrankung typisch waren.[6] Hahnemann erlebte also an sich Beschwerden, gegen welche die Chinarinde eigentlich eingesetzt wurde – ausgelöst durch das Heilmittel selbst. Er experimentierte weiter, an sich und an Familienmitgliedern, und fand heraus, dass er auf eine Gesetzmäßigkeit gestoßen war, die bereits von Ärzten der Antike, Hippokrates etwa, und Paracelsus, Arzt des späten Mittelalters, formuliert worden war. Als gebildeter und belesener Gelehrter wird Hahnemann von den Ideen seiner Vorgänger über Heilung durch Ähnliches gewusst haben, aber es entsprach dem Geist seiner Zeit, einer Behauptung erst zu vertrauen, wenn sie durch Versuche bestätigt worden ist. Fast fünfzig Jahre forschte Hahnemann weiter, prüfte neue Heilmittel, systematisierte die Ergebnisse, verfeinerte die Regeln seiner Heilweise und die Zubereitungsform der homöopathischen Mittel, damit sie seinen hohen Ansprüchen an eine schnell, sanft und dauerhaft wirkende Arznei genügten.[7]

Homöopathische Arzneimittelprüfung

siehe Hauptartikel
Am Anfang von Hahnemanns homöopathischer Forschung stand die Arzneimittelprüfung am Gesunden. In seinem ersten berühmt gewordenen Selbstversuch nahm Hahnemann als Gesunder Chinarinde ein. Er beobachtete und dokumentierte dann akribisch seine Reaktion auf die Einnahme dieses Mittels. Dabei stellte er fest, dass er Symptome der Wechselfieberkrankheit (Malaria) entwickelte, gegen die zu seiner Zeit Chinarinde als Arznei eingesetzt wurde. In der Folge begann Hahnemann weitere Stoffe zu prüfen. Unterstützt wurde er dabei von Studenten, ärztlichen Kollegen und Mitgliedern seiner Familie.

Bei Arzneimittelprüfungen nehmen also gesunde Probanden eine Substanz in geringen Dosen ein und beobachten, wie sie darauf reagieren. Alle körperlichen und psychischen Veränderungen, Wahrnehmungen oder Reaktionen werden als Prüfungssymptome notiert und systematisch dokumentiert. So entstehen die homöopathischen „Arzneimittellehren“ als umfassende Sammlungen der Wirkungsweise homöopathischer Arzneimittel.

Potenzierung

siehe Hauptartikel
Einige der Substanzen, die Hahnemann prüfte, waren sehr giftig. Deshalb ging er dazu über, sie stark zu verdünnen, zu verreiben und zu verschütteln. Entgegen seiner Erwartung stellte er dabei fest, dass die Wirkung der Arzneien dadurch nicht geschwächt, sondern vielmehr verstärkt wurde. Deshalb nannte er den Vorgang des Verdünnens, Verreibens und Verschüttelns schließlich Potenzieren oder Dynamisieren, was so viel bedeutet wie Steigern der Kraft des Arzneimittels.

Der Herstellungsprozess homöopathischer Mittel ist heute im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) geregelt. Er besteht aus einer stufenweisen Verreibung, Verdünnung und Verschüttelung der Ausgangssubstanzen. Je häufiger dieser Vorgang durchgeführt wird, desto höher ist die Potenz der fertigen Arznei.

Allgemein bekannt ist, dass im Zuge des Dynamisierungsprozesses oft die Grenze der sogenannten Avogadro'schen Zahl überschritten wird und keine Moleküle der Ausgangssubstanz mehr in der Arznei zu finden sind. Die Homöopathie hat nie die Vorstellung einer chemischen Wirksamkeit ihrer Mittel verfolgt, sondern beobachtet die Übertragung einer Information des Ausgangsstoffes mit Hilfe der verwendeten Trägersubstanz (Wasser, Milchzucker, Alkohol). Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich noch nicht vollständig erforscht, aber es gibt bereits gute Ansätze zu seiner Klärung.

