Ähnlichkeitsprinzip: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Ähnlichkeitsgesetz ist das Grundprinzip der [[Homöopathie]]. Nur jenes homöopathische Arzneimittel kann wirken, das in einer Prüfung am Gesunden (der so genannten homöopathischen [[Arzneimittelprüfung|Arzneimittelprüfung]]) die ähnlichsten Symptome hervorgerufen hat, an denen der Erkrankte leidet.<br/> Er hat an vielen Prüfern Beschwerden ganz ähnlicher Art auf eine Arznei beobachtet; dann hat er die Idee gehabt, dass die ähnlichen Beschwerden eines Patienten mit eben dieser Arznei zu heilen sind.<br/> Die Zusammenstellung zahlreicher Symptome aus Arzneimittelprüfungen und ihrer klinischen Bestätigungen wird als „[[Arzneimittelbild|Arzneimittelbild]]“ bezeichnet.
 
Das Ähnlichkeitsgesetz ist das Grundprinzip der [[Homöopathie]]. Nur jenes homöopathische Arzneimittel kann wirken, das in einer Prüfung am Gesunden (der so genannten homöopathischen [[Arzneimittelprüfung|Arzneimittelprüfung]]) die ähnlichsten Symptome hervorgerufen hat, an denen der Erkrankte leidet.<br/> Er hat an vielen Prüfern Beschwerden ganz ähnlicher Art auf eine Arznei beobachtet; dann hat er die Idee gehabt, dass die ähnlichen Beschwerden eines Patienten mit eben dieser Arznei zu heilen sind.<br/> Die Zusammenstellung zahlreicher Symptome aus Arzneimittelprüfungen und ihrer klinischen Bestätigungen wird als „[[Arzneimittelbild|Arzneimittelbild]]“ bezeichnet.
  
</blockquote>„Jedes wirksame Arzneimittel erregt im menschlichen Körper eine Art von eigner Krankheit, eine desto eigenthümlichere, ausgezeichnetere und heftigere Krankheit, je wirksamer die Arznei ist. Man ahme der Natur nach, welche zuweilen eine chronische Krankheit durch eine andre hinzukommende heilt und wende in der zu heilenden (vorzüglich chronischen) Krankheit dasjenige Arzneimittel an, welches eine andre, möglichst ähnliche, künstliche Krankheit zu erregen im Stande ist und jene wird geheilet werden; Similia similibus.“ (Samuel Hahnemann)<ref>''Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen.'' In: Christoph Wilhelm Hufeland (Hrsg.): ''Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst.'' Zweiter Band, 1796.</ref>
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</blockquote> „Jedes wirksame Arzneimittel erregt im menschlichen Körper eine Art von eigner Krankheit, eine desto eigenthümlichere, ausgezeichnetere und heftigere Krankheit, je wirksamer die Arznei ist. Man ahme der Natur nach, welche zuweilen eine chronische Krankheit durch eine andre hinzukommende heilt und wende in der zu heilenden (vorzüglich chronischen) Krankheit dasjenige Arzneimittel an, welches eine andre, möglichst ähnliche, künstliche Krankheit zu erregen im Stande ist und jene wird geheilet werden; Similia similibus.“ (Samuel Hahnemann)<ref>''Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen.'' In: Christoph Wilhelm Hufeland (Hrsg.): ''Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst.'' Zweiter Band, 1796.</ref>
  
 
Ähnlichkeitsbeziehungen aus unserem Alltag: der stimulierende Kaffee kann das Mittel gegen Schlaflosigkeit sein und die Zwiebel als homöopathische Arznei zubereitet, kann einen Schnupfen heilen, bei dem die Augen tränen und ein wässriges, wund machendes Nasensekret entsteht.
 
Ähnlichkeitsbeziehungen aus unserem Alltag: der stimulierende Kaffee kann das Mittel gegen Schlaflosigkeit sein und die Zwiebel als homöopathische Arznei zubereitet, kann einen Schnupfen heilen, bei dem die Augen tränen und ein wässriges, wund machendes Nasensekret entsteht.
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Die Idee eines (auch in den „Etymologien“ des [[Isidor von Sevilla]] im 7. Jahrhundert von anderen Heilmethoden unterschiedenen<ref>Bernhard Dietrich Haage: ''„curatio aut ex contrariis, aut ex similibus“ (Isidor, Etymologien, IV, IX,5). Zu ‘Parzival’ 489,22–490,30.'' In: Martin Ehrenfeuchter, Thomas Ehlen (Hrsg.): ''„Als das wissend die meister wol“. Beiträge zur Darstellung und Vermittlung von Wissen in Fachliteratur und Dichtung des Mittelalters und der frühen Neuzeit.'' Walter Blank zum 65. Geburtstag. Frankfurt am Main 2000, S. 163–168.</ref>) Simile-Prinzips lässt sich nicht allein auf Hahnemann zurückführen.<ref>Annemarie Maier: ''Der Ähnlichkeitsgedanke vor Hahnemann.'' Medizinische Dissertation Freiburg im Breisgau 1944.</ref> Ansatzweise findet sie sich bereits im [[Corpus Hippocraticum]] und den Schriften des [[Paracelsus|Theophrast von Hohenheim]] ''(Paracelsus)'':<ref>Robert Jütte: ''Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute''. C.H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3-406-40495-2, S. 180.</ref>
 
Die Idee eines (auch in den „Etymologien“ des [[Isidor von Sevilla]] im 7. Jahrhundert von anderen Heilmethoden unterschiedenen<ref>Bernhard Dietrich Haage: ''„curatio aut ex contrariis, aut ex similibus“ (Isidor, Etymologien, IV, IX,5). Zu ‘Parzival’ 489,22–490,30.'' In: Martin Ehrenfeuchter, Thomas Ehlen (Hrsg.): ''„Als das wissend die meister wol“. Beiträge zur Darstellung und Vermittlung von Wissen in Fachliteratur und Dichtung des Mittelalters und der frühen Neuzeit.'' Walter Blank zum 65. Geburtstag. Frankfurt am Main 2000, S. 163–168.</ref>) Simile-Prinzips lässt sich nicht allein auf Hahnemann zurückführen.<ref>Annemarie Maier: ''Der Ähnlichkeitsgedanke vor Hahnemann.'' Medizinische Dissertation Freiburg im Breisgau 1944.</ref> Ansatzweise findet sie sich bereits im [[Corpus Hippocraticum]] und den Schriften des [[Paracelsus|Theophrast von Hohenheim]] ''(Paracelsus)'':<ref>Robert Jütte: ''Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute''. C.H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3-406-40495-2, S. 180.</ref>
  
</blockquote>„Die Krankheit entsteht durch Einflüsse, die den Heilmitteln ähnlich wirken, und der Krankheitszustand wird beseitigt durch Mittel, die ihm ähnliche Erscheinungen hervorrufen.“(Hippokrates von Kos, 460 v. Chr. – um 370 v. Chr.) <ref>Matthias Dorcsi: Homöopathie heute, Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1996</ref>
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</blockquote> „Die Krankheit entsteht durch Einflüsse, die den Heilmitteln ähnlich wirken, und der Krankheitszustand wird beseitigt durch Mittel, die ihm ähnliche Erscheinungen hervorrufen.“(Hippokrates von Kos, 460 v. Chr. – um 370 v. Chr.) <ref>Matthias Dorcsi: Homöopathie heute, Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1996</ref>
  
</blockquote>„Ähnliches wird durch Ähnliches behandelt und nicht Gegensätze durch Gegensätze.“ (Theophrast von Hohenheim, 1493–1541)<ref>Robert Jütte: ''Simile-Prinzip.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1332 f.</ref>
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</blockquote> „Ähnliches wird durch Ähnliches behandelt und nicht Gegensätze durch Gegensätze.“ (Theophrast von Hohenheim, 1493–1541)<ref>Robert Jütte: ''Simile-Prinzip.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1332 f.</ref>
  
 
==Entdeckung durch Hahnemann==
 
==Entdeckung durch Hahnemann==
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<ref>Abschnitt aus Wichmann, Jörg: Die andere Wirklichkeit der Homöopathie, Verlag Neue Erde 2001, S.14</ref> [[Samuel_Hahnemann|Samuel Hahnemann]], der Begründer der Homöopathie, stieß auf dieses Gesetz der Ähnlichkeiten, als er beim Übersetzen eines medizinischen Buches eine Behauptung über die Wirkungen von Chinarinde überprüfen wollte.<ref>Georg Bayr: ''Hahnemanns Selbstversuch mit der Chinarinde 1790. Die Konzipierung der Homöopathie.'' Haug, Heidelberg 1989, ISBN 3-8304-0210-4.</ref> Er nahm sie einfach ein paar Tage lang ein und bemerkte zu seiner Überraschung, daß diese Substanz bei ihm als Gesundem sehr typische Malariasymptome hervorrief. Chinarinde war damals das übliche medizinische Hauptmittel gegen diese schwere Tropenkrankheit, und auch heute noch verwendet die Schulmedizin chemisch modifizierte Extrakte aus der Chinarinde gegen Malaria. Hahnemann erlebte also an sich die Symptome, gegen welche die Chinarinde eigentich eingesetzt wurde – ausgelöst durch das Heilmittel selbst. Er experimentierte weiter, an sich und an Familienmitgliedern, und fand heraus, daß er auf eine allgemeine Gesetzmäßigkeit gestoßen war, die auch von Ärzten der Antike, von dem berühmten Hippokrates etwa, und dem wichtigsten Arzt des späten Mittelalters, von Paracelsus, formuliert worden war. Als gebildeter und belesener Gelehrter wird Hahnemann von den Ideen seiner Vorgänger über Heilung durch Ähnliches sicherlich gewußt haben, aber es entsprach dem Geist seiner Zeit, daß er auf eine Behauptung erst vertraute, als er sie durch Versuche selbst bestätigen konnte. Den Rest seines Lebens verbrachte Hahnemann damit, an dieser Idee weiter zu forschen, neue Heilmittel zu prüfen und die Ergebnisse zu systematisieren, die Regeln seiner Heilweise zu verfeinern und eine Zubereitungsform der „homöopathischen“ Mittel (wie er sie dann nannte) zu erarbeiten, die seinen hohen Ansprüchen an eine schnell, sanft und dauerhaft wirkende Arznei genügte.
 
<ref>Abschnitt aus Wichmann, Jörg: Die andere Wirklichkeit der Homöopathie, Verlag Neue Erde 2001, S.14</ref> [[Samuel_Hahnemann|Samuel Hahnemann]], der Begründer der Homöopathie, stieß auf dieses Gesetz der Ähnlichkeiten, als er beim Übersetzen eines medizinischen Buches eine Behauptung über die Wirkungen von Chinarinde überprüfen wollte.<ref>Georg Bayr: ''Hahnemanns Selbstversuch mit der Chinarinde 1790. Die Konzipierung der Homöopathie.'' Haug, Heidelberg 1989, ISBN 3-8304-0210-4.</ref> Er nahm sie einfach ein paar Tage lang ein und bemerkte zu seiner Überraschung, daß diese Substanz bei ihm als Gesundem sehr typische Malariasymptome hervorrief. Chinarinde war damals das übliche medizinische Hauptmittel gegen diese schwere Tropenkrankheit, und auch heute noch verwendet die Schulmedizin chemisch modifizierte Extrakte aus der Chinarinde gegen Malaria. Hahnemann erlebte also an sich die Symptome, gegen welche die Chinarinde eigentich eingesetzt wurde – ausgelöst durch das Heilmittel selbst. Er experimentierte weiter, an sich und an Familienmitgliedern, und fand heraus, daß er auf eine allgemeine Gesetzmäßigkeit gestoßen war, die auch von Ärzten der Antike, von dem berühmten Hippokrates etwa, und dem wichtigsten Arzt des späten Mittelalters, von Paracelsus, formuliert worden war. Als gebildeter und belesener Gelehrter wird Hahnemann von den Ideen seiner Vorgänger über Heilung durch Ähnliches sicherlich gewußt haben, aber es entsprach dem Geist seiner Zeit, daß er auf eine Behauptung erst vertraute, als er sie durch Versuche selbst bestätigen konnte. Den Rest seines Lebens verbrachte Hahnemann damit, an dieser Idee weiter zu forschen, neue Heilmittel zu prüfen und die Ergebnisse zu systematisieren, die Regeln seiner Heilweise zu verfeinern und eine Zubereitungsform der „homöopathischen“ Mittel (wie er sie dann nannte) zu erarbeiten, die seinen hohen Ansprüchen an eine schnell, sanft und dauerhaft wirkende Arznei genügte.
 
</br>Hahnemann formulierte 1796 das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie in Form eines Postulats, veröffentlicht in [[Christoph Wilhelm Hufeland]]s ''Journal der praktischen Arzneikunde''. Hahnemann schrieb hierzu in seinem Grundlagenwerk der Homöopathie, dem [[Organon der Heilkunst]]:
 
</br>Hahnemann formulierte 1796 das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie in Form eines Postulats, veröffentlicht in [[Christoph Wilhelm Hufeland]]s ''Journal der praktischen Arzneikunde''. Hahnemann schrieb hierzu in seinem Grundlagenwerk der Homöopathie, dem [[Organon der Heilkunst]]:
  „Durch Beobachtung, Nachdenken und Erfahrung fand ich, daß im Gegentheile von der alten Allöopathie die wahre, richtige, beste Heilung zu finden sei in dem Satze: Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll!“ <ref>Samuel Hahnemann: ''Organon der Heilkunst.'' 6. Auflage, Einleitung</ref>
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</blockquote> „Durch Beobachtung, Nachdenken und Erfahrung fand ich, daß im Gegentheile von der alten Allöopathie die wahre, richtige, beste Heilung zu finden sei in dem Satze: Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll!“ <ref>Samuel Hahnemann: ''Organon der Heilkunst.'' 6. Auflage, Einleitung</ref>
  
 
Voraussetzungen für die Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips in der Homöopathie sind zum einen die Kenntnis der Wirkung der homöopathischen Mittel (siehe „Homöopathische Arzneimittelprüfung“) und zum anderen die exakte Erfassung des Symptombildes des Patienten in der homöopathischen Anamnese.
 
Voraussetzungen für die Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips in der Homöopathie sind zum einen die Kenntnis der Wirkung der homöopathischen Mittel (siehe „Homöopathische Arzneimittelprüfung“) und zum anderen die exakte Erfassung des Symptombildes des Patienten in der homöopathischen Anamnese.

Version vom 7. Dezember 2018, 10:06 Uhr

Similia similibus curentur (lat.)– Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt.” So lautet der berühmte Satz von Samuel Hahnemann, der auch als Simile-Prinzip bezeichnet wird.

Das Ähnlichkeitsgesetz ist das Grundprinzip der Homöopathie. Nur jenes homöopathische Arzneimittel kann wirken, das in einer Prüfung am Gesunden (der so genannten homöopathischen Arzneimittelprüfung) die ähnlichsten Symptome hervorgerufen hat, an denen der Erkrankte leidet.
Er hat an vielen Prüfern Beschwerden ganz ähnlicher Art auf eine Arznei beobachtet; dann hat er die Idee gehabt, dass die ähnlichen Beschwerden eines Patienten mit eben dieser Arznei zu heilen sind.
Die Zusammenstellung zahlreicher Symptome aus Arzneimittelprüfungen und ihrer klinischen Bestätigungen wird als „Arzneimittelbild“ bezeichnet.

„Jedes wirksame Arzneimittel erregt im menschlichen Körper eine Art von eigner Krankheit, eine desto eigenthümlichere, ausgezeichnetere und heftigere Krankheit, je wirksamer die Arznei ist. Man ahme der Natur nach, welche zuweilen eine chronische Krankheit durch eine andre hinzukommende heilt und wende in der zu heilenden (vorzüglich chronischen) Krankheit dasjenige Arzneimittel an, welches eine andre, möglichst ähnliche, künstliche Krankheit zu erregen im Stande ist und jene wird geheilet werden; Similia similibus.“ (Samuel Hahnemann)[1]

Ähnlichkeitsbeziehungen aus unserem Alltag: der stimulierende Kaffee kann das Mittel gegen Schlaflosigkeit sein und die Zwiebel als homöopathische Arznei zubereitet, kann einen Schnupfen heilen, bei dem die Augen tränen und ein wässriges, wund machendes Nasensekret entsteht.

Geschichte

Die Idee eines (auch in den „Etymologien“ des Isidor von Sevilla im 7. Jahrhundert von anderen Heilmethoden unterschiedenen[2]) Simile-Prinzips lässt sich nicht allein auf Hahnemann zurückführen.[3] Ansatzweise findet sie sich bereits im Corpus Hippocraticum und den Schriften des Theophrast von Hohenheim (Paracelsus):[4]

„Die Krankheit entsteht durch Einflüsse, die den Heilmitteln ähnlich wirken, und der Krankheitszustand wird beseitigt durch Mittel, die ihm ähnliche Erscheinungen hervorrufen.“(Hippokrates von Kos, 460 v. Chr. – um 370 v. Chr.) [5] „Ähnliches wird durch Ähnliches behandelt und nicht Gegensätze durch Gegensätze.“ (Theophrast von Hohenheim, 1493–1541)[6]

Entdeckung durch Hahnemann

[7] Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, stieß auf dieses Gesetz der Ähnlichkeiten, als er beim Übersetzen eines medizinischen Buches eine Behauptung über die Wirkungen von Chinarinde überprüfen wollte.[8] Er nahm sie einfach ein paar Tage lang ein und bemerkte zu seiner Überraschung, daß diese Substanz bei ihm als Gesundem sehr typische Malariasymptome hervorrief. Chinarinde war damals das übliche medizinische Hauptmittel gegen diese schwere Tropenkrankheit, und auch heute noch verwendet die Schulmedizin chemisch modifizierte Extrakte aus der Chinarinde gegen Malaria. Hahnemann erlebte also an sich die Symptome, gegen welche die Chinarinde eigentich eingesetzt wurde – ausgelöst durch das Heilmittel selbst. Er experimentierte weiter, an sich und an Familienmitgliedern, und fand heraus, daß er auf eine allgemeine Gesetzmäßigkeit gestoßen war, die auch von Ärzten der Antike, von dem berühmten Hippokrates etwa, und dem wichtigsten Arzt des späten Mittelalters, von Paracelsus, formuliert worden war. Als gebildeter und belesener Gelehrter wird Hahnemann von den Ideen seiner Vorgänger über Heilung durch Ähnliches sicherlich gewußt haben, aber es entsprach dem Geist seiner Zeit, daß er auf eine Behauptung erst vertraute, als er sie durch Versuche selbst bestätigen konnte. Den Rest seines Lebens verbrachte Hahnemann damit, an dieser Idee weiter zu forschen, neue Heilmittel zu prüfen und die Ergebnisse zu systematisieren, die Regeln seiner Heilweise zu verfeinern und eine Zubereitungsform der „homöopathischen“ Mittel (wie er sie dann nannte) zu erarbeiten, die seinen hohen Ansprüchen an eine schnell, sanft und dauerhaft wirkende Arznei genügte.
Hahnemann formulierte 1796 das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie in Form eines Postulats, veröffentlicht in Christoph Wilhelm Hufelands Journal der praktischen Arzneikunde. Hahnemann schrieb hierzu in seinem Grundlagenwerk der Homöopathie, dem Organon der Heilkunst:

„Durch Beobachtung, Nachdenken und Erfahrung fand ich, daß im Gegentheile von der alten Allöopathie die wahre, richtige, beste Heilung zu finden sei in dem Satze: Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll!“ [9]

Voraussetzungen für die Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips in der Homöopathie sind zum einen die Kenntnis der Wirkung der homöopathischen Mittel (siehe „Homöopathische Arzneimittelprüfung“) und zum anderen die exakte Erfassung des Symptombildes des Patienten in der homöopathischen Anamnese.

Rolle des Ähnlichkeitsprinzips in der Homöopathie

Innerhalb der homöopathischen Theorie und Praxis nimmt das Simile-Prinzip die wesentliche Rolle ein, nicht jedoch – wie häufig angenommen – die Potenzierung. Die Gabe eines Arzneimittels ist genau dann als „homöopathisch“ anzusehen, wenn es gemäß dem Ähnlichkeitsgesetz verordnet ist, unabhängig davon, ob es sich um eine potenzierte Substanz handelt oder nicht.
Umgekehrt ist die Anwendung einer potenzierten Substanz ohne die Ähnlichkeit nicht als eine Verwendung im Rahmen der Homöopathie anzusehen.

Similimum

Der Begriff des Similimum (lat. Superlativ zu Simile) bezeichnet das ähnlichst mögliche Mittel, also dasjenige, das zu einem Beschwerdebild die vollkommene Ähnlichkeit aufweist und somit in der Lage ist, dieses vollständig und nachhaltig auszuheilen.
Der Begriff ist innerhalb der homöopathischen Methodik umstritten und gehört in dieser Form nicht zum Kernbestand der homöopathischen Arbeit.

Weltanschauliche Einordnung

Das Simile-Prinzip stellt ein eigenes Postulat über einen Wirkungszusammenhang in der Welt dar und läßt sich bisher nicht auf andere naturwissenschaftlich formulierte Gesetzmäßigkeiten zurückführen oder mit diesen in Beziehung setzen. Was als „Ähnlichkeit“ bezeichnet wird, ist ein für den menschlichen Geist erkennbares und beschreibbares Muster, das sich jedoch nicht mathematisch abbilden oder durch Messgeräte erfassen läßt.
Es ist vielmehr verbunden mit dem Analogie-Denken und auch verwandt mit der Signaturenlehre, die jedoch von Hahnemann und den meisten ihm folgenden Homöopathen ausdrücklich und zum Teil vehement abgelehnt wurde und wird.


Fußnoten:

  1. Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen. In: Christoph Wilhelm Hufeland (Hrsg.): Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst. Zweiter Band, 1796.
  2. Bernhard Dietrich Haage: „curatio aut ex contrariis, aut ex similibus“ (Isidor, Etymologien, IV, IX,5). Zu ‘Parzival’ 489,22–490,30. In: Martin Ehrenfeuchter, Thomas Ehlen (Hrsg.): „Als das wissend die meister wol“. Beiträge zur Darstellung und Vermittlung von Wissen in Fachliteratur und Dichtung des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Walter Blank zum 65. Geburtstag. Frankfurt am Main 2000, S. 163–168.
  3. Annemarie Maier: Der Ähnlichkeitsgedanke vor Hahnemann. Medizinische Dissertation Freiburg im Breisgau 1944.
  4. Robert Jütte: Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute. C.H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3-406-40495-2, S. 180.
  5. Matthias Dorcsi: Homöopathie heute, Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1996
  6. Robert Jütte: Simile-Prinzip. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1332 f.
  7. Abschnitt aus Wichmann, Jörg: Die andere Wirklichkeit der Homöopathie, Verlag Neue Erde 2001, S.14
  8. Georg Bayr: Hahnemanns Selbstversuch mit der Chinarinde 1790. Die Konzipierung der Homöopathie. Haug, Heidelberg 1989, ISBN 3-8304-0210-4.
  9. Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. 6. Auflage, Einleitung