Globuli

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Als Globuli (Singular: Globulus), zu deutsch Kügelchen, werden die Streukügelchen aus reinem Zucker bezeichnet, die meist als Träger der homöopathischen Arzneimittel dienen. Der letzte Herstellungsschritt einer Arznei besteht darin, daß die in Lösung befindliche gewünschte Potenz auf solche Streukügelchen aufgesprüht wird. Sie lassen sich gut und lange aufbewahren und erleichtern die Dosierung. Die Größe dieser Globuli variiert zwischen den Herstellerfirmen und spielt für die Verordnung und Dosierung keine Rolle. Auch die Anzahl der verabreichten Globuli ist für den Heilerfolg unwichtig. Da es sich um Information und nicht um Materie oder Energie handelt, sind zehn Globuli so wie zehn Kopien des gleichen Gedichts. Wenn es stimmt, reicht eines. Aus psychologischen und Gewohnheitsgründen geben die meisten BehandlerInnen zwischen 3 und 10 Globuli.

Der Begriff Globuli, Kügelchen, erscheint erstmals in Dr. Samuel Hahnemanns Krankenjournal D6 (1806 - 1807) bei der Patientin Rügerin1. Globuli wurden von Hahnemann als Darreichungsform für homöopathische Arzneimittel entdeckt und blieben bis zum Ende seines Lebens die bevorzugte Applikationsform und Einheit in der Dosenlehre. Hahnemanns Streukügelchen wurden, wie erwähnt, aus Haushaltszucker und Stärke hergestellt und hatten in den meisten Fällen die Größe von Mohnsamen und ein Gewicht von 0,2-0,3 mg2.

Zur historischen Herstellung homöopathischer Arzneien in Form von Streukügelchen:

"Die Streukügelchen (Globuli saccharini) werden vom Conditor aus reinem Rohrzucker und Satzmehl, Amylum, bereitet. Die mit Arznei zu befeuchtenden sollen in gleicher Kleinheit nach Hahnemann kaum in der Grösse des Mohnsamens genommen werden , so dass ohngefähr 200 einen Gran wiegen , theils damit man sie durch und durch befeuchten , und die Gabe gehörig klein und gleichmässig einrichten kann , theils damit die homöopathischen Äerzte auch hierin, wie in der Bereitungsart der Arzneien, so auch in der Gabenvertheilung gleichmässig verfahren und den Erfolg davon mit dem der andern Homöopathen mit Gewissheit vergleichen können. Man gebraucht sie jedoch von verschiedener Grösse, wiewohl ihre Form und Härte nicht gleichgiltig; wenn sie zu gross sind, zerreissen sie leicht beim Daraufdrücken die Papierkapsel und wenn sie zu hart sind, schlucken sie wenig von der Arznei ein und bleiben zu lange feucht. Wer die Arznei in Kügelchenform verabreicht, bedient sich meist grosser.

Um die Streukügelchen in grösserer Quantität gut zu conserviren, ist es nöthig , dass selbe in einem mehr tiefen als weiten Standglas, welches nur zwei Drittel angefüllt werden darf, mit der nöthigen Menge Tropfen der arzneilichen Flüssigkeit gehörig befeuchtet werden , worauf man das Glas mit dem Korkstöpsel verschliesst und dasselbe einigemal um seine Achse dreht oder schüttelt, damit die Arznei bis auf den Boden dringen und so das ganze Kügelchen binnen der kürzesten Zeit befeuchten kann; andere rühren die Kügelchen mit einem gläsernen oder silbernen Stäbchen um. Will man die überflüssige Feuchtigkeit, wenn es nöthig ist, hinwegschaffen, so wendet man das Gläschen um, schüttet den Inhalt auf reines trocknes Papier und breitet die Kügelchen aus, damit sie bald trocknen, hierauf füllt man sie in ein Gläschen , mit dem Namen der Arznei u. a. versehen , und stopselt selbe gut zu. Alle mit der geistigen Flüssigkeit befeuchteten Streukügelchen haben ein trocknes und mattes Ansehen, während die rohen und unbefeuchteten weisser und glänzend sind; einmal befeuchtet, vermögen sie nicht wieder ein gleiches Volumen Arznei aufzunehmen.

Um sie zum Einnehmen vorzurichten, schüttelt man nach Bedarf 1—6 Kügelchen, selten mehr, in das eine geöffnete Ende einer massig grossen Kapsel eines schon fertigen Pulvers von 2— 3 Gran fein gepulverten Milchzuckers und streicht dann mit einem porzellanenen Spatel unter einigem Drücken darauf hin, bis man fühlt, dass die Kügelchen zerdrückt sind, dann kann sich das Ganze beim Einnehmen in Wasser leicht auflösen.

Papierkapseln mit Milchzucker gefüllt längere Zeit vorräthig zu halten, ist nicht räthlich; jedenfalls ist es sicherer, selbe erst zu füllen, wenn man die Arznei verabreicht; dass man die mit Arznei befeuchteten Kügelchen nicht in Kapseln vorräthig halten soll, versteht sich von selbst."

 

Quellen:
1 Krankenjournal D6 (1806 - 1807), Kommentarband, Karl F. Haug Verlag, Seite 22
2 Stefan Mayr, Herstellung homöopathischer Arzneimittel - Von Hahnemann bis zu Schwabes Pharmakopoe (1872), KVC Verlag,   Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte, Band 20, Herausgegeben vom Institut für Geschichte der   Medizin der Robert Bosch Stiftung, Seite
3.Joseph Buchner, Homöopathische Arznei-Bereitungslehre, München, Druck und Verlag Georg Franz, 1852, Seite 22