Individualisierung und Einzelmittel

Das dritte Prinzip, Individualität, besagt, dass jede Person, unabhängig vom Namen oder der Art der Erkrankung, ein Heilmittel benötigt, das ihren eigenen, spezifischen Symptomen gerecht wird. So können zehn Migränekranke in Abhängigkeit von den individuellen Kopfschmerzen und Allgemeinsymptomen zehn verschiedene Heilmittel erhalten. Ein Patient kann Kopfschmerzen auf der linken oder rechten Seite, um 6.00 Uhr oder 15.00 Uhr, brennende oder scharfe Schmerzen, mit oder ohne Sehstörung, usw. haben. Jeder von ihnen erhält eine andere homöopathische Arznei.

Klassisch arbeitende HomöopathInnen verordnen gewöhnlich Einzelmittel (aus einer einzigen Ausgangssubstanz hergestellt) und nicht ein aus mehreren Inhaltsstoffen gemischtes homöopathisches Komplexmittel. Grund dafür ist, dass die Arzneimittelprüfungen an gesunden Testpersonen fast immer mit Einzelmitteln durchgeführt wurden. Somit existieren kaum Symptomensammlungen dieser Komplexmittel, die man mit den Symptomen des Patienten vergleichen könnte.
Dennoch gibt es eine weit verbreitete Praxis der Verordnung von Komplexmitteln, die nach Diagnosestellungen verordnet werden.

Die unabdingbare Voraussetzung für eine individuelle Verordnung einer homöopathischen Arznei ist eine gründliche Anamnese,[8] in der alle Eigenheiten der Symptomatik, der Biographie und der Persönlichkeit erfasst werden, um ein ganzheitliches Bild des Patienten zu bekommen.

Der ganze Mensch

Alle Symptome und Beschwerden eines Menschen in seinem Kranksein werden für die Suche nach seiner homöopathischen Arznei berücksichtigt. In der Homöopathie nennt man dieses zweite Prinzip die „Totalität der Symptome“. Es bedeutet, dass nicht einzelne Symptome des Menschen therapiert werden, sondern die gesamte körperliche und seelische Verfassung die Grundlage für die Behandlung bildet.

Wirkungsweise

Auf welchen Wegen die homöopathischen Arzneien ihre Wirkung entfalten, ist nicht restlos geklärt. Es gibt unterschiedliche Ansätze, die Wirkungsweise der Homöopathie zu erklären. Sie gehen von unterschiedlichen Weltbildern und wissenschaftlichen Ansätzen aus.
Genaueres siehe im Artikel Wirkungsmodelle zur Homöopathie.

Forschungen zur Homöopathie

siehe Hauptartikel Forschungen und Studien zur Homöopathie
Im Gegensatz zu wiederholten Äußerungen gibt es zur Homöopathie inzwischen eine Fülle an Studien, die ihre Wirksamkeit nach aktuellen wissenschaftlichen Kriterien untermauern. Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie (WissHom) hat einen umfangreichen Bericht verfasst, der den Forschungsstand auf Basis der Daten aus internationalen Fachzeitschriften mit Peer-Review-Verfahren zusammenfasst. Die wichtigsten Ergebnisse sind:

  • Homöopathische Behandlung ist unter ärztlichen Alltagsbedingungen (Praxis) klinisch nützlich (Perspektive Versorgungsforschung).
  • Hochwertige randomisierte klinische Studien zeigen spezifische Effekte, in denen Homöopathie dem Placebo überlegen ist (Perspektive Randomisierte Klinische Studien).
  • Vier von fünf Metaanalysen zeigen eine statistische Überlegenheit der homöopathischen Arznei im Vergleich zu Placebo, allerdings ist die Anzahl hochwertiger Studien gering (Perspektive Metaanalysen).
  • In Experimenten mit Zellkulturen, Tieren und Pflanzen gibt es, mittlerweile reproduziert, Effekte, die eine spezifische Wirkung von Hochpotenzen zeigen (Perspektive Grundlagenforschung).
  • Die Studienlage ist insgesamt nicht eindeutig beweisend, belegt aber hinreichend einen therapeutischen Nutzen. Mehr hochqualitative Forschung ist nötig, insbesondere Replikationen von positiven Studien.

Sie können auf folgenden Websites ausführliches Material dazu finden:

https://www.vkhd.de/presse/homoeopathie/homoeopathie-forschung

https://www.hri-research.org/de/homeopathy-faqs/

https://www.carstens-stiftung.de/studien-kurz-und-knapp.html

http://harald-walach.de/

Geschichte der Homöopathie

––> Hauptartikel: Geschichte_der_Homöopathie

Betrachtet man die Entstehung der Homöopathie im Kontext der damaligen Medizin, erweist sich Dr. Samuel Hahnemann als ein außerordentlicher Pionier in der Medizingeschichte.

Zahlen zur Homöopathie

Arzneimittelmarkt in Deutschland

Der Arzneimittelmarkt mit rezeptpflichtigen (inkl. Impfstoffe) und rezeptfreien Arzneimitteln inklusive Apothekenversandhandel verzeichnet im Jahr 2016 in Deutschland einen Gesamtumsatz von 51,7 Milliarden Euro.
Der Kostenanteil homöopathischer Arzneimittel am pharmazeutischen Gesamtumsatz beträgt in Deutschland in den Jahren 2016/2017 nur 0,03 %. Zur Kostenanalyse der Homöopathie in Deutschland im Vergleich zur Schulmedizin siehe die Übersicht von Behnke.

Anzahl praktizierender HomöopathInnen in Deutschland

Ärzte/Ärztinnen und HeilpraktikerInnen dürfen in Deutschland homöopathisch behandeln, im Rahmen einer Geburtsbegleitung auch Hebammen.

Genaue Zahlen liegen für die Ärzte mit Zusatzbezeichnung Homöopathie vor.[9]
Von 2212 Ärztinnen und Ärzten (968 davon weiblich) im Jahr 1993 hat sich die Zahl bis 2015 auf 7038 ÄrztInnen (4392 davon weiblich) erhöht und blieb bis 2016 etwa gleich.

Zahlen zu klassisch homöopathisch arbeitenden Heilpraktikern liegen teilweise vor.[9]
Die Mitgliederzahlen vom Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands VKHD sowie vom Bund Klassischer Homöopathen Deutschlands e.V. (BKHD), ebenfalls ein Zusammenschluss homöopathisch arbeitender Heilpraktiker, mögen hier einen ersten Anhaltspunkt bieten. Allerdings werden dabei die Kolleginnen und Kollegen, die nicht oder in anderen Heilpraktikerverbänden organisiert sind, nicht berücksichtigt.

2018 hat der Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands VKHD rund 1.400 Mitglieder. Das Therapeuten-Verzeichnis des BKHD weist 700 Homöopathen aus.

Anzahl der Nutzer homöopathischer Arzneimittel

Laut mehrerer Umfragen hat etwa jeder zweite Bundesbürger in den letzten Jahren schon einmal homöopathische Arzneien benutzt. 1970 war es nur jeder vierte. Dabei wenden deutlich mehr Frauen (60–73% je nach Umfrage) homöopathische Arzneimittel an. Die Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2014 hat zudem gezeigt, dass die Homöopathie im Westen (64%) verbreiteter ist als im Osten (44%) Deutschlands.

Drei von vier der 2017 Befragten gaben an, mit der Wirksamkeit und Verträglichkeit homöopathischer Arzneimittel zufrieden oder sehr zufrieden zu sein (Forsa 2017, Forsa 2014).[10]

Eine aktuelle von der DHU in Auftrag gegebene Studie aus 2018[11] zeigt ähnliche Ergebnisse sowohl für die Anzahl an Nutzern wie auch für die Zufriedenheit mit der Homöopathie und den Anspruch, die Wahlfreiheit der medizinischen Methode weiterhin erhalten zu wissen, für Behandler, Apotheker und Patienten.

Kritik an der Homöopathie

Dass homöopathische Behandlungen wirksam sind, ist erwiesen. Nicht restlos geklärt ist die Frage, wie die Arzneien ihre Wirkung entfalten. Manche nehmen dies zum Anlass, die Homöopathie als Heilmethode insgesamt infrage zu stellen.
Es gibt viele Ansätze, die Antwort auf die Frage zu finden, wie Arzneien wirken. Sie gehen von unterschiedlichen Weltbildern und wissenschaftlichen Ansätzen aus. (Siehe die Hauptseite Wirkungsmodelle zur Homöopathie.)[12]

Stellungnahmen und Richtigstellungen

Eine ausführliche Beantwortung der häufigsten kritischen Fragen zur Homöopathie finden Sie auf der Seite des Homeopathy Research Institute.

Fragen zur aktuellen Forschungslage beantwortet die Seite der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie WissHom.

Auf einzelne aktuelle Diskussionen in Presse und Medien über die Homöopathie geht Jens Behnke von der Carstens-Stiftung mit seinem Faktencheck ein.

Weitere Quellen

  • Im AnthroWiki findet sich ein ausgezeichneter Artikel über Homöopathie, der insbesondere ein ausführliches Kapitel über die Aussagen Rudolf Steiners zur Homöopathie enthält.
  • Ein Beispiel für die seitens der organisierten Homöopathiegegner vertretene diffamierende Darstellungsweise ist die entsprechende Seite in der Wikipedia. Diese Seite wird gegen jede sachliche Richtigstellung gesperrt, obwohl sie zahlreiche sachliche und wissenschaftliche Falschaussagen enthält und in ihrer offen tendenziösen Darstellungsweise gegen das innerhalb der Wikipedia geltende Neutralitätsgebot verstößt.

Einzelnachweise

  1. Der Begriff Homöopathie [ˌhomøopaˈtiː] von altgriechisch ὅμοιος, hómoios: gleich, gleichartig, ähnlich, sowie πάθος, páthos: Leid, Schmerz, Gefühl; wörtlich also „ähnliches Leiden“. Weitergehende Überlegungen zur Bedeutung des Begriffs finden Sie hier: http://www.provings.info/blog1?post_id=5&title=homoopathie-und-mitgefuhl-%E2%80%93-eine-Ubersetzung
  2. 2,0 2,1 Die Homöopathie gehört zu den von der WHO anerkannten medizinischen Methoden und stellt nach der Schulmedizin die weltweit verbreitetste Heilmethode dar. Nach einer Studie der WHO: http://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/43108/9241562862_map.pdf
  3. Die weiteste Verbreitung hat die Homöopathie heute in Indien, wo sie überall in der medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung angewendet, an Universitäten gelehrt und in eigenen Kliniken ausgeübt wird.
  4. Die folgenden Abschnitte enthalten einige Passagen aus der Website des VKHD (Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V.). Diese wurden erheblich ergänzt und verändert.
  5. So heißt es im lateinischen Original.
  6. Chinarinde war damals das übliche medizinische Hauptmittel gegen diese schwere Tropenkrankheit, und auch heute noch verwendet die Schulmedizin chemisch modifizierte Extrakte aus der Chinarinde gegen Malaria.
  7. Abschnitt aus Wichmann, Jörg: Die andere Wirklichkeit der Homöopathie, Verlag Neue Erde 2001, S.14
  8. Eine solche Anamnese kann bis zu zwei Stunden dauern.
  9. 9,0 9,1 Zahlen nach der Website des VKHD (Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V.).
  10. Auch von den 2014 vom Institut Allensbach befragten Nutzern gaben 78% an, die Arzneien seien nebenwirkungsfrei gewesen. 63% betonen die gute Verträglichkeit und 58% sind der Meinung, die Arzneien seien gut für Kinder geeignet.
    Quellen: Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Jahr 2014, Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Homöopathie-Union aus dem Jahr 2014, Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) aus dem Jahr 2017.
  11. https://www.homöopathie-forschung.info/umfrage/
  12. Es gibt eine Reihe von Internetseiten (Wikipedia, Psiram, RationalWiki, GWUP), die eigens dazu betrieben werden, unter anderem die Homöopathie, zusammen mit anderen alternativen und natürlichen Heilmethoden zu diffamieren und nachgewiesenermaßen falsche Behauptungen durch ständige Wiederholung zu verbreiten. Siehe dazu die Seiten Skeptikerbewegung und WikiWatch.