Clemens von Bönninghausen

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Clemens von Bönninghausen

Clemens Maria Franz Freiherr von Bönninghausen (* 12. März 1785 auf Gut Herinckhave bei Tubbergen, Provinz Overijssel, Niederlande; † 25. Januar 1864 in Münster/Westfalen) war ein Homöopath, Botaniker und höherer preußischer Verwaltungsbeamter. Clemens M. F. von Bönninghausen war derjenige Schüler, von dem Hahnemann – neben seiner Frau Melanie – am meisten hielt.

Bönninghausen erarbeitete eines der ersten homöopathischen Repertorien und gab eine Reihe anderer Schriften heraus.

Typisch für seine homöopathische Vorgehensweise ist, sich überwiegend an einzelnen Symptomenanteilen (Modalitäten, Empfindungen und Beschwerden, Lokalisationen) und weniger an vollständigen Einzelsymptomen zu orientieren. Ausnahme bilden die von ihm so genannten "Goldkörner"[1].

Der folgende Textabschnitt basiert auf dem Artikel „Clemens von Bönninghausen“ aus Wikipedia, gelesen am 1.11.18, und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist auf der genannten Seite eine Liste der Autoren verfügbar. Änderungen möglich.
Außerdem wurden Auszüge benutzt aus: Fritz D. Schroers “Lexikon deutschsprachiger Homöopathen”, Herausgegeben vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung; Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, lSBN 978-3-8304-7254-4.

Leben und Wirken

Bönninghausen besuchte das Gymnasium Paulinum in Münster und studierte dann in Groningen Rechtswissenschaften. Sein Studium schloss er mit der Promotion über das niederländische Jagdrecht ab. (Dr., Diss. jur. Univ. Groningen 1806, De jure venandi.) Nach dem Jurastudium zunächst Advokat am Provinzialgericht in Deventer und Eröffnung einer eigenen Kanzlei. Begleitete seinen Vater an den Hof des damaligen Königs von Holland, Louis Napoleon. War bis 1810 u. a. Auditeur beim Staatsrat und Privatbibliothekar des Königs. 1811 kurzfristig Präsident des Arrondissements-Rats in Almelo. Zog 1813 nach Darup bei Coesfeld, wo er 1816 die Funktion des landrätlichen Kommissars für den Kreis Coesfeld inne hatte. 1826 Umzug nach Münster. Wurde im gleichen Jahr Direktor des botanischen Gartens. Im Frühjahr 1814 Übernahme seines väterlichen Erbteils, des Landgutes Haus Darup zu Darup in Westfalen, wo er seine Passion für die Fragen der Landwirtschaft, vor allem für die Flora und Fauna entdeckte. Über Jahre hinweg war er zudem Direktor des Botanischen Gartens in Münster und Dozent an der dortigen Akademischen Lehranstalt, der späteren Westfälischen Wilhelms-Universität. 1816 berief ihn der preußische König Friedrich-Wilhelm III. zum ersten Landrat des Kreises Coesfeld. Die Kreisverwaltung richtete er auf seinem Landsitz in Darup ein.

Am 4. Oktober 1813 heiratete er auf Schloss Ahausen Freiin Sophia Franziska von Schade zu Ahausen (* 1787, † 1820). Aus dieser Ehe stammte der Sohn Clemens Ludwig Bernhard. Aus der am 19. November 1822 in Coesfeld geschlossenen Ehe mit Maria Amalia Christina von Hamm gingen neun Kinder hervor. Sohn August von Bönninghausen war der dritte Landrat des Kreises Coesfeld. Sohn Julius von Bönninghausen war Mitglied des Reichstags. Sohn Karl von Bönninghausen heiratete 1857 Sophie Hahnemann, die Adoptivtochter Melanie Hahnemanns, die zweite Ehefrau seines verstorbenen Kollegen und Lehrers.

Sein Grab auf dem alten Hörsterfriedhof in Münster fiel den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. Heute erinnert an dieser Stelle eine Sandsteinstele mit dem Bildnis des Barons an den Gelehrten. An seinem alten Wirkungsort in Darup ist seit 1996 nach ihm die Von-Bönninghausen-Straße benannt. 2014 wurde in Darup ihm zu Ehren ein Denkmal mit seiner Büste eingeweiht.

Homöopathie

Mit der Heilung von einer als "Schwindsucht" diagnostizierten Erkrankung 1828 durch A. Weihe (Großvater von A. Weihe jun.) begann sein Interesse an der Homöopathie. Briefkontakt mit Samuel Hahnemann. Ab 1830 therapierte er selbst homöopathisch und behandelte zunächst ohne offizielle Legitimation und gehörte zu den Wegbereitern dieser jungen medizinischen Richtung. Führte bis Ende 1836 als Katasterkommissar nebenbei eine homöopathische Praxis. 1843 genehmigte Friedrich Wilhelm I. von Preußen offiziell seine Tätigkeit als Homöopath. Gründete 1848 die „Versammlung homöopathischer Ärzte Rheinlands und Westphalens”. Zu seinen berühmten Patienten zählten u. a. Kaiserin Eugénie von Frankreich und die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Führte als einer der ersten Homöopathen auch Tierheilungen durch. Auch leitete er die staatliche Expertenkommission zur Untersuchung der Stigmatisation der Nonne Anna Katharina Emmerick. In zahlreichen Veröffentlichungen legte er seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus seiner umfangreichen Praxis nieder, die er in Darup und Münster unterhielt. Bönninghausen publizierte neben einigen wichtigen Einzelwerken auch zahlreiche Fachartikel zur Homöopathie, darunter viele Heilungsgeschichten. Da er nicht Arzt war, konnte er dies anfangs nur unter Pseudonym tun. Eine Zusammenstellung aller Zeitschriftenartikel erschien 1984, herausgegeben von K.-H. Gypser (siehe Literatur).

Ehrungen

Viele Ehrungen, darunter u. a. Ehrenmitgliedschaft der homöopathischen Gesellschaften von London, Madrid, Palermo, Paris, Pennsylvania und Rio de Janeiro. Verleihung des Dr. med. h. c. (Cleveland 1854). Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion am 20.4.1861 durch Kaiser Napoleon III. Ihm zu Ehren wurde die Gattung Boenninghausenia der Pflanzenfamilie der Rautengewächse (Rutaceae) benannt.

Werke

  • Die Heilung der aisatischen Cholera. Münster 1831
  • Die homöopathische Diät. 2. Aufl., Münster 1833.
  • Versuch einer homöopathischen Therapie der Wechselfieber. Münster 1833.
  • Systematisch-alphabetisches Repertorium der homöopathischen Arzneien. - Münster : Coppenrath, 1833. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Band 1 und 2
  • Übersicht der Haupt-Wirkungs-Sphäre der Antipsorischen Arzneien. Münster 1833
  • Übersicht der Haupt-Wirkungs-Sphäre der Antipsorischen Arzneien so wie der antisyphilitischen und antisykotischen. Münster 1833
  • Beiträge zur Kenntnis der Eigentümlichkeiten aller bisher vollständiger geprüften homeopathischen Arzneien, in Betreff Erhöhung oder Linderung ihrer Beschwerden nach Tageszeit und Umständen und der von ihnen erregten Gemüthsbeschaffenheiten. - 2. Aufl. Münster : Coppenrath, 1833 (11831). Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
  • Die Homöopathie. Münster 1834, 284 S.
  • Versuch über die Verwandtschaften der homöopathischen Arzneien nebst einer abgekürzten Übersicht ihrer EIgenthümlichkeiten und Hauptwirkungen. Münster 1836.
  • Therapeutisches Taschenbuch für homöopathische Ärzte, zum Gebrauche am Krankenbette und beim Studium der reinen Arzneimittellehre. Münster 1846, 506 S.
  • Der homöopathische Hausarzt. Münster 1853, 142 S.
  • Die Körperseiten und Verwandtschaften. Münster 1853, 22 S.
  • Die homöopathische Behandlung des Keuchhustens in seinen verschiedenen Formen. Münster 1860, 130 S.
  • Aphorismen des Hippokrates. Nebst den Glossen eines Homöopathen. Leipzig 1863, 640 S.
  • Versuch einer homöopathischen Therapie der Wechsel- und anderer Fieber. 1. Theil. Die Pyrexie. Leipzig 1864. [Weitere Teile nicht erschienen.]
  • Das erste Krankenjournal (1829-1830). Bearbeitet von Luise Kunkle. Essen 2011.

Literatur

  • Martin Stahl: Der Briefwechsel zwischen Samuel Hahnemann und Clemens von Bönninghausen. (Medizinische Dissertation, Göttingen 1995), Heidelberg 1997 (= Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte, 3)
  • Christian Schulze Pellengahr: Clemens von Bönninghausen: Jurist, Botaniker und Homöopath. In: Jahrbuch Westfalen 2015. Münster 2014, S. 238–244.
  • Allgemeine Homöopathische Zeitung, 68,1864, S. 56. Den Manen unseres Bönninghausen,
  • Allgemeine Homöopathische Zeitung, (V. Meyer) 68, 1864, S. 89-95.
  • Leipziger Populäre Zeitschrift für Homöopathie, (A. Nebel) 40, 1909, S. 109/110.
  • Haehl, R., Samuel Hahnemann, Sein Leben und Schaffen. 2 Bde. Leipzig, Willmar Schwabe; 1922, Bd. 1, S. 95, 166, 180, 186, 197, 198, 199, 202, 215, 218, 238, 240, 246, 253, 255, 379 f., 402, 430 f.; Bd. 2, S. 88, 90, 165, 177, 256, 295, 466, 467, 468, 494 f.
  • Tischner, R., Geschichte der Homöopathie. Wien: Springer-Verl.; 1998, S. 196, 198, 236, 301, 473, 499, 748.
  • Dinges, M. (Hrsg.), Weltgeschichte der Homöopathie. München: C. H. Beck; 1996; S. 10, 23 f., 32, 59, 108, 156, 158, 166-169, 173. Eppenich, H., Geschichte der deutschen homöopathischen Krankenhäuser. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Heidelberg; 1995; S. 43, 120, 129, 222, 305, 308, 320, 339, 340, 347, 356, 362. Lucae, S. 14, 43, 123, 205.
  • Deutsche Biografische Enzyklopädie. 10 Bde. München: Saur; 1999; Bd. 1, S. 631.
  • Meyer, V., Homöopathischer Führer für Deutschland und das Ausland. Leipzig: Reclam; 1856; S. 3, 49.
  • Villers, A., Internationales homöopathisches Jahrbuch. Bd.1, Leipzig: Ernst Heitmann: 1891. Bd.2, Dresden: Verlag Expedition des Homöopathischen Archives; 1894; Bd. 2, Bibl. S. 7, 39.
  • Gypser, Klaus-Henning: „Generalregister zu den Werken Bönninghausens”, Heppenheim 1992, 52 S.
  • Gypser, Klaus-Henning: Der „Genius der Arznei” bei Bönninghausen, ZKH 36, 1992, S. 221-223.
  • Stahl, Martin: Der Briefwechsel zwischen Samuel Hahnemann und Clemens von Bönninghausen (mit Auflistung der ungedruckten und gedruckten Werke sowie Literatur), Heidelberg 1997, 319 S.
  • Nachlass Bönninghausen im Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung.
  • Jütte, R., Samuel Hahnemann, Begründer der Homöopathie. München: DTC; 2005; S. 101, 150ff., 156 f., 159 f., 166, 177, 182, 184, 190 f., 205, 217, 221, 223 f., 238f, 242 f., 250.
  • Kottwitz, Friedrich: Clemens Maria Franz von Bönninghausen (1785-1864), Diss. med. Univ. Berlin 1983, 364 S.
  • Fritz D. Schroers: Lexikon deutschsprachiger Homöopathen; Karl F. Haug Verlag; Stuttgart; 2006
  • Gypser, K.-H. (Hrsg.): Bönninghausens Kleine medizinische Schiften. Arkana-Verlag, Heidelberg 1984.
  • Gypser, K.-H. (Hrsg.), Stahl, M.: Bönninghausens Kleine medizinische Schiften, Supplementband. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1994.
  • Kastner, R.F.: Bönninghausens Physiognomik der homöopathischen Arzneimittel. Heidelberg 1995, 1416 S.
  • Kastner, R.F.: Bönninghausens Repertorium der homöopathischen Arzneimittel. Heidelberg 1998, 488 S.

Weblinks

 

  1. Aphorismen des Hippokrates, S. 